Zeichnung von Alois Floralb
„Nee, junger Mann, zweeschlafrige Hängematten ham wa nich: aba für jungverheiratete Brautpaare kann ick
Ihnen unfern Wohnwigwam mit Kichenbenutzung warmsiens empfehlen.
Formalitäten
1. „Zieh dir doch mal die Krawatte zurecht — die sieht ja
„Geburtsanmeldung nebenan!" knurrt der Beamte böse.
Der nervöse ältere Herr, der sich fortgesetzt den Schweiß von
der Stirn wischt, begibt sich gehorsam ins Nebenzimmer.
„ . . . Vater: Oskar Walter Julius Leergang, Bankier, Berlin-
Dahlem", murmelt der Schreiber, indem er den Fall einträgt.
„Stimmt - ?"
Der Herr zuckt nervös zusammen:
„Was meinen Sie?"
„Aber so hören Sie doch zu!" fährt der Schreiber auf, „es
handelt sich hier um eine öffentliche Urkunde!" Und liest vor:
„Vater: Oskar Walter ..."
„Dcr Name stimmt genau", sagt der Herr und wischt sich
mit seltsamem Lächeln den Schweiß von der Stirn.
II.
Der Standesbeamte hat seine Schuldigkeit getan — die Gra-
tulanten tun die ihre.
Edith, die der geliebten Freundin als Trauzeugin gedient hat,
küßt sie warm-innig auf den Mund:
„Na also -, Liebling!"
„Und du bist mir wirklich nicht böse -?" lächelt Lu, die junge
Frau.
„Eine von uns mußte das Opfer bringen - - Nicht traurig
sein -: eS bleibt doch alles beim alten - -"
„Du Süße!" flüstert Lu, „morgen schicke ich dir einen Scheck."
Ein schlanker Jüngling tritt hackenknallend heran:
„Hocherfreut, gnädige Frau!" Handkuß - tiefer Blick -
leichtes Lächeln -: „Gratuliere mir von Herzen zu dieser glück-
lichen Lösung. So ist doch endlich mal Schluß mit der ewigen
Angst ..." Schnarrend laut: „Hoffe zuversichtlich, daß gnädige
Frau mir als Tennispartnerin treu bleiben! Gemischtes Doppel-
spiel und so - -"
Lu nickt:
„Bleibt alles beim alten, lieber Freund!"
Im Hintergründe stehen als glückliche Zuschauer: Lu's Schnei-
der, Lu's Schuster, Lu's Masseur, Lu's Maniceuse. Alle sind
glücklich. Und nicken einander zu, als nun der Ehemann seiner
jungen Frau den Arm bietet, um sie zum Auto zu geleiten.
„Bist du glücklich, Liebste -?" fragt er auf der Treppe.
„Sehr -" sagt Lu - als ob man sie gefragt hätte, wie ihr
das Kleid einer fremden Dame gefiele. Und dann - ein wenig
vorwurfsvoll:
fürchterlich aus — — "
III.
Privat-Klinik des Herrn Geheimrat Professor Dr. von Nepper-
ding. Aus dem Krankenzimmer tritt der Chef höchstselbst:
„Sie sind also auch der Ansicht, lieber Herr Kollege", sagt er
zu dem im Vorraum wartenden Hausarzt, „daß die zarte Kon-
stitution der Baronin den Anstrengungen einer fortschreitenden
Schwangerschaft nicht gewachsen ist, und daß die Geburt eines
Kindes sie unbedingt einer Lebensgefahr aussetzen würde?"
Der SanilätSrat nickt.
„Nach eingehender Untersuchung der lieben Patientin muß ich
mich — ich sage: leider! — Ihrer Ansicht voll und ganz an-
schließen, so daß — da das Leben der Mutter auf dem Spiel steht
- dem kleinen Eingriff gesetzlich nichts im Wege stehen dürfte —"
Der SanilätSrat nickt- Erhebt sich erleichtert. Händedruck.
„Gottseidank —!" flüstert drinnen die Patientin selig. „Jetzt
kann ich die Vollblüter-Springkonkurrenz im September doch
mitmachen!"
IV.
„Köppke gegen Köppke" ruft der Gerichtsdiener in den Kor-
ridor. Ein Herr im Pelz geht der Tür des Sitzungssaales zu und
läßt einer Dame, die sich eben mit erleichtertem Seufzer aus dem
Kreise ihrer Freundinnen löst, galant den Vortritt.
Verbeugung. Der Vorsitzende verlieft Namen und Daten.
Alles stimmt. Der Rechtsanwalt beantragt Ausschluß der Öffent-
lichkeit. Das Gericht beschließt so. Sieben Leute, die gelangweilt
auf eine andere Scheidungssache warten, verlassen schleppenden
Schrittes den Saal.
Der Anwalt der Dame verlieft die Klage, nennt die Zeugin. Die
Zeugin wird aufgerufen und erscheint. Alle Daten stimmen. Der
Vorsitzende fragt den beklagten Herrn im Pelz streng, ob er zugebe,
mit der Zeugin ehewidrigen Verkehr gepflogen, sie insbesondere
geduzt, sie intim-vertraulich berührt und geküßt zu haben.
Der Herr im Pelz nickt zustimmend und gibt alles zu.
Die Zeugin, der jeder anstehl, daß der Herr im Pelz sie nicht mit
der Feuerzange anrühren würde, verweigert die Aussage, da diese
ihr zur Unehre gereichen könne.
