Versuch
Bubikopf-Französisch
Der amerikanische Forscher und
Gelehrte Mr. M. P. TickcrS
hatte, um einen Durchschnitt deS
europäischen Pathos zu bekommen,
die auf der Abrüstungskonferenz
gehaltenen Reden auf einer
Platte übereinander phonogra-
phiert. Diese Platte, die er kur;
daö „Europäische Pathos" nannte,
hatte Mr. Tickers nach Washing-
ton gebracht, um sie zum allerersten
Male dort vorzuführen. Zahlreiche
prominente Vertreter von Wissen-
schaft und Politik hatten sich unter
außerordentlicher Spannung zu-
sammengefunden, um die kombinier-
ten AbrüftungSreden anzuhören.
Es wurden Wetten abgeschlossen,
dahingehend, welcher Staat am
nachhaltigsten mit seinem morali-
schen Pathos durchdränge - ihre
Summe belief sich auf 36
Millionen Dollars. Die Tips ver-
teilten sich fast gleichmäßig auf
England, Frankreich, Deutschland
usw. Unter dem nervösen Flüstern
unerhörtester Spannung bestieg
Mr. M. P. Tickers das Podium,
auf dem schon ein großer Spezial-
apparat stand. Ehe er das kostbare
Produkt auflegte, sagte er kurz:
„Ladies and Gentlemen, was Sie jetzt zu hören bekommen, ist —
gleichsam — der Querschnitt des moralischen europäischen Pathos.
Das, was sich hier, vermöge seiner moralischen Lauter-
keit, aus dem Schall der Nationen herausschält, ist als Ge-
winn im Konto der Menschheit zu buchen. Geben Sie acht!"
Tickers legte die Platte auf und schaltete den Apparat ein —
aber es war nichts zu hören! Tableau!
„Vielleicht", rief ein Zuschauer, „haben sich beim Anhören der
Reden die Balken etwas gebogen, und der Apparat —"
„Nu — darum Hab' ich schon Sperrholz genommen; daö ist eS
Zeichnung von Hermann Abeking
„Nicht zum Wiedererkennen! Das ist wirklich ihre
Gattin?"
„Iawoll, sie ist's — sans Dutt!"
nicht", sagte Mr. Tickers. Er ließ
die Platte ein-, zwei-, dreimal ab-
schnurren - nichts. Absolute
Lautlosigkeit! Er untersuchte den
Apparat und wurde abwechselnd
blaß und rot.
Dann schlug er mit der Faust
auf den Tisch, daß das europäische
Pathos an die Erde knallte:
„Goddam!" rief er, „ich hätt's
mir gescheiterweise denken können:
— die kombinierten Aufnahmen
haben sich gegenseitig auf-
gehoben!"
Eö ging ein Mann von Jericho
nach Jerusalem (Namen sind be-
langlos) und er fiel unter die Räu-
ber. Und sie schlugen ihn windel-
weich.
„£)", sagte der Mann, „nehmt
alles Geld, was ich bei mir trage!"
„Gemacht!" sagten die Räuber,
taten also und prügelten weiter.
„0", sagte der Mann, nehmt
auch meine Kleider!"
„Gemacht!" sagten die Räuber,
taten also und pr. . . . usw.
„£>, nehmt auch noch mein
Hemd!" sagte der Mann — schon
etwas undeutlich.
sagten die Räuber, taten also und pr. . . . usw.
nunmehr zu einer gallertartigen Masse verarbeitet,
„Spaß!^
Der Mann,
murmelte, was er noch weiter zu tun habe.
„Wir prügeln dich", sagten die Räuber, „wir prügeln dich zu
einem Düngerhaufen zusammen, wenn du nicht anstandslos und für
alle Ewigkeit alle Preise zahlst, die das Kartell vor-
schrei b 1 ! "
„Ich .. ich ... ich wähle den Düngerhaufen", röchelte der
Mann.
Und verschied. s. Z—s.
Künstlicher Schnee
Kindermund
Der kleine Harry ist sehr gut
erzogen und weiß besser, wie
mancher „erwachsene" junge
Mann, was sich Damen gegen-
über schickt. Eines Tages fährt
er mit seinem Herrn Papa im
Autobus. Da kein Platz für ihn
mehr frei ist, nimmt ihn sein
Vater auf den Schoß. Kurz
darauf steigt eine junge Dame
ein und findet ebenfalls keinen
Sitzplatz, daraufhin fragt der
Kleine plötzlich ganz laut:
„Papa, soll ich der Dame dort
meinen Platz überlassen?"
®. B.
Zeichnung von Alois Jloraih
„3n Berlin haben sie seiner Dreieinigkeit den Schnee
nachgemacht."
„Soll er die Leute verklagen!"
„Kann er ja nicht, hat ja vergessen Patent an-
zumelden."
Sommerurlaub
„Wo gedenken Sie Ihren
Sommerurlaub zu verbringen,
Herr Massel?"
„Ich bleibe in Berlin."
„Wollen Sie sich denn dieses
Jahr gar keine Erholung, keine
Abwechflung gönnen?"
„Will ich ja eben", freut sich
Massel mächtig, „meine Frau
fährt nämlich dieses Jahr an
die See." Z.H.R.
