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Lampe, Peter
Ad ecclesiae unitatem: eine exegetisch-theologische und sozialpsychologische Paulusstudie — 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.48669#0086

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betonten Charakteristicum der Rhetorik ab und distanziert er
sich davon, dass diese Rhetorik fuderweise alle möglichen
Bildungsinhalte (σοφία) zu Markte fährt, hebt sich Paulus also
von diesen beiden Aspekten der zeitgenössischen Beredsamkeit
ab, so verdammt er in 2,1-5 nicht notwendig die Rhetorik
generell. In seinen Briefen - wie auch hier in IKor 1-4, in
der Rede gegen das Parteiunwesen - zeigt Paulus sehr wohl
rhetorisches Können (s.o. und ausführlich unten). Er war
offensichtlich der Meinung, dass dieses rhetorische Können
nicht seinem Evangelium widersprach: Ein rhetorisches Können,
das nicht das persuadere (auf mögliche Kosten der Wahrheit)
obenan stellt, sondern redlich zu argumentieren versucht. Ein
rhetorisches Können, das nicht mit imposanten
Bildungselementen (wie klassischen Zitaten; nur Imal Menander:
IKor 15,33) protzt und dabei unter "allen möglichen Marius,
Mucius, Sullas., und des Puniers hinterlistig Toben" (Martial)
den gekreuzigten Christus begräbt. Eine Rhetorik, die auf
Überzeugung, auf άττόδ'ε ιξ ις / probatio aus ist: Einerseits
häuft sie in den Briefen argumentum auf argumentum und sucht
so eine rationale Beweisführung zu erzielen.2 6 Andererseits
vertraut sie wie beim Gründungsaufenthalt in Korinth - abseits
der vernünftigen Überlegung - darauf, dass das Urdatum
christlicher Rede, Kreuz und Auferstehung Christi als
Handlungsort Gottes, sich dem Hörer durch die Macht des
Geistes Gottes als selbstevident erweisen möge.
Bestimmen wir den paulinischen Gegensatz zwischen
Kreuzesverkündigung und zeitgenössischer Rhetorik so, dass er
in 2,1-5 ihre beiden Aspekte des persuadere um jeden Preis
(πείθω 2,4) und des überladenen Bildungsprunkes (ού τι εί μιή
Χριστόν 2,2) als mit der Kreuzesverkundigung unvereinbar
ablehnt, so brauchen wir dem Apostel nicht die Inkonsequenz
vorzuwerfen, er verteufele in 2,1-5 in Bausch und Bogen die
Rhetorik - wende sie aber trotzdem insgeheim listig an.2 7
 
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