Bayerisches Iugenöschutz
Von Oskar Maria Graf Zeichnung von Herber« Anger
„Is jetz derMuchfranzl
eigntli a Bayer?" fragt
der Lenz den Beni. Dar-
auf der Beni: „Jaja, do
fcho . . . Der iS scho a
Baya . . ." Der Lenz
(schnell einfallend): „Ja-
ja, a Baya iS er scho,
aba a Frank' . . ."
*
Ich treffe meinen
Freund und Spezi, den
Simmeringer Wastl.
„Host jetz du anBenzeder-
Girgl kennt?" fragt der
Wastl. - Ich: „Na . ."
— Er: „Der iS jetz
Wachtmoasta word'n . ."
*
Der Metzgermeifter
Ignatz Wurmseder aus
München hat sich nach
langjährigem Sträuben
endlich einmal von seiner
Alten bewegen lasten,
nach Kochel zu fahren und
ist auf den Herzogftand
hinaufgestiegen. Beim Ab-
stieg kamen die zwei in
ein Wetter. Wurmseder
mußte seine Frau in der
Wirtschaft zurücklaffen
und kommt in ein Kocheler
Schuhgeschäft.
„Grüaß Good!" sagt er fuchsteufelswild, und ehe der Schuh-
geschäftsinhaber überhaupt nach seinem Begehren fragen kann,
fängt er zu granteln an: „I wui Ihana wos sogn, Herr Nach-
bar — a Wei und a Kaibi! Nir damischere konnö ja doch
Lebnödauer net gebn. . . . Jetz gib i scho amoi noch und sog
Ja zu oin. . . . I fahr rauf auf Kochi und mir fteign an
Herzogftand nauf. Und woS glaab'nö, daß oziagt, dös saudumm'
Luada, dös saudumm? . . . Weiße Stoffschuahch ziagts o!
. . . I hobs ihr glei gsogt: Ziag woS fest's o, wenn ma ins
Gebirg geht, loß deine Ballschuahch dahoam. . . . Aba na, nir
Hots ghoifa! Sie ziagt ihre weiß'n Schuahch o! ... Mir
steign aufi aufn Herzogftand und kemma ins Wetta nei! . . .
Jetzt hockts drentn in da Wirtschaft und konn nimma weita,
der damisch Hofa! . . . Jetz hob i's! . . . Geh sans so guat,
a Poor Schuahch möcht i! . . . Neinadreißig. . . . Derfa
aa oite sei! ... Grod daß er hoamfahrn konn, der damisch
Schlampn, der damisch! . . . Kostnö wos mögn, mehra ois
fünf Markln gib i net
aus! . . . Meinertwegn
laafts barfuaß bis auf
Minka, wenn's mehra
koftn . . .!"
Ob der Handel wirklich
zustande kam, entzieht sich
meiner Kenntnis.
Der Heingeiger-Irgl ist
in die psychiatrische Klinik
eingeliefert worden. Der
Geheimrat Profeffor Krä-
pelin persönlich hat ihn
untersucht.
„Na, Heingeiger, was
sehn Sie denn immer? ...
Weiße Mäuse, was?"
fragt Herr Geheimrat
und lächelt verbind-
lich, weil der Irgl so ein
trauriges Gesicht macht.
„Nana, weiße Mais
siehch i net . . . Nana,
Mais net!" gibt der
Patient endlich zurück und
schüttelt den Kopf: „Dös
net! . . ."
„Na, was denn dann,
Heingeiger, hm? . . .
Einen alten Esel, hm? ..
Drehn Sie sich mal um?
Sehn Sie einen alten
Esel, hm?" fragt der Pro-
festor wacker weiter und
betrachtet den Hinterkopf
vom Irgl: „Hm, was
sehn Sie jetzt?"
„Jetz siehch i 'n nimma!" brummt der Irgl endlich.
„Was denn?"
„Den oitn Es'l!" gibt der Irgl zurück und schweigt.
