Ja, Ptngüen!
„<8o!" sä Mudder Krus opn Krayenkamp in Hamborg
an de Waterkant - un trock de willen Gardin in de beste
Stuw noch mal en beten torecht -, „nu kann dat for minent-
wegen Pingften warrn!" Denn güng se in de Kök, bünn siek
en nee blaue Kökenschört vor, legg ehr roden, affschütten Hann'
öwer'n Buk tosamen un dreih siek langsam rundrüm, süst as de
lewe Gott, as he de Welt farbig
harr: Und siehe da, eS war sehr
gut! En beten harr dat ja
amenn op de Faew holn, alleen
rein muß de Kram doch warrn.
Un rein weer he. Dat TügniS
müß se siek sülben utstelln.
Un as se dor nu so stünn in
de blaue Schärt twüschen de
blanke Herdftang und den blan-
ken Waterhahn öwern Hand-
steen, schöw siek en witten Pipen-
kopp langsam, langsam üm de
Eck vun de Kökendör, un en
brummsche Stimm sä: „Na?"
Ol-Krus op sin groten Hus-
pampuschen weer't. As ol Vad-
der Noah ut de Arche stünn he
dor un mak Ogen. Un de grote,
witte Pipenkopp weer warraftig
de erste witte Duw, de he
utflegen lät, natokiken, wat dat Water vun de Sündflot all
sackt weer. Denn dat Pingften-Reinmaken höll he för en
Sündflot un güng vullr dree Daag nich ut sin Smökftuw, sin
„Olendeel", rut un verdreew siek de Tid dormit, eenen vun sin
Seilers, de ton god halw Dutz vun de side Deck dolhüngen,
frisch optotakeln.
Na, de Sündflot weer ja nu sackt. Un Mudder Krus stünn
dar a6 de Sünn na'n Regen. Dat gew nu twars kenen Regen-
bagen, aS he to en richtige Sündflot siek egentlich gehören deit,
awersten en extra gode Taß Kaffe mit wenig Ziguern to un
ftiwen Rohm; wat ebensogod en Bündnisteken twüschen de
beiden ölen Ehlüd bedüden däh, aö dat twüschen Noah un
sinen Herrgott in dat ole Testament. Un denn säten se an den
lütten runnen Disch mit de lange witte Deck un drunken und
eten darto echte Hamborger Siropökringeln, de jem ehr ole
Fründ Klas Baas in Hummelöbüttel warraftigen Gott noch
bi sunn ollmodschen Stutenbäker opftökert un jem toschickt harr.
Un de Hillige Geist sät op den breden Goldrand vun de Fest-
dagötasten vun Anno Kruk mit de Swananhalshenkels un
grien. Un dörch de halwapen Dör vun dat „Olendeel" keken
de Seehasen un Seedüwels mit
grote Ogen na dütt sünnerliche
Kleberblatt un dreihn siek an ehr
Bandwarks, ne'm se an op-
hungen weern, lisen hen un her.
Dat Kökensür hör up to snacken.
De Backabendör stünn apen
un lät den säten Geruch vun den
groten Pingftklöben sachen rut-
trecken.
Meist wag Ol-Krus sin Pip
nich in de Gang to holn; awer
he däh dat doch. Mudder KruS
kenn sinen Knaser nu all bi
lütten un kunn allenS annere
dormankdörch rüken. Se harr
all ehr Lewdag en gode Näs
hadd.
In büßen Ogenblick harr se
awer ganz wat annerS to be-
denken: se harr en VerlowungS-
mandel in den Klöben steken; wokeen de nu Pingftsünndag oder
Pingftmaandag mank de Tahn kriegen wurr?
Ehr grote Jung, eh' Hein, weer jümmer noch eenspönig un
föhr doch all fif Iohr sinen egenen Ewer. — Och ja — de Ver-
lowungsmandel! Wolang weer dat her — — as se sülben —
Harr se süfzt oder sünst wat DummeS anstellt? Ol-Krus keek
ehr rein snaksch an; sin Pip harr he — weet Gott! — dorbi
ut'n Mund nahmen. Un miteenmal — se wüsten beid gornich,
woanS dat kamen weer — harrn siek de beiden Ölen fast ümfött
un gewen siek en richtigen Säten. Un as wenn dat en Tusch
darto sin schull, güng dat op eenmal: Tsching-bumm! Tsching-
tsching-bumm! ünner dat Finster vorbi: de erste Pingftklub.
Se grienen siek an, de beiden Ölen. — — Ja: Pingften!
Hermann Claudius.
