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Der pudelschankerla

Der Schankerla von Steinbühl im Nürnberger Gebiet
kennt gar kein Gift. Gar keins.

Pilz, Schnaps, We>ib, Gas, Wurst.. alles ist ihm -wurstig.
Er kennt kein Gift. Sogar -die Polizei ist ihm Wurst. ..

O, dieser Schankerla!

Die Hunde hat er lieber, arg lieber, wenn er .. ach ja ..
er hat kein Schwein.

Die Menschen -aber hat er dick. Vor allem die weiblichen
Menschen.

Früher war es nicht so arg. Aber seine Karline! Zu was
hat das gute, brave, gschäftlkundige Weib sterben müssen?
Bazillen! Bazillen!

„Des is a Gschmarr" sagte der Pudelschankerla und
nimmt sich die junge Mali ins Haus.

Ins Haus .. was heißt Haus.. ? vier Stecken und eine
Windel dran.

Die Mali macht dem Schankerla das Leben arg sauer.

Der Pudelschankerla ist Philosoph und hält sich eine
Kammer voll Hundsluder mit dem Zubehör.

Ganz einfach. Zubehör. Ich kraße mich. Das andere
wissen Sie selber.

Schutzleute zu Fuß sitzen gewöhnlich auf keinem Gaul.
Immerhin kennen sie den Pudelschankerla von Nürnberg.
Kriegsblinde zeugen vom geistigen Höhenflug der Men-
schen. Darum wandert Der Pudelschankerla .. weil er
Kulturmensch ist, von einem Metzgerladen zum andern.

Und wie er am Abend Umschau hält in seinem Heim ..
siehe da .. es ist alles genug.

Den ganzen Rucksack hat er voller schmackhafter Wur-
stigkeit.

So, die Mali muß raus! Und der Schankerla wirft sie
naus...

Zwischen Tür und Angel schreit die Mali: „I waß scho,
du Lump, du willst blouß die Kundl rei hom.. i waß scho,
döi is erst achtzeha, du Lump, du blindä .. Sterngucker.."

„Sterngucker?" schreit der Pudelschankerla und nimmt
seine Hundspeittsche.

Aber die Mali ist schon rum ums Eck und die Kundl
meint — indem sie sich den pudelnärrischen Liebkosungen
entziehen will vom Schankerla, drum meint die Kundl:
„ob die Mali nit zu der Polizei göiht?"

„A Gschmarr," brummt der Schanker und hat Helle
Augen.

Die Kundl und der Schankerla versuchen gerade die drei-
undzwanzigste Portion Schweinsgeschichten, da steht
zwischen Tür und Angel die Obrigkeit.

„Gutn Abend, Herr Wachmastä, wou kummens denn
he?" zuschelt die Kundl.

Der Herr Wachtmeister schweigt.

Winkt. Schweigt.

Aber der Pudelschankerla kennt die Sprache aller
Schweiger. Er ist doch Spezialist in Hunderassengeschichten.

Und lacht und ist fröhlich und sagt: „I waß scho, Herr
Wachmaster! I waß scho... in ganz Nemberg traut sie ka
Mensch mer -a Worscht essen! Aber dou hockens Se sie no
he! I hob die Wärst on Boxt, on Rußla, on Minko, on
Karo, on Morrla .. korz, on alli meini sechs Kriegsblinden-
führerhundeli ausprobieren lassen... und kaner is dro
gfreckt! Kaner... Herr Wachmasta, Sie senn heit mei Gast
und am Hamweg kröiges mein Pudel als Polizeihund mit.,
dä Pudelschankerla waß, wos er will.. Mahlzeit, Herr
Wachmästa.. !"

Ludwig praisch

£ £ Zeitungsschau

lieber einen — glimpflich ver-
laufenen — Unfall auf dem Waj-
ser berichtet der „Vorwärts" vom
23. Mai 1927:

„Auf der Havel bei den
Fuchsbergen, gegenüber der
Pfaueninsel, kenterte eine mit
drei Männern besetzte 28-2ua-
dratmeter - Segeljolle. Ihre
Hilfe rufe veranlaßten
mehrere am Ufer liegende
Motorboote, an die Unfallstelle
zu eilen. Das Rettungswerk
gelang vollkommen."

Eine Jolle, die beim Kentern
um Hilfe schreit, ist ein außer-
ordentlich praktischer Bvotstyp,
der weiteste Verbreitung verdient.

*

Eine seltsame Anzeige enthält
die „Voss. Ztg." vom 25. Mai
(Nr. 121):

Tagung für k o s in e t i -
f ch e Physik. Die „Vereini-
gung von Freunden der Astrv'
nomie und kosmischen
Physik" hält vom 2. bis 4. Juni
ihre Hauptversammlung in
Hamburg ab.

Die kosmische Physik be-
schädigt sich mit der Anziehungs-
kraft der Fix- Sterne, die kos-
metische Physik entsprechend
mit der Anziehungskraft der
Film- Sterne.

Strafenilassen

Zeichnung von Willibald Krain

„Zwei Mark siebzehn Fennich Arbeitsbelohnung Hab ick mit-
bekommen und een Merkblatt mit Warnungen vor
gewerbsmäßige Unzucht..."

Wenzislaus begegnet Sal-
peter.

„Hallo, lieber Salpeter, -man
sieht Sie ja gar nicht mehr!"

„Zu tun, enorm zu tun,
Muß jede Woche meiner
Braut einen Brief schreiben."

„Einen Brief pro Woche —
das nennen Sie zu tun?"

„Meine Braut ist aber so
sparsam. Seit sie gehört hat,
daß das Porto teurer wird,
verlangt sie noch rasch für das
kommende Jahr alle Briefe
im voraus!"

*

In einem Wohnungsamt lief
vor kurzem folgendes Schrei-
ben ein: „Da meine Frau und
ich nur ein dunkles Kabinett
mit Nebengelaß bewohnen und
nach fünfmonatlicher Ehe trotz
dringender Petitionen sich das
nicht geändert hat und wir in-
folgedessen täglich Mutter-
freuden entgegensehen, fragen
wir das Wohnungsamt: „Muß
das sein?"

Darauf antwortete das
Wohnungsamt: „Wir haben
Ihren Brief v. 11. d. M. unter
Rogiftraturnummer A11/739 e
der städtischen Wohnungsdepu-
tation überwiesen, die in ihrer
am 23. d. M. stattftndenden
Vollversammlung über Ihre
Frage Beschluß fassen wird."
 
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