LUSTIGE ELÄTTER.
No. 24
„infpirirt“ zu haben.
1. Was {ft „inipiriren‘?
Wenn Caufch gefagt hat: „Lieber Freund,
Es gilt das Wohl des Staates.
Sie müffen f{tüärzen einen Seind!“
Und £üßow ging und that es,
So übte Sütßow feine Pflicht;
Doch „infpirirt‘”, das war er nicht!
Wenn Taufh den Herrn v. Marfchall haft,
Und das dem Leckert fagte,
Und der Artifelcdhen verfaßt,
Was Marfchall nicht behaste,
So war der £ectfert wohl ein Wicht,
Doch „infpirirt“, das war er nicht.
Der Seckert, der. war angefacht,
Der £üßow war gedungen,
Der Keckert, ‚der war fharf gemacht,
Der £üßow war gezwungen,
Doch was auch diefer Zeuge fpricht:
Nein, „infpirirt“, das war er nicht!
2. Was it „polit{h“?
Wenn Jemand hinterrücks verfucht,
Minifter zu blamiren,
Auf falfhen ZTamen Selder bucht
Für falfches Denunciren,
Nnd bleibt verfteckt, unfaßbar, mythifh —
Das, Herr v. Taufch, das ift politifch.
Denn Einer fich vom Streberthum
Derleiten läßt zu Dingen,
Die ihr um den Beamtenruhm
Und um die Freiheit bringen,
Sauz mathematifch-analytifch —
Wenn irgendwer das DoIlk düpirt
Durch falfche Staatsaktionen
Und Ehrenmänner denuncirt
Als {händliche Perfonen,
Und macht dadurch die Xage Fritifh —
Das, Herr v. Caufch, das ijt politifch.
Doch als Sie damnı beim Schwurgericht
Sich unterm Eid verbürgten,
Daß Sie partout „politifch“ nicht,
Zur „polizeilich“ wirkten,
Das war zu fichtbar jefniti{ch,
Im Srunewald ift HKolzauktion.
Sm Gerrenhaufe. hat Graf von
FIIHirIOfy=-NRenard mit Unterftüßung
von 60 Mitgliedern einen Antrag ein-
gebracht, Kahlhiebe und Einfhläge jeder
Art für immer im Grunewald zu ver-
bieten. Dem Antrag {ft folgende Be-
gründung beigegeben: „Wie {chonend
die fgl. Forftverwaltung den Grunewald
auch behandelt, endlich Ffommt die Art
doch an die alten herrlichen Beftände,
° während durch vorftehenden Antrag
die Heranbildung eines — Urmaldes
bezweckt merden foll.“
Sndlich fängt man alfo auch oben
an, den ivahren Beruf des Gruneiwvaldes
zu erfennen. Im Bolfe freilich Hatte
fi die Anficht, daß der Grunewald
ein Urmald fei, {hon lange Bahn ge-
brochen, befonders an {Hönen Sonntag-
Nachmittagen. Hier fieht man einen
„Bionier“, dem feine Braut in un:
wandelbarer Ireue gefolgt it, Jich einen
Weg durch das dichte Unterholz bahnen,
dort fucht eine Hhalbverfchnuachtete
&amilie „Onfel Zoms Hütte” zu
erreichen, mährend irgendivo das In-
dianergeheul einer Candpartie {chau-
erlich durch die tiefe Stille dringt.
Am Gubertusiee hat fih eine
Kolonie gegründet, welche in Sinfam-
Feit und Entbehrungen ein arbeitsreiches
Leben führt, während die „Naturforz
Icher‘“ nach Reften der Bölferftämme
Juchen, die vor iHnen hier gehauft Haben.
DBefonders reich i{t der Grunewald
an . milden TIhieven. Man bemerkt
„Löwen“ der Gejellfhaft, „Sle-
phanten“ im Gefolge von KLiebes-
paaren, und zahllofe Affen‘, lebtere
hefonders an Sonntagabenden.
Bon fonderbaren Menfchenftämmen
hat man bis jeßt entdeckt: den ge-
meinen Dichter, oder Wald: und Wiefen-=
dichter, und den {peziellen Grunemald-
dichter, oder den Dichter der märkifchen
Schönheiten, mobei Srunemald-
dichter nicht zu vermechfeln ift mit
dichter Grunewald, weldh lekteren
die Gelehrten noch nicht entdeckt haben.
Wie. dem Propheten geht's dem Sänger,
Wenn nicht mehr viel die Stimme werth;
Er „zieht“ nicht mehr und wird nicht länger
Sn feinem Daterland geehrt,
Drum geht er gern auf Safıfpielreifen,
Des Namens Ruhm eilt ihm voraus,
Reflamen feine Stimme preifen
Und manchmal erntet er Applaus.
So 30g aus feinem Daterlande
Tamagno nordwärts nach Berlin,
Still hoffend, daß fein Ruhm am Strande
Der Spree von ATeuem würd’ erblühn.
Ind als „Prophet“ ließ er erfchallen
Zuerft der Stimme Algewalt,
Den Einen aber hat miffallen
Sein Sang, die Andern blieben Falt.
Erfannt hat man bei feinem Singen:
Kein richtiger „Prophet“ war er!
Sonft blieb er wohl vor allen Dingen
Zu Baus und Fam erft gar nicht her
Umfonft hat er Berlin betreten
Und wenig Ruhm ward ihm befcheert;
Die {chlechten Sänger und „Propheten“
Sind auch im Ausland nicht geehrt,
Drudfehler.
(Aus einem Fejtbericht.)
Sn den erften Reihen des Überaus glän-
marf{chirten die Spibcel der