Zeichnung von Willi Steinert
Mich, von Lindenhecken: Cafe im Grünen
Hier stricken angejahrte Thusflanellden
Drei Stunden lang bei einem Kaffee Socken,
Derweilen ihre wohlbeleibten Helden
Auf der Veranda hemdsärm'lig tarocken.
Die Kellnerin lehnt gähnend am Portal,
Beim Trinkgeld sind die Gäste ökonomisch.
Im Gang nach der Toilette streift einmal
Sie eine Männerpfote. — Huch, wie komisch!
Die Damenwelt weiß vieles zu berichten
Von Kindern, Schwiegersöhnen, Enkelinnen.
Der Rhythmus der Familienklatschgeschichten
Wogt auf und ab in zwanzig Doppelkinnen.
„Heuf haben mich die Brüder schön belaust“,
Poltert der Gatte, seinem Skat entronnen.
Bekräftigend kracht auf den Tisch die Faust.
(In Wirklichkeit hat er drei Mark gewonnen.)
Thusnelda sucht die Kellnerin dafür
Beim Trinkgeld um fünf Pfennige zu kränken.
Der Gatte flüstert tröstend an der Tür:
„Heut' abend werd1 ich Sie 'n Taler schenken!“
Weil er den neuen Anzug sich beschmiert,
Bezieht der kleine Fritz von Mama Keile.
(Es ist ganz gut, daß irgendwas passiert,
Sonst käme man hier um vor Langeweile.)
Irmintrud, die am Kaffewärmer häkelt,
Blickt zehnsekündlich auf von ihrem Hocker.
Jetzt, wo er grad' so schön die Beine räkelt,
Sieht sie: der blonde Herr trägt Knickerbocker.
Sie tanzten gestern auf der Reunion,
Beinahe schmeckt die Sache nach Romantik.
Doch Mama äugt gelassen durch's Lorgnon:
„Gute Partie! Er wohnt Hotel Atlantik.“
Am Nebentische ward man was gewahr.
Dort kaun zwei alte Tanten Butterbrötchen.
„Dies Äugeln! — Julchen, mir wird alles klar . . .
So wuchern hier die Stoffe zu Tragödien!
Kalt schmeckt der letzte Schluck vom Kaffee „Hag“.
Man trennt sich unter zärtlicher Beschmatzung.
Wie freut man sich nach solchem Nachmittag
In frischer Luft doch auf die Abendatzung!
„<8o!" sä Mudder Krus opn Krayenkamp in Hamborg
an de Waterkant - un trock de willen Gardin in de beste
Stuw noch mal en beten torecht -, „nu kann dat for minent-
wegen Pingften warrn!" Denn güng se in de Kök, bünn siek
en nee blaue Kökenschört vor, legg ehr roden, affschütten Hann'
öwer'n Buk tosamen un dreih siek langsam rundrüm, süst as de
lewe Gott, as he de Welt farbig
harr: Und siehe da, eS war sehr
gut! En beten harr dat ja
amenn op de Faew holn, alleen
rein muß de Kram doch warrn.
Un rein weer he. Dat TügniS
müß se siek sülben utstelln.
Un as se dor nu so stünn in
de blaue Schärt twüschen de
blanke Herdftang und den blan-
ken Waterhahn öwern Hand-
steen, schöw siek en witten Pipen-
kopp langsam, langsam üm de
Eck vun de Kökendör, un en
brummsche Stimm sä: „Na?"
Ol-Krus op sin groten Hus-
pampuschen weer't. As ol Vad-
der Noah ut de Arche stünn he
dor un mak Ogen. Un de grote,
witte Pipenkopp weer warraftig
de erste witte Duw, de he
utflegen lät, natokiken, wat dat Water vun de Sündflot all
sackt weer. Denn dat Pingften-Reinmaken höll he för en
Sündflot un güng vullr dree Daag nich ut sin Smökftuw, sin
„Olendeel", rut un verdreew siek de Tid dormit, eenen vun sin
Seilers, de ton god halw Dutz vun de side Deck dolhüngen,
frisch optotakeln.
Na, de Sündflot weer ja nu sackt. Un Mudder Krus stünn
dar a6 de Sünn na'n Regen. Dat gew nu twars kenen Regen-
bagen, aS he to en richtige Sündflot siek egentlich gehören deit,
awersten en extra gode Taß Kaffe mit wenig Ziguern to un
ftiwen Rohm; wat ebensogod en Bündnisteken twüschen de
beiden ölen Ehlüd bedüden däh, aö dat twüschen Noah un
sinen Herrgott in dat ole Testament. Un denn säten se an den
lütten runnen Disch mit de lange witte Deck un drunken und
eten darto echte Hamborger Siropökringeln, de jem ehr ole
Fründ Klas Baas in Hummelöbüttel warraftigen Gott noch
bi sunn ollmodschen Stutenbäker opftökert un jem toschickt harr.
