Zeichnung von Willi Steiner
Leibriemen-Philosophie
„De Appetit kümmt bi't Eten. Hei kümmt oewer irsi recht, wenn du nix to eten hest!"
Höflichkeit
Pauline Maske liest einen schönen Zeitungsroman.
„3a, ja die früheren Zeilen", stöhnt sie zu ihrem Mann
hinüber.
„Washaftedennschonwieder?"
„3a, in früheren Zeiten war eS eben doch anders. Da lese
rch, wie höflich einst die Männer waren. Wenn eine Königin
aus dem Wagen stieg, zog der Höfling seinen guten Mantel
auS und breitete ihn als Teppich auf den schmutzigen Boden
für den Fuß der Königin."
Davon ist Pauline Maske restlos begeistert.
Dem Mann ist die Sache vollkommen schnuppe.
Aber Pauline läßt nicht locker.
„Na und wie iffes heute? Gestern setzt sich bloß meine Mutier
auf deinen schwarzen steifen Hut und du machst gleich einen
Riesenkrach!"
Belange
Große politische Demonstration der Völkischen.
Frontalangriff von 20 Mann auf einen jüdischen Herrn.
Nach minutenlanger Behandlung hat der Herr nichts dagegen
einzuwenden, daß man seine goldene Uhr zum Andenken an
dieses reizende Zusammentreffen mitnimmt.
„Um Himmelswillen, was geht hier vor?" fragt ein
Passant.
„Frag' nich' so dämlich, Mensch!" haucht man ihn an.
„Bei unS gehen allemal die vaterländischen Belange vor!"
Karl Schnog: Wie sieht’s bei dir zu Hause aus?
Zur öffentlichen Sittlichkeitspropaganda des Evangelischen Frauenbundes.
Damen mit barchentnen Unterhosen
und mit Kreuzchen auf der Hühnerbrust
wettern jetzt in potsdämlichen Posen
gegen (selbst versäumte) Sinnenlust.
Mit den hochgeschlossnen Fischgrat-Börtchen
siehst du sie in jedem Heim als Gast,
und sie schnüffeln an geheimen Örtchen,
ob du nichts Verworfnes um dich hast.
Sie beriechen jedes weiße Laken,
ihre Nasen werden bleich und spitz,
und sie forschen gierig in Kloaken,
ob nicht dort etwa der Sünde Sitz.
In Versammlungen, auf Formularen
wo man predigt, säuselt, flucht und schreibt,
möchten sie fürs Leben gern erfahren,
was ihr hinter euren Türen treibt.
Schickt man dir solch einen Fragezettel,
fülle ihn. in diesem Sinne aus:
„Wie’s hier aussieht, liebe alte Vettel?
Sicher besser, als bei dir zuhaus!“
Leibriemen-Philosophie
„De Appetit kümmt bi't Eten. Hei kümmt oewer irsi recht, wenn du nix to eten hest!"
Höflichkeit
Pauline Maske liest einen schönen Zeitungsroman.
„3a, ja die früheren Zeilen", stöhnt sie zu ihrem Mann
hinüber.
„Washaftedennschonwieder?"
„3a, in früheren Zeiten war eS eben doch anders. Da lese
rch, wie höflich einst die Männer waren. Wenn eine Königin
aus dem Wagen stieg, zog der Höfling seinen guten Mantel
auS und breitete ihn als Teppich auf den schmutzigen Boden
für den Fuß der Königin."
Davon ist Pauline Maske restlos begeistert.
Dem Mann ist die Sache vollkommen schnuppe.
Aber Pauline läßt nicht locker.
„Na und wie iffes heute? Gestern setzt sich bloß meine Mutier
auf deinen schwarzen steifen Hut und du machst gleich einen
Riesenkrach!"
Belange
Große politische Demonstration der Völkischen.
Frontalangriff von 20 Mann auf einen jüdischen Herrn.
Nach minutenlanger Behandlung hat der Herr nichts dagegen
einzuwenden, daß man seine goldene Uhr zum Andenken an
dieses reizende Zusammentreffen mitnimmt.
„Um Himmelswillen, was geht hier vor?" fragt ein
Passant.
„Frag' nich' so dämlich, Mensch!" haucht man ihn an.
„Bei unS gehen allemal die vaterländischen Belange vor!"
Karl Schnog: Wie sieht’s bei dir zu Hause aus?
Zur öffentlichen Sittlichkeitspropaganda des Evangelischen Frauenbundes.
Damen mit barchentnen Unterhosen
und mit Kreuzchen auf der Hühnerbrust
wettern jetzt in potsdämlichen Posen
gegen (selbst versäumte) Sinnenlust.
Mit den hochgeschlossnen Fischgrat-Börtchen
siehst du sie in jedem Heim als Gast,
und sie schnüffeln an geheimen Örtchen,
ob du nichts Verworfnes um dich hast.
Sie beriechen jedes weiße Laken,
ihre Nasen werden bleich und spitz,
und sie forschen gierig in Kloaken,
ob nicht dort etwa der Sünde Sitz.
In Versammlungen, auf Formularen
wo man predigt, säuselt, flucht und schreibt,
möchten sie fürs Leben gern erfahren,
was ihr hinter euren Türen treibt.
Schickt man dir solch einen Fragezettel,
fülle ihn. in diesem Sinne aus:
„Wie’s hier aussieht, liebe alte Vettel?
Sicher besser, als bei dir zuhaus!“