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Kiese lack: Armer Prinz! Drei Jahre Insel haben sie ihm
aufgebrummt, ohne dass er den mindesten Bordereau fabricirt
hatte! das ist hart.
Mutoskopia: Ja, diese verdammte Bordereau-Geschichte!
die wäre auch längst beendet gewesen, wenn Oberst Schwartz-
koppen geredet hätte. Hier zeigt er sich als Papageno mit dem
Schloss vor dem Munde.

Kieselack: So so, jetzt sind wir in der „Zauberflöte“, die
wir immer still aus der Hand legen, wenn im Europäischen
Konzert Verstimmungen auftauchen. Aber Schwartzkoppen
brauchte ja garnicht zu reden, er könnte ja ebenso gut schreiben,
als Papageno ist er ja ein Mann der Feder!

Mutoskopia: Er darf aber weder sprechen noch schreiben,
das „Schloss" verbietet es ihm: und so bleibt er trotz Moltke
der grösste militärische Schweiger des Jahrhunderts. Desto
gesprächiger geht es in folgendem Bilde unserer Revue zu, welches eine
politische Kinderstube darstellt Die Kleinen nehmen bekanntlich kein Schloss

i'K"

Mutoskopia: Natürlich; denn wisse,
sondern e b en bii rüge Puppen
sind!
Kieselack: Na, wenn’s
weiter nichts ist! ebenbürtig
bin ich aucli mal gewesen;
wie ich auf die Weit kam, da
war ich eben g e b o r e n. Diese
Begriffe sollten doch endlich mal
abgerfistet werden.

dass dies keine gewöhnlichen,

Ab

Mode

or den Mund1, die machen Skandal und
iskiren . . .
Kiese lack: . . . ’ne
fippe! Da haben Sie
fohl wieder den Pbono-
Taphen eingelegt, liebe
i'ee, aber den könnten Sie
ieber wieder rausnehmen,
lenn das Geschrei halte ich
licht aus, den Ton möchte
ch mir ein für alle Mal
rerbeten haben!
Mutoskopia: Wie Du
willst. Aber als Gegenleistung
mache ich mir aus: stehe
nicht so nachlässig da, son-
dern lege die Finger stramm
an die Hosennaht und mache
Honneur vor den Figuren!

Mutoskopia: Ja, von den
»rüstungen wird immer ge-
sprochen, ohne dass etwas dabei
herauskommt; bis auf eine Aus-
nahme, die aber nicht auf dem
Felde der Politik, sondern auf
dem Gebiet der Mode liegt: die
grossen Aermel an den Damen-
kleidern sind nun wirklich
definitiv abgerüstet worden; auf
dem folgenden Bilde siehst Du,
wie sich der vormalige Riesen-
ärmel durch einfache Umkeh-
rung in ein praktisches Costvim verwandelt bat.


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Kieselack: 0 „Stopfgarns“

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wohin bist Du entschwunden! Früher
war der Stoff reichlich and
jetzt wird der Aermel aerm-
lich; am Neuen hängt, naeh
Neuem drängt doch alles,
ach ihr Arme! Aber was ist
denn das nebenbei für eine
Mode ?
Mutoskopia: Das ist
die sogenannte Winter-
schwalbe, der einzige Vogel,
den Lilli Lehmann den
Damen zu tragen gestattet.
K i e s e 1 a c k: Da ist sie
j a auch schon selber, die Lilli;
die fährt ja förmlich in
’nem überfüllten Damen-
ConpA

Der fja

Mutoskopia: Nein, der insasse dieses Kahns ist vielmehr
der Prinz-Gouverneur Georg von Griechenland, der nach Kreta
fährt, um dort sein Amt abzubüssen. Höre nur, was er singt.

Der Gouverneur von Kreta:
Als ich noch Prinz war in Arkadien,
Da ging’s mir eigentlich famos,
Es schien an Griechenlands Gestadien
Der Himmel klar und wolkenlos;
Doch jetzt beseh