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Teilung
der Reliquien.

zugeteilt werde und daß die ehemalige Kathedrale, nun weder Dom noch Pfarrkirche, un-
mittelbar dem Papst unterstellt, von einem eigenen Delegaten, der zugleich das Kloster der
Benediktinerinnen von Monastero zu leiten habe, besorgt werden solle.1) Im selben Jahre mußte
Karl Michael Graf Attems, der erste Görzer Erzbischof, über die geistlichen Stiftungen und
den Reliquienbestand nach Rom berichten2) und Benedikt XIV. bestimmte bald darauf3) genau
den Umfang, die Befugnisse und Pflichten der neuen Diözese, die Einkünfte der letzteren
auch den alten Abteien entnehmend. Ähnlich geschah es für Udine.4)

Am 27. und 28. September 1753 erfolgte der vom Papste angeordnete Reliquientransport
nach Görz unter großartiger Teilnahme der Bevölkerung, die in Aquileja trauernd und laut
weinend ihre heiligen Schätze verlor, aber in den Orten, wo die denkwürdige Prozession mit
militärischem Ehrengeleite durchzog, dieselbe mit Glockengeläute und religiösen Festlichkeiten
begrüßte.5) Der größere und wichtigere Teil des alten Reliquienschatzes kam so nach Görz,
wo er bis auf den heutigen Tag erhalten blieb und hinter dem Sakramentsaltar der dortigen
Kathedrale in drei Kästen aufbewahrt wird.

Zwei Wochen später wurde ein nicht beträchtlicher Teil dieser Reliquien von Görz nach
Udine abgeholt. Unter den Begleitern dieser Heiligtümer war der neue Primicerius von Udine,
Francesco Florio, der Biograph desselben Patriarchen, B. Bertrandus, der die schönsten der
nach Görz übertragenen Kunstwerke gestiftet hatte. Mit diesen Reliquiarien gingen die Sym-
bole der Traditionen von Aquileja weg; das alte Patriarchat, das einst nach Rom der erste
und reichste Bischofssitz war, trug man zu Grabe.

Nur der Dom und sein Turm sind als die monumentalen Reliquien des Patriarchates
zurückgeblieb en.

Die weitere Geschichte des Bauwerkes bewegt sich in bescheidenen Grenzen. Es Restaurierungen,
handelte sich nur mehr um gelungene oder weniger glückliche Restaurierungsarbeiten, wobei
manch ein interessanter Zeuge vergangener Kunst zu Schaden kam.

Diese Geschichte der Restaurierungen ist kurz folgende. 1786, nachdem unter Pius VI.
der alte Dom wieder Pfarrkirche geworden war,6) scheinen bedeutende Reparaturen als not-
wendig erkannt worden zu sein, wofür ein Kostenvoranschlag von 15.751 Gulden aufgestellt,
jedoch nur in bescheidenem Maße durchgeführt wurde.7)

Nach einem Besuche Kaiser Ferdinands I. mit seiner Gemahlin Maria Anna im Dome, 1844,
wurden in den beiden folgenden Jahren an der Basilika, dem Turme und dem Baptisterium
eingreifende Arbeiten in einem allgemeinen Überschlage von 36.000 Gulden in Angriff genommen.

Die Anregung hierzu hatte der Görzer Erzbischof Franz X. Luschin gegeben. Bei Regen-
wetter konnte die Kirche nur mit einem Schirme betreten werden, die Ungleichheit des
Pflasters hatte einen bedenklichen Grad erreicht und eine grüne Vegetation wucherte üppig
an den feuchten Wänden und Säulen. Diese Arbeiten wurden 1845 und 1846 hauptsächlich
am Äußeren und an der Eindeckung vorgenommen und kamen auf 26.675 fl. C. M. zu
stehen.8) Was dabei an Werken der Barockkunst verloren gegangen ist, läßt sich schwer

*) Über die späteren Geschicke und die Aufhebung von Mona-
stero s. Literatur bei Valentinelli, Bibliografia, S. 117.

2) Istria V, S. 254 ff. Cappelletti, Bd. VIII. 1., S. 586, 613 ff.

3) 18. April 1752. Sacrosanctaemilitantis,Bullar., Bd. XVII, S.i6ff.

4) 19. Jänner 1753. Suprema dispositione, Bullar., 1. c, S. 40 ff.
Datumangabe S. 4g irrig. Im folgenden Jahre ließ der Papst die
übliche Gedächtnismedaille mit Rücksicht auf diese Ereignisse prägen.
Es ist eine 39 mm große, in Gold (zu acht Dukaten), Silber und
Bronze ausgeführte Denkmünze aus dem 14. Regierungsjahre Bene-
dikts XIV., mit dessen Porträt auf der Hauptseite, während die Dar-
stellung zweier, sich die Hand reichender Erzbischöfe die Rückseite
ziert, mit der Umschrift: NOVO • ECCLESIARVM ■ FOEDERE und
im Abschnitte: TRANQVILLITAS• RESTITVTA. Siehe Erbstein,
Katalog, S. 184, Nr. 1720. Die Stücke in Gold und Silber im k. u. k.
kunsthistorischen Museum. Schweitzer, Notices hist. d'une medaille
d'or in Notizie peregrine di numism. I, S. 18—42. In Rom von dem
Maler Costanzi angeblich eine auf die Auflösung bezügliche Alle-
gorie. Czörnig, Görz, S. 908. Nagler, Künstlerlexikon III, S. 143.

5) Folium periodicum, 1896, S. 7 ff., S. 24 ff.

6) *754 wurde für die Zeit der Reparatur von S. Giovanni
die pfarrliche Tätigkeit in den Dom zurückverlegt, was sogar einen
Protest der Venetianer zur Folge hatte. Die päpstliche Delegatur

endete 1783. Erst in unserer Zeit erhielt der Erzpriester von Aqui-
leja das Recht auf die pontifikalen Insignien für die kirchlichen Haupt-
feste, ne illustris illius Patriarchatus omnino memoriam aetas obliteret.
Breve Leo XIII. vom 28. Februar 1890. Rizzi, Ristretto, S. 115.

7) Ferrante, Piani, S. 17. Die kleinen Reparaturen erfolgten
1790, 1793 (Furlanettos Kuppelbild), 1795, 1810 und 1817, letztere Arbeit
zu 755 Gulden. 181g und 1821 versuchte man Einbruchsdiebstähle,
deren letzterer, durch die Kryptadecke bewerkstelligt, die teilweise
Zerstörung des Mittelbildes über dem großen Holzbehälter daselbst
herbeiführte.

8) An diese Arbeiten des Ingenieurs Luigi Ducati, des In-
spektors Gaetano Ferrante und des Baumeisters Giuseppe Furlani er-
innert die Inschrift neben dem nördlichen Seitenportal: D. O. M. | FERDI-
NAND O I. | AVSTRIAE IMPERATORI SEMPER AVGVSTO | QVI |
CELSISSIMI FRANCISCI XAVERII LVSCHIN | HVIVS DIOECESIS
ARCHIEPISCOPI | SVPPLICATIONIBVS ANNVENS | COLLABEN-
TEM HANC BASILICAM FVNDITVS RESTAVRARI | EXORNARI-
QVE CAESAREO INGENTI AERE IMPERAVIT | ANTONIVS MA-
ROCCO PAROCHVS | ANNO MDCCCXLVI|AP PERPETVAM
PRAECLARISSIMI BENEFICII MEMORIAM | POSVIT. Die von den
Cenni storici, S. 31 angeführte Inschrift, den Besuch des Kaiserpaares
betreffend, fehlt.

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