Frankfurt a. M.
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achteckige Theil indeß ist erst um das Jahr 1350 erbaut und hat
auch das Gepräge des damaligen Kirchenstyles. Einer noch spä-
teren Epoche gehört die Spitze des Thurmes an. Seit dem
Jahre 1570 hatte die Nikolaikirche längere Zeit zum Waarenla-
ger gedient, dann wurde seit 1721 Gottesdienst darin gehalten
bis man sie 1813 abermals in ein Lagerhaus verwandelte. In
den letzten Jahren ist sie wieder neu hergestellt worden.
An beiden Seiten der Kirche ist noch ein verwittertes,
altes gothisches Steinbild in der äußeren Mauer zu sehen: ein
hockender Bischof, den von jeder Seite ein Affe angrinzt. Man
erzählt sich, die Figur in der Bischofsmütze solle den heiligen Ni-
kolaus bedeuten und die beiden Affen, welche ihn anfletschen,
wären das Symbol der Geilheit, denn der Heilige habe es sich
zur Lebensaufgabe gemacht, befleckte und dem Laster verfallene
Dirnen wieder zu bekehren. Uns scheint jedoch, daß es ebenso
gut eines jener grotesken Zerrbilder auf die Kirche und auf das
Pfaffenwesen sein kann, die man an den Gotteshäusern und Klöstern
des Mittelalters häufig trifft und in welchen sich oft ein so über-
legener kräftig gesunder Spott ausspricht.
Wenden wir uns nun durch die dunkeln volksbelebten Markt-
straßen, wo sich Frankfurts altstädtischer Charakter am entschiedensten
zeigt und in welche der östliche Theil des Römerplatzes aus-
läuft, dem Dome zu. Es ist dies der nämliche Weg, welchen
einst der Krönungszug nahm und auf dem der Neugesalbte unter
feierlichem Glockengeläut, mit der Krone und dem Scepter Karls
des Großen, zu Fuß über die tuchbelegten Straßen nach dem
Römer schritt. Allein jetzt riecht er nach Fleisch und Gemüse,
denn auch die Metzgerschrangen mit den unter Guirlanden von
Blut- und Leberwürsten plaudernden rosigen Metzgerinnen befinden
sich hier.
Der Dom oder die Hauptkirche zu Sanct Bartho-
lom äi ist nicht allein Frankfurts bedeutsamste, sondern auch seine
älteste Kirche. Die erste Anlage stammt noch aus der frühesten
Zeit der Karolinger. Einige nennen Karl den Großen selbst, an-
dere sogar Pipin den Kleinen als Gründer. Urkundlich wird die
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achteckige Theil indeß ist erst um das Jahr 1350 erbaut und hat
auch das Gepräge des damaligen Kirchenstyles. Einer noch spä-
teren Epoche gehört die Spitze des Thurmes an. Seit dem
Jahre 1570 hatte die Nikolaikirche längere Zeit zum Waarenla-
ger gedient, dann wurde seit 1721 Gottesdienst darin gehalten
bis man sie 1813 abermals in ein Lagerhaus verwandelte. In
den letzten Jahren ist sie wieder neu hergestellt worden.
An beiden Seiten der Kirche ist noch ein verwittertes,
altes gothisches Steinbild in der äußeren Mauer zu sehen: ein
hockender Bischof, den von jeder Seite ein Affe angrinzt. Man
erzählt sich, die Figur in der Bischofsmütze solle den heiligen Ni-
kolaus bedeuten und die beiden Affen, welche ihn anfletschen,
wären das Symbol der Geilheit, denn der Heilige habe es sich
zur Lebensaufgabe gemacht, befleckte und dem Laster verfallene
Dirnen wieder zu bekehren. Uns scheint jedoch, daß es ebenso
gut eines jener grotesken Zerrbilder auf die Kirche und auf das
Pfaffenwesen sein kann, die man an den Gotteshäusern und Klöstern
des Mittelalters häufig trifft und in welchen sich oft ein so über-
legener kräftig gesunder Spott ausspricht.
Wenden wir uns nun durch die dunkeln volksbelebten Markt-
straßen, wo sich Frankfurts altstädtischer Charakter am entschiedensten
zeigt und in welche der östliche Theil des Römerplatzes aus-
läuft, dem Dome zu. Es ist dies der nämliche Weg, welchen
einst der Krönungszug nahm und auf dem der Neugesalbte unter
feierlichem Glockengeläut, mit der Krone und dem Scepter Karls
des Großen, zu Fuß über die tuchbelegten Straßen nach dem
Römer schritt. Allein jetzt riecht er nach Fleisch und Gemüse,
denn auch die Metzgerschrangen mit den unter Guirlanden von
Blut- und Leberwürsten plaudernden rosigen Metzgerinnen befinden
sich hier.
Der Dom oder die Hauptkirche zu Sanct Bartho-
lom äi ist nicht allein Frankfurts bedeutsamste, sondern auch seine
älteste Kirche. Die erste Anlage stammt noch aus der frühesten
Zeit der Karolinger. Einige nennen Karl den Großen selbst, an-
dere sogar Pipin den Kleinen als Gründer. Urkundlich wird die