Somit ist klar, daß der Dame die Fortsetzung der Ehe mit dem
Herrn im Pelz nicht zugemutet werden kann, da diese durch schuld-
haftes Benehmen des Mannes vollkommen zerrüttet ist. Verkündung
„Nee, junger Mann, zweeschlafrige Hängematten ham wa nich: aba für jungverheiratete Brautpaare kann ick
Ihnen unfern Wohnwigwam mit Kichenbenutzung warmsiens empfehlen.
Formalitäten
1. „Zieh dir doch mal die Krawatte zurecht — die sieht ja
„Geburtsanmeldung nebenan!" knurrt der Beamte böse.
Der nervöse ältere Herr, der sich fortgesetzt den Schweiß von
der Stirn wischt, begibt sich gehorsam ins Nebenzimmer.
„ . . . Vater: Oskar Walter Julius Leergang, Bankier, Berlin-
Dahlem", murmelt der Schreiber, indem er den Fall einträgt.
„Stimmt - ?"
Der Herr zuckt nervös zusammen:
„Was meinen Sie?"
„Aber so hören Sie doch zu!" fährt der Schreiber auf, „es
handelt sich hier um eine öffentliche Urkunde!" Und liest vor:
„Vater: Oskar Walter ..."
„Dcr Name stimmt genau", sagt der Herr und wischt sich
mit seltsamem Lächeln den Schweiß von der Stirn.
II.
Der Standesbeamte hat seine Schuldigkeit getan — die Gra-
tulanten tun die ihre.
Edith, die der geliebten Freundin als Trauzeugin gedient hat,
küßt sie warm-innig auf den Mund:
„Na also -, Liebling!"
„Und du bist mir wirklich nicht böse -?" lächelt Lu, die junge
Frau.
„Eine von uns mußte das Opfer bringen - - Nicht traurig
sein -: eS bleibt doch alles beim alten - -"
„Du Süße!" flüstert Lu, „morgen schicke ich dir einen Scheck."
Ein schlanker Jüngling tritt hackenknallend heran:
„Hocherfreut, gnädige Frau!" Handkuß - tiefer Blick -
leichtes Lächeln -: „Gratuliere mir von Herzen zu dieser glück-
lichen Lösung. So ist doch endlich mal Schluß mit der ewigen
Angst ..." Schnarrend laut: „Hoffe zuversichtlich, daß gnädige
Frau mir als Tennispartnerin treu bleiben! Gemischtes Doppel-
spiel und so - -"
Lu nickt:
„Bleibt alles beim alten, lieber Freund!"
Im Hintergründe stehen als glückliche Zuschauer: Lu's Schnei-
der, Lu's Schuster, Lu's Masseur, Lu's Maniceuse. Alle sind
glücklich. Und nicken einander zu, als nun der Ehemann seiner
jungen Frau den Arm bietet, um sie zum Auto zu geleiten.
„Bist du glücklich, Liebste -?" fragt er auf der Treppe.
„Sehr -" sagt Lu - als ob man sie gefragt hätte, wie ihr
das Kleid einer fremden Dame gefiele. Und dann - ein wenig
vorwurfsvoll:
fürchterlich aus — — "
III.
Privat-Klinik des Herrn Geheimrat Professor Dr. von Nepper-
ding. Aus dem Krankenzimmer tritt der Chef höchstselbst:
„Sie sind also auch der Ansicht, lieber Herr Kollege", sagt er
zu dem im Vorraum wartenden Hausarzt, „daß die zarte Kon-
stitution der Baronin den Anstrengungen einer fortschreitenden
Schwangerschaft nicht gewachsen ist, und daß die Geburt eines
Kindes sie unbedingt einer Lebensgefahr aussetzen würde?"
Der SanilätSrat nickt.
„Nach eingehender Untersuchung der lieben Patientin muß ich
mich — ich sage: leider! — Ihrer Ansicht voll und ganz an-
schließen, so daß — da das Leben der Mutter auf dem Spiel steht
- dem kleinen Eingriff gesetzlich nichts im Wege stehen dürfte —"
Der SanilätSrat nickt- Erhebt sich erleichtert. Händedruck.
„Gottseidank —!" flüstert drinnen die Patientin selig. „Jetzt
kann ich die Vollblüter-Springkonkurrenz im September doch
mitmachen!"
IV.
„Köppke gegen Köppke" ruft der Gerichtsdiener in den Kor-
ridor. Ein Herr im Pelz geht der Tür des Sitzungssaales zu und
läßt einer Dame, die sich eben mit erleichtertem Seufzer aus dem
Kreise ihrer Freundinnen löst, galant den Vortritt.
Verbeugung. Der Vorsitzende verlieft Namen und Daten.
Alles stimmt. Der Rechtsanwalt beantragt Ausschluß der Öffent-
lichkeit. Das Gericht beschließt so. Sieben Leute, die gelangweilt
auf eine andere Scheidungssache warten, verlassen schleppenden
Schrittes den Saal.
Der Anwalt der Dame verlieft die Klage, nennt die Zeugin. Die
Zeugin wird aufgerufen und erscheint. Alle Daten stimmen. Der
Vorsitzende fragt den beklagten Herrn im Pelz streng, ob er zugebe,
mit der Zeugin ehewidrigen Verkehr gepflogen, sie insbesondere
geduzt, sie intim-vertraulich berührt und geküßt zu haben.
Der Herr im Pelz nickt zustimmend und gibt alles zu.
Die Zeugin, der jeder anstehl, daß der Herr im Pelz sie nicht mit
der Feuerzange anrühren würde, verweigert die Aussage, da diese
ihr zur Unehre gereichen könne.
Somit ist klar, daß der Dame die Fortsetzung der Ehe mit dem
Herrn im Pelz nicht zugemutet werden kann, da diese durch schuld-
haftes Benehmen des Mannes vollkommen zerrüttet ist. Verkündung