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Naturschwärmer

Zeichnung von Heebeei Ang«s

,Wasser - quatsch! Iriene Äeeme — quatsch! Aber Charleston im Freien - det is der wahre Lenzjenuß!"

KarlSchnog: Wozu mans auch benutzen kann

Es ist schwer, eine Erfindung zu machen oder etwas zu entdecken. Sagen die Leute. Aber das ist gar nicht wahr. Er-
finden ist leicht, Entdecken noch leichter. Erfundenes und Entdecktes richtig zu verwenden, — daö ist schwer.

Wir leben im Zeitalter der Entdeckungen und Erfindungen. Man kann auch sagen, in einer Kulturepoche. Aber wir sind
noch nicht richtig dahintergekommen. Wir haben uns bis dato viele Verwendungsmöglichkeiten entgehen lasten.

Ich möchte da einige Winke geben. Aus purer Menschenfreundlichkeit. Mir sind die Erkenntnisse nämlich auch nur so
in den Schoß gefallen. (Am Weekend, das ich bei weitgeöffnetem Maniardenfenfter verbringe.)

Hier meine Lifte:

Gntdeckunq oder Erfindung Ungeahnte Verwendung

Buchdruck ..... Verkündigung der Wahrheit

Auto.Beförderung Kranker, Schwacher, Armer

Dynamit.Sprengung von Kulturhindernisten:

Wohnungsämter, Kriegsdenkmäler usw.

Kanzel.Verkündigung der Nächstenliebe

Radio ...... Verbreitung großer, völkerverbindender

Gedanken

Zuchthaus.Besserung der Eingeschlossenen

Entdeckung oder Erfindung Ungeahnte Verwendung

Kino ....... Aufnahmen von Schönheiten der Welt

und Geheimnissen der Natur

Schule.Erziehung freier, starker, offener Menschen

Flugzeug.Austausch friedlicher Waren auf schnell-

stem Wege

Ehe.Gemeinsame Ergänzung durch gegenseitige

Erleichterung der Lasten.

Aber wer hat heute den Mut zu Experimenten?

Warnung

Der olle ehrliche Seemann ist unter
die Filmmäzenaten gegangen, und zwar
unterstützt er aufs wärmste die Grün-
dung der neuen „Volksfilm-G.m.b.H."
Von wegen „Potemkin"-Abwehr. Das
ist nicht verwunderlich. Seltsamer
scheint, daß unter der Gnadensonne des
alten U-Boots-Feindes als erstes Stan-
dardwerk ein Seedrama „U 9" reift.

Die Geldgeber sind Großindustrielle,
die Hauptdarsteller deutscher Männlich-

vor Tirpitz

keil fast ausnahmslos ehemalige Offi-
ziere, die künstlerischen Beiräte zum
Teil nationale Parlamentarier.

Eine davon sagt bei der ersten Auf-
nahme zum Regisseur: „Wenn der
Herr Großadmiral anwesend ist, dürfen
Sie niemals Ihre Manuskripte oder
ähnliche Unterlagen liegen lassen. Herr
von Tirpitz hat nämlich die Angewohn-
heit, alles schriftliche Material, das er
findet, in Gedanken mitzunehmen." K.G.

Voxhaus-Legende

Ein besonders lyrisch angehauchter
Pfarrer hatte vor dem Marmorblöckchen
des Empfangsapparates eine seiner be-
rühmten Sonntagspredigten gehalten.
Als man die Tagesneuigkeiten ver-
breiten wollte, klappte die Übertragung
nicht mehr. Man untersuchte alle Sen-
der und fand schnell die Ursache: Das
Blöckchen mußte erneuert werden. Cs
war halb geschmolzen. Die Predigt war
— zum Steinerweichen gewesen. K.G.
 
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