Bubikopf-Französisch
Der amerikanische Forscher und
Gelehrte Mr. M. P. TickcrS
hatte, um einen Durchschnitt deS
europäischen Pathos zu bekommen,
die auf der Abrüstungskonferenz
gehaltenen Reden auf einer
Platte übereinander phonogra-
phiert. Diese Platte, die er kur;
daö „Europäische Pathos" nannte,
hatte Mr. Tickers nach Washing-
ton gebracht, um sie zum allerersten
Male dort vorzuführen. Zahlreiche
prominente Vertreter von Wissen-
schaft und Politik hatten sich unter
außerordentlicher Spannung zu-
sammengefunden, um die kombinier-
ten AbrüftungSreden anzuhören.
Es wurden Wetten abgeschlossen,
dahingehend, welcher Staat am
nachhaltigsten mit seinem morali-
schen Pathos durchdränge - ihre
Summe belief sich auf 36
Millionen Dollars. Die Tips ver-
teilten sich fast gleichmäßig auf
England, Frankreich, Deutschland
usw. Unter dem nervösen Flüstern
unerhörtester Spannung bestieg
Mr. M. P. Tickers das Podium,
auf dem schon ein großer Spezial-
apparat stand. Ehe er das kostbare
Produkt auflegte, sagte er kurz:
„Ladies and Gentlemen, was Sie jetzt zu hören bekommen, ist —
gleichsam — der Querschnitt des moralischen europäischen Pathos.
Das, was sich hier, vermöge seiner moralischen Lauter-
keit, aus dem Schall der Nationen herausschält, ist als Ge-
winn im Konto der Menschheit zu buchen. Geben Sie acht!"
Tickers legte die Platte auf und schaltete den Apparat ein —
aber es war nichts zu hören! Tableau!
„Vielleicht", rief ein Zuschauer, „haben sich beim Anhören der
Reden die Balken etwas gebogen, und der Apparat —"
„Nu — darum Hab' ich schon Sperrholz genommen; daö ist eS
Zeichnung von Hermann Abeking
„Nicht zum Wiedererkennen! Das ist wirklich ihre
Gattin?"
„Iawoll, sie ist's — sans Dutt!"
nicht", sagte Mr. Tickers. Er ließ
die Platte ein-, zwei-, dreimal ab-
schnurren - nichts. Absolute
Lautlosigkeit! Er untersuchte den
Apparat und wurde abwechselnd
blaß und rot.
Dann schlug er mit der Faust
auf den Tisch, daß das europäische
Pathos an die Erde knallte:
„Goddam!" rief er, „ich hätt's
mir gescheiterweise denken können:
— die kombinierten Aufnahmen
haben sich gegenseitig auf-
gehoben!"
Eö ging ein Mann von Jericho
nach Jerusalem (Namen sind be-
langlos) und er fiel unter die Räu-
ber. Und sie schlugen ihn windel-
weich.
„£)", sagte der Mann, „nehmt
alles Geld, was ich bei mir trage!"
„Gemacht!" sagten die Räuber,
taten also und prügelten weiter.
„0", sagte der Mann, nehmt
auch meine Kleider!"
„Gemacht!" sagten die Räuber,
taten also und pr. . . . usw.
„£>, nehmt auch noch mein
Hemd!" sagte der Mann — schon
etwas undeutlich.
sagten die Räuber, taten also und pr. . . . usw.
nunmehr zu einer gallertartigen Masse verarbeitet,
„Spaß!^
Der Mann,
murmelte, was er noch weiter zu tun habe.
„Wir prügeln dich", sagten die Räuber, „wir prügeln dich zu
einem Düngerhaufen zusammen, wenn du nicht anstandslos und für
alle Ewigkeit alle Preise zahlst, die das Kartell vor-
schrei b 1 ! "
„Ich .. ich ... ich wähle den Düngerhaufen", röchelte der
Mann.
Und verschied. s. Z—s.
Künstlicher Schnee
Kindermund
Der kleine Harry ist sehr gut
erzogen und weiß besser, wie
mancher „erwachsene" junge
Mann, was sich Damen gegen-
über schickt. Eines Tages fährt
er mit seinem Herrn Papa im
Autobus. Da kein Platz für ihn
mehr frei ist, nimmt ihn sein
Vater auf den Schoß. Kurz
darauf steigt eine junge Dame
ein und findet ebenfalls keinen
Sitzplatz, daraufhin fragt der
Kleine plötzlich ganz laut:
„Papa, soll ich der Dame dort
meinen Platz überlassen?"
®. B.
Zeichnung von Alois Jloraih
„3n Berlin haben sie seiner Dreieinigkeit den Schnee
nachgemacht."
„Soll er die Leute verklagen!"
„Kann er ja nicht, hat ja vergessen Patent an-
zumelden."
Sommerurlaub
„Wo gedenken Sie Ihren
Sommerurlaub zu verbringen,
Herr Massel?"
„Ich bleibe in Berlin."
„Wollen Sie sich denn dieses
Jahr gar keine Erholung, keine
Abwechflung gönnen?"
„Will ich ja eben", freut sich
Massel mächtig, „meine Frau
fährt nämlich dieses Jahr an
die See." Z.H.R.