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Lavater, Johann Caspar; Weidmanns Erben und Reich [Mitarb.]; Heinrich Steiner & Comp. [Mitarb.]; Reich, Philipp Erasmus [Bearb.]; Steiner, Heinrich [Bearb.]
Physiognomische Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe (Band 4) — Leipzig: Weidmann und Reich, 1778 [VD18 90197488-ddd]

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https://doi.org/10.11588/diglit.62539#0615

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Ueber das Studium der Physiogtlottük.

469

und Beobachtungen verwebt. Die Zeichen der Leidenschaften hat er oft mit vielem Scharfsinn und so wohl ge-
lehrter als unmittelbarer Menschenkenntniß ausgefunden, und mit hinlänglicher Deutlichkeit bekannt gemacht.
Kurz, ich empfehle ihn mit der besten Ueberzeugung jedem, der den Menschen studieren, und besonders denen,
die über die menschlichen Charakter und Geniüthsbeschaffenheiten schreiben wollen.'')

22.
Unentbehrlich ist dem Phystognomen eine beträchtliche Sammlung der merkwürdigsten und bedeutungs-
vollsten Gesichter. Die, deren Studium ich ihm vorzüglich empfehle, und deren Zahl jede Kupsersammlung
ihm leicht vergrößern kann, will ich zur Schonung des Raums unten an setzen. Ich will nur die nennen, die
ich selber gesehen, und aus den mir an der Hand gelegenen Sammlungen für mich namentlich ausgezeichnet
habe; und deren jedes besonders kommentirt und mit andern seines gleichen und ungleichen verglichen zu wer-
den verdiente. Ich kann nur die Namen anführen, und bin gewiß, daß kein halb physiognomisches Auge
diese Sammlung von Gesichtern einigemale durchgehen wird, ohne den Blick merklich zu üben und zu stärken.
Wer aber ihren Charakter, ihre Geschichte, ihre Tßaten, Werke, Schriften zugleich studieren, und mit ihren
Nnn Z Gesich-

Vermischte Schriften, die dem Physiognomen zu
empfehlen sind, nebst denen hin und wieder in diesen
Fragmenten angeführten und benannten, möchten fol-
gende seyn —
Büffons Naturhistorie der Thiere, wegen der glück-
lichen Charakterisirung der Thiere; -Hagedorn von der
Mahlerey; besonders aber Sandrarrs und mehr noch
Junius große Werke — in welchen aus allen alten
Schriftstellern alle wählerische und physiognomische
Stellen mehr, als in keinem Physiognomisten vor und
nach ihm zu finden sind.
Le Brün von den Leidenschaften. -g.rlet Nemoire,
ou 1'on äorms les äiKerences äa volume, äu poiäs,
äs la conMeucs Lr äs l' Arrangement äu eerveau äs
1'komme, Lr äs celui äs pluLeurs animaux, avse
le rapport gul ls trouvs entre ees äiilsrences, Lc la
äiverüts äs leurs exercises. NontpeUier. 1747.
Rank vom Gefühle des Schönen und Erhabenen.

Beylaufig mögen auch einige neuere physiognomifche
Schriften — z.E. das phpsiognomische Labinek; Jun-
ker von Lhristusköpfen; Gedanken über Lavaters
Physiognomik; Breloken, und alles was von Herrn
Lichtenberg wider mich heransgekommen ist, und her-
auskommen wird — gelesen und — wie man will, ent-
weder nach der Schärfe des Witzes, oder nach dem
Gehalte von bestimmten Beobachtungen geprüft wer-
den. In den Nikolaifchen Rezensionen physiognomi-
scher Schriften ist viel Gutes und Prüftnswerthes ent-
halten. Ich rathe allen Physiognomen, alles zu lesen,
was wider Physiognomik und physiognomische Schrif-
ten und Schriftsteller, besonders aber wider meine eig-
ne Wenigkeit herauskommen mag. Durch alles wird
ihre Vorsichtigkeit scharfer und ihr Glaube an die Phy-
siognomik fester werden. Alle diese antiphysiognomi-
schen Schriften sind nebenein sehr physiognomisch in Ab-
sicht auf den Ropf und das Herz und den Geschmack
ihrer Verfasser.
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