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au Wilibald Pirkheimer in Nürnberg.

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nit. Denn unsers Künigs spott man sehr1. Item wünscht
mir Steffen Pawmgartner viel Glücks, mich kann nit verwun-
dern, dafs er ein Weib hat genummen. Griffst mir den
Forscht2, Herr Lorentzen und unser hübsch Gesind3, als
5 auch Euer Bechenmeisterin, und dankt mir Eurer Schtuben,
dafs mich griffst hat. Sprecht, sie sei ein Unflot. Ich
hab ihr olbaumen Holz lassen führen von Eenedich gen
Awgspurg, do lass ichs liegen, wol 10 Gentner schwer.
Und sprecht, sie hab sein nit wollen erwarten, pertxo el
io sputzo4. Item wifst, dafs mein Tafel sagt (hier folgt die
auf unserer Liehtdruektafel abgebildete Fratze) sie wollt ein Du-
katen ' drum geben, dafs Ihrs sächt. Sie sei gut und
schon von Earben5. Ich hab grofs Lob dordurch über-
5 v. E. danckts. stliuben.

1) sehr bezeichnend für König Maximilians Ansehen im Auslände. 2) Niclas
Borsch. 3) vgl. S. 27 Anm. 3. 4) für diese vielbesprochene
Stelle schlagen wir eine neue Deutung vor. Unter „Stuben“ ver-
steht man im späteren Mittelalter besonders die Trink- oder Ver-
sammlungsstuben der Korporationen und Geschlechter. In allen
deutschen Städten jener Zeit gab es Herrenstuben, Gesohlechter-
stuben, Bürgerstuben, Kaufleutstuben und Zunftstuben. Man pflegte
geradezu die Clubs oder Parteien der Patriziergeschlechter nach
solchen Stuben zu benennen. Die Stube, zu welcher Pirkheimer
gehörte, war die Nürnberger „Herrenstube“, die sich seit 1498 in
der früheren Frohn wage, dem jetzigen städtischen Tuchhaus befand
und noch jetzt, wenn auch ohne Mobiliar, erhalten ist. In ihr
scheint es nach Lochner (Personennamen 40) nicht immer sehr fein
hergegangen zu sein. "Wir nehmen an, dafs hier an einem der
regelmäfsigen Trinkabende mit Bezug auf Dürers langes Ausbleiben
ein etwas derber Witz gefallen war, den Pirkheimer dem Freunde
in einem Briefe mitgeteilt hatte. Dürer antwortet in entsprechender
Weise. Er nennt die Stube Unflat und macht sich über den Ge-
stank lustig, der (infolge der unanständigen Witze) dort herrschen
müsse. Er fingirt, er habe ihr aus Venedig 10 Centner Ölbaumholz
zum Ausräuchern geschickt, aber sie habe darauf nicht warten
wollen und deshalb lasse er es in Augsburg liegen. Pertzo ei sputzo
d. h. perciö il puzzo, daher der Gestank. Vgl. übrigens 38, 10.
5) Die weibliche Fratze ist, wie der Lichtdruck zeigt, so in den
Text eingeschoben, dafs sie sich nicht auf die Stube, sondern nur
auf die Tafel beziehen kann.

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