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Appell, Johann Wilhelm; Lange, Julius; Appell, Johann Wilhelm; Lange, Ludwig [Ill.]; Lange, Julius [Ill.]
Der Rhein und die Rheinlande von den Quellen des Rheins bis Mainz: in malerischen Original Ansichten — Darmstadt: Gustav Georg Lange, 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.62780#0656
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434

Heidelberg.

M

brand und auch nachher erlitt der Bau durch muthwillige Hände ein-

zelne Beschädigungen. Die Vorderseite dieses prachtvollen Baues ist
ausgezeichnet durch ihre Verzierungen im italienischen Styl, und es
wird sogar angegeben, der Entwurf zu derselben rühre von Michel An-
gelo her. Ueber dem Eingänge, den vier Standbilder zieren, ist des
Bauherrn Name, sein Brustbild und Wappen angebracht.

In den Blenden stehen Standbilder, welche gute Meister verrathen,
Figuren aus dem alten Testamente, der Götterlehre und der römischen
Geschichte, sowie allegorische darstellend. In den Blenden des ersten Stock-
werks sieht man Josua, Simson, Herkules und David, mit Reimsprüchen;
in der mittleren Reihe zeigen sich die fünf allegorischen Bilder der
Stärke, des Glaubens, der Liebe, der Hoffnung und der Gerechtigkeit;
in der dritten Reihe endlich Saturn, Mars, Venus, Merkur, Diana;
über diesen in den ehemaligen Giebeln Pluto und Jupiter. An den
Giebelfeldern der ersten Fensterreihe sind die halberhabenen Brustbilder
von Vitellius, Antonius Pius, Tiberius, Nero u. s. w. angebracht, im
Ganzen acht. Der Hauptsaal hatte schöne Säulen und alle Gemächer
waren mit symbolischen Bildwerken geziert. Lange blieb das Innere
dieses einstigen Prachtbaues ganz unzugänglich, den Stürmen und Re-
gengüssen preisgegeben; erst in neuerer Zeit hat man es vom Schutt
gesäubert und vor weiterem Verfall einigermaßen geschützt.

Zu den ältesten Theilen der Ruine gehört der Rupertusbau,
errichtet durch Pfalzgraf Ruprecht lll., welchen die bei Rhense ver-
sammelten Kurfürsten im Jahr 1400 nach Absetzung des faulen Wenzel
zum römischen König erwählten. Ludwig V. hatte diesen Bau im Jahr
1540 wieder hergestellt und Friedrich II. denselben verschönert. In
der neueren Zeit wurde der Schutt weggeräumt, zugleich die Halle neu
eingerichtet und darin mancherlei Gegenstände, als alte Waffen, Rüstun-
gen, Gerätschaften und dergl. aufgestellt. An der vorderen Seite sieht
man noch den Reichsadler und drei alte kurfürstliche Wappen nebst der
Inschrift:

W

Tausend vier hüdert Jar ma zelt
Als Pfalzgraf Ruprecht war erwelt
Zu Römschem köng un hat regirt
Uff zehen Zar, darzu volufiert
DiS Hauss, welches Pfalzgraf Ludwig
Erneuret hat wieSs steitt färtig.
 
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