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Lauts, Jan; Carpaccio, Vittore [Ill.]
Carpaccio: Gemälde und Zeichnungen; Gesamtausgabe — Köln: Phaidon-Verl., 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.75290#0280
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Zeichnungen

I: CARPACCIO

Basel, Sammlung R. von Hirsch
Zi. Recto: skizze für ein martyrium der zehn-
tausend christen (?) Tafel vii-b
Verso: studien für die zuhörer der „predigt des
heiligen Stephanus" Tafel 163
Rötel; 212X297.
Aus den Sammlungen Sunderland, J. P. Heseltine, Henry
Oppenheimer-London.
Es wurde bisher übersehen, daß es sich bei den Figuren der
Rückseite des Blattes, die entweder mit dem um 1493 zu
datierenden Fragment der Uffizien (Taf. 17) oder mit der
Marter der Zehntausend von 1515 in Verbindung gebracht
wurden, um ad hoc ausgeführte Studien für die Zuhörer der
Predigt des heiligen Stephanus aus dem Zyklus für die Scuola di
Sto. Stefano handelt (Taf. 159). Da das Blatt demnach um
1513/14 entstanden zu denken ist - in diese Jahre weisen auch
Stil und Technik - spricht nichts gegen die Annahme, die
Darstellung der Vorderseite sei ein erster Gedanke zur
Marter der Zehntausend von 1515 [so auch Molmenti-Ludwig
(1907), Hadeln (1925), Fiocco (1930 und 1958), van Marie
(1936) und Parker (1936) entgegen der Meinung Tietzes
(1944), welche die Zeichnung früher datieren und an eine
ältere gemalte Version des Themas denken, die sich nicht
erhalten habe, über die aber auch nichts überliefert ist].
Literatur: S. Colvin, in Jahrbuch d. Preußischen Kunstsammlungen
xviii (1897), S. 194. - Molmenti-Ludwig, Carpaccio (1907), S. 284 h -
Hadeln, Quattrocento (1925), Taf. 37/38, S. 58. - Fiocco, Carpaccio
(1930), Taf. CLXX a/b, S. 70. - van Marle xviii (1936), S. 345. -
Parker, Versteigerungskatalog Sammlung H. Oppenheimer, London
(1936), Nr. 52. - Tietzes, Ven. Drawings (1944), Nr. 623. - Fiocco,
Carpaccio (1958), S. 33.
Bassano, Museo Civico
Z2. STEHENDER HEILIGER JOSEPH ODER HEILIGER
EREMIT Tafel VI-C
Feder; 134X85.
Entstanden vermutlich um 1500. Das gleiche Motiv findet
sich gegenseitig mehrfach im Werk Carpaccios verwendet:
in der Zeichnung zu einer Sacra Conversazione der Sammlung
Gathorne-Hardy (Kat. Z. Nr. 9, Taf. 89), für den Joseph der
Vermählung Mariä in der Brera zu Mailand (Taf. 129) und
für den Joachim in der Begegnung an der Goldenen Pforte von
1515 in der Akademie zu Venedig (Taf. 178).
Literatur: C. Ragghianti, in Critica d'Arte xx-xxii (1939), S. xv
(erstmalige Zuschreibung an Carpaccio). - Tietzes, Ven. Drawings
(1944), Nr. 586. - Katalog der Ausstellung Disegni del Museo
Civico di Bassano, Venedig, Fondazione Cini (1956), Nr. 1. -

Fiocco, Carpaccio (1958), S. 35, Nr. 2 (vielleicht Studie zu einem der
Mönche in den Exequien des heiligen Hieronymus der Scuola di San
Giorgio degli Schiavoni).
Borrestad, Sammlung Graf P. de la Gardie
Z3. ELF FIGURENSTUDIEN Tafel 164
Feder; 155X118.
Erstmals veröffentlicht von H. Tietze (1949), der keinen
Zusammenhang mit bestimmten Werken Carpaccios erken-
nen will. Beziehungen solcher Art sind jedoch für nahezu alle
Figuren festzustellen: die Dreiergruppe der Frauen oben
Mitte findet sich mit geringen Veränderungen in der Weihe
des heiligen Stephanus von 1511 in Berlin (Taf. 160) und
ebenso in der Zeichnung des Tempelganges Mariä in den
Uffizien (Taf. 199) ; die männliche Figur oben rechts erscheint
mit geringen Veränderungen im gleichen Gemälde (als
heiliger Petrus) und im Altarbild von San Vitale zu Venedig
von 1514 (Taf. 177); die beiden Frauen links unten anders
kostümiert und leicht verändert als Zuschauer ebenfalls in
der Diakonenweihe, eine von ihnen identisch ferner in der
Figurenzeichnung der Uffizien Kat. Z. Nr. 14 (Taf. 121); der
segnende Christus unten rechts nächst verwandt als Altar-
figur in der Vision des heiligen Augustinus der Scuola di San
Giorgio degli Schiavoni (Taf. 102).
Die zahlreichen Beziehungen gerade zur Weihe des heiligen
Stephanus von 1511, die als erstes Bild des Zyklus für die
Scuola di Sto. Stefano entstand, legen die Vermutung nähe,
das Blatt sei bei der Vorbereitung dieser Komposition, also
um 1510/11 entstanden; Technik und Stil der Zeichnung
weisen in die gleichen Jahre.
Literatur: H. Tietze, in Gazette des Beaux-Arts (1949), S. 186 (um
1500). - E. Arslan, in Emporium cxvi (1952), S. 109 ff (um 1495-
1500).
Boston, Isabella Stewart Gardner Museum
Z4. Recto: ein Gondoliere Tafel 52
Verso: männlicher kopf, nach links
Pinsel in Braun und Weiß, auf verblaßt blauem Papier;
254x149.
Aus der Sammlung Robinson, London.
Recto: Studie zu einer Figur des Wunders der Reliquie des
heiligen Kreuzes in der Akademie zu Venedig, um 1494.
Verso: Der schwächere Kopf der Rückseite dürfte, wie auch
Tietzes (1944) annehmen, erst im 1. Jahrzehnt des 16. Jahr-
hunderts entstanden sein.

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