Un de Hillige Geist sät op den breden Goldrand vun de Fest-
dagötasten vun Anno Kruk mit de Swananhalshenkels un
grien. Un dörch de halwapen Dör vun dat „Olendeel" keken
de Seehasen un Seedüwels mit
grote Ogen na dütt sünnerliche
Kleberblatt un dreihn siek an ehr
Bandwarks, ne'm se an op-
hungen weern, lisen hen un her.
Dat Kökensür hör up to snacken.
De Backabendör stünn apen
un lät den säten Geruch vun den
groten Pingftklöben sachen rut-
trecken.
Meist wag Ol-Krus sin Pip
nich in de Gang to holn; awer
he däh dat doch. Mudder KruS
kenn sinen Knaser nu all bi
lütten un kunn allenS annere
dormankdörch rüken. Se harr
all ehr Lewdag en gode Näs
hadd.
In büßen Ogenblick harr se
awer ganz wat annerS to be-
denken: se harr en VerlowungS-
mandel in den Klöben steken; wokeen de nu Pingftsünndag oder
Pingftmaandag mank de Tahn kriegen wurr?
Ehr grote Jung, eh' Hein, weer jümmer noch eenspönig un
föhr doch all fif Iohr sinen egenen Ewer. — Och ja — de Ver-
lowungsmandel! Wolang weer dat her — — as se sülben —
Harr se süfzt oder sünst wat DummeS anstellt? Ol-Krus keek
ehr rein snaksch an; sin Pip harr he — weet Gott! — dorbi
ut'n Mund nahmen. Un miteenmal — se wüsten beid gornich,
woanS dat kamen weer — harrn siek de beiden Ölen fast ümfött
un gewen siek en richtigen Säten. Un as wenn dat en Tusch
darto sin schull, güng dat op eenmal: Tsching-bumm! Tsching-
tsching-bumm! ünner dat Finster vorbi: de erste Pingftklub.
Se grienen siek an, de beiden Ölen. — — Ja: Pingften!
Hermann Claudius.
Zeichnung von Willi Steinert
Mich, von Lindenhecken: Cafe im Grünen
Hier stricken angejahrte Thusflanellden
Drei Stunden lang bei einem Kaffee Socken,
Derweilen ihre wohlbeleibten Helden
Auf der Veranda hemdsärm'lig tarocken.
Die Kellnerin lehnt gähnend am Portal,
Beim Trinkgeld sind die Gäste ökonomisch.
Im Gang nach der Toilette streift einmal
Sie eine Männerpfote. — Huch, wie komisch!
Die Damenwelt weiß vieles zu berichten
Von Kindern, Schwiegersöhnen, Enkelinnen.
Der Rhythmus der Familienklatschgeschichten
Wogt auf und ab in zwanzig Doppelkinnen.
„Heuf haben mich die Brüder schön belaust“,
Poltert der Gatte, seinem Skat entronnen.
Bekräftigend kracht auf den Tisch die Faust.
(In Wirklichkeit hat er drei Mark gewonnen.)
Thusnelda sucht die Kellnerin dafür
Beim Trinkgeld um fünf Pfennige zu kränken.
Der Gatte flüstert tröstend an der Tür:
„Heut' abend werd1 ich Sie 'n Taler schenken!“
Weil er den neuen Anzug sich beschmiert,
Bezieht der kleine Fritz von Mama Keile.
(Es ist ganz gut, daß irgendwas passiert,
Sonst käme man hier um vor Langeweile.)
Irmintrud, die am Kaffewärmer häkelt,
Blickt zehnsekündlich auf von ihrem Hocker.
Jetzt, wo er grad' so schön die Beine räkelt,
Sieht sie: der blonde Herr trägt Knickerbocker.
Sie tanzten gestern auf der Reunion,
Beinahe schmeckt die Sache nach Romantik.
Doch Mama äugt gelassen durch's Lorgnon:
„Gute Partie! Er wohnt Hotel Atlantik.“
Am Nebentische ward man was gewahr.
Dort kaun zwei alte Tanten Butterbrötchen.
„Dies Äugeln! — Julchen, mir wird alles klar . . .
So wuchern hier die Stoffe zu Tragödien!
Kalt schmeckt der letzte Schluck vom Kaffee „Hag“.
Man trennt sich unter zärtlicher Beschmatzung.
Wie freut man sich nach solchem Nachmittag
In frischer Luft doch auf die Abendatzung!