*
Vor einiger Zeit veröffentlichte ein Witzblatt von mir eine
Geschichte über König Ludwig II. und mein Heimatdorf. Das
erregte die Leute dort ungemein. Sie kamen zu meinem Bru-
der und schimpften furchtbar auf mich, und da ich von jeher bei
den Dörflern im schlechtesten Rufe stehe, das betreffende Witz-
blatt außerdem gerade in jener Nummer „anstößige" Bilder
hatte, so beschuldigen die Leute mich zuguterletzt sogar, diese
Illustrationen ebenfalls gemacht zu haben. Mein Bruder ver-
suchte ihnen das auszureden und beschwor schließlich, daß ich
überhaupt nicht zeichnen könnte. Plötzlich schrie einer der
Männer mit deutlichster Bestimmtheit: „Der hot doch a
Atelier! . . . Der muaß 'S ja gmacht hobn, dö nackertn Weiba!
Zu woS hätt' er denn nachha übahaaps a Atelier?!"
Da erfahrungsgemäß eine allzu innige Berührung mit der Natur
die Jugend sittlichen Gefahren aussetzt, hat der Reichsjugendschutz
in diesem Frühjahr alle erdenklichen Maßnahmen getroffen.
Karl Schnog: Wissen Sie schon?
Wissen Sie schon, daß der „Ufa“-Diktator
auch einen Konsul Marx mitgekauft,
der ein gerissener Organisator.
(Zwar nicht germanisch, doch dafür getauft?)
Wissen Sie schon, daß Wilhelms, des Zwoten,
Gattin jüngst Unter den Linden logiert?
Ihr ist erlaubt, was ihm noch verboten.
(Hat sie nicht recht, wenn sie still inspiziert?)
Wissen Sie schon, daß Ford, der Soziale,
in Detroit mit seinem Auto gestürzt?
Nennt er’s Malheur, sein Blatt schreibt: Kabale!
(So wird zu Progromen der Knoten geschürzt!)
Wissen Sie schon, daß ein Gottesvertreter
die Polizei in der Kirche verflucht?
Doch die war im Recht, trotz all dem Gezeter.
(Auch Pfarrer werden vom Teufel versucht!)
Wissen Sie schon, daß in Gießen ein Kenner
dies Loblied geprägt, das Totschlägern galt:
„Von Vaterlandsliebe erglühende Männer!?“
(Wen wundert’s, wenn wo ein Mordgewehr knallt?)
Wissen Sie schon, in jeder Fabrik sind
Spione und Denunzianten geh’n um!
Wissen Sie schon, daß wir Republik sind?
(Es spricht sich mit der Zeit noch herum!!)
Von Oskar Maria Graf Zeichnung von Herber« Anger
„Is jetz derMuchfranzl
eigntli a Bayer?" fragt
der Lenz den Beni. Dar-
auf der Beni: „Jaja, do
fcho . . . Der iS scho a
Baya . . ." Der Lenz
(schnell einfallend): „Ja-
ja, a Baya iS er scho,
aba a Frank' . . ."
*
Ich treffe meinen
Freund und Spezi, den
Simmeringer Wastl.
„Host jetz du anBenzeder-
Girgl kennt?" fragt der
Wastl. - Ich: „Na . ."
— Er: „Der iS jetz
Wachtmoasta word'n . ."
*
Der Metzgermeifter
Ignatz Wurmseder aus
München hat sich nach
langjährigem Sträuben
endlich einmal von seiner
Alten bewegen lasten,
nach Kochel zu fahren und
ist auf den Herzogftand
hinaufgestiegen. Beim Ab-
stieg kamen die zwei in
ein Wetter. Wurmseder
mußte seine Frau in der
Wirtschaft zurücklaffen
und kommt in ein Kocheler
Schuhgeschäft.
„Grüaß Good!" sagt er fuchsteufelswild, und ehe der Schuh-
geschäftsinhaber überhaupt nach seinem Begehren fragen kann,
fängt er zu granteln an: „I wui Ihana wos sogn, Herr Nach-
bar — a Wei und a Kaibi! Nir damischere konnö ja doch
Lebnödauer net gebn. . . . Jetz gib i scho amoi noch und sog
Ja zu oin. . . . I fahr rauf auf Kochi und mir fteign an
Herzogftand nauf. Und woS glaab'nö, daß oziagt, dös saudumm'
Luada, dös saudumm? . . . Weiße Stoffschuahch ziagts o!
. . . I hobs ihr glei gsogt: Ziag woS fest's o, wenn ma ins
Gebirg geht, loß deine Ballschuahch dahoam. . . . Aba na, nir
Hots ghoifa! Sie ziagt ihre weiß'n Schuahch o! ... Mir
steign aufi aufn Herzogftand und kemma ins Wetta nei! . . .
Jetzt hockts drentn in da Wirtschaft und konn nimma weita,
der damisch Hofa! . . . Jetz hob i's! . . . Geh sans so guat,
a Poor Schuahch möcht i! . . . Neinadreißig. . . . Derfa
aa oite sei! ... Grod daß er hoamfahrn konn, der damisch
Schlampn, der damisch! . . . Kostnö wos mögn, mehra ois
fünf Markln gib i net
aus! . . . Meinertwegn
laafts barfuaß bis auf
Minka, wenn's mehra
koftn . . .!"
Ob der Handel wirklich
zustande kam, entzieht sich
meiner Kenntnis.
Der Heingeiger-Irgl ist
in die psychiatrische Klinik
eingeliefert worden. Der
Geheimrat Profeffor Krä-
pelin persönlich hat ihn
untersucht.
„Na, Heingeiger, was
sehn Sie denn immer? ...
Weiße Mäuse, was?"
fragt Herr Geheimrat
und lächelt verbind-
lich, weil der Irgl so ein
trauriges Gesicht macht.
„Nana, weiße Mais
siehch i net . . . Nana,
Mais net!" gibt der
Patient endlich zurück und
schüttelt den Kopf: „Dös
net! . . ."
„Na, was denn dann,
Heingeiger, hm? . . .
Einen alten Esel, hm? ..
Drehn Sie sich mal um?
Sehn Sie einen alten
Esel, hm?" fragt der Pro-
festor wacker weiter und
betrachtet den Hinterkopf
vom Irgl: „Hm, was
sehn Sie jetzt?"
„Jetz siehch i 'n nimma!" brummt der Irgl endlich.
„Was denn?"
„Den oitn Es'l!" gibt der Irgl zurück und schweigt.
*
Vor einiger Zeit veröffentlichte ein Witzblatt von mir eine
Geschichte über König Ludwig II. und mein Heimatdorf. Das
erregte die Leute dort ungemein. Sie kamen zu meinem Bru-
der und schimpften furchtbar auf mich, und da ich von jeher bei
den Dörflern im schlechtesten Rufe stehe, das betreffende Witz-
blatt außerdem gerade in jener Nummer „anstößige" Bilder
hatte, so beschuldigen die Leute mich zuguterletzt sogar, diese
Illustrationen ebenfalls gemacht zu haben. Mein Bruder ver-
suchte ihnen das auszureden und beschwor schließlich, daß ich
überhaupt nicht zeichnen könnte. Plötzlich schrie einer der
Männer mit deutlichster Bestimmtheit: „Der hot doch a
Atelier! . . . Der muaß 'S ja gmacht hobn, dö nackertn Weiba!
Zu woS hätt' er denn nachha übahaaps a Atelier?!"
Da erfahrungsgemäß eine allzu innige Berührung mit der Natur
die Jugend sittlichen Gefahren aussetzt, hat der Reichsjugendschutz
in diesem Frühjahr alle erdenklichen Maßnahmen getroffen.
Karl Schnog: Wissen Sie schon?
Wissen Sie schon, daß der „Ufa“-Diktator
auch einen Konsul Marx mitgekauft,
der ein gerissener Organisator.
(Zwar nicht germanisch, doch dafür getauft?)
Wissen Sie schon, daß Wilhelms, des Zwoten,
Gattin jüngst Unter den Linden logiert?
Ihr ist erlaubt, was ihm noch verboten.
(Hat sie nicht recht, wenn sie still inspiziert?)
Wissen Sie schon, daß Ford, der Soziale,
in Detroit mit seinem Auto gestürzt?
Nennt er’s Malheur, sein Blatt schreibt: Kabale!
(So wird zu Progromen der Knoten geschürzt!)
Wissen Sie schon, daß ein Gottesvertreter
die Polizei in der Kirche verflucht?
Doch die war im Recht, trotz all dem Gezeter.
(Auch Pfarrer werden vom Teufel versucht!)
Wissen Sie schon, daß in Gießen ein Kenner
dies Loblied geprägt, das Totschlägern galt:
„Von Vaterlandsliebe erglühende Männer!?“
(Wen wundert’s, wenn wo ein Mordgewehr knallt?)
Wissen Sie schon, in jeder Fabrik sind
Spione und Denunzianten geh’n um!
Wissen Sie schon, daß wir Republik sind?
(Es spricht sich mit der Zeit noch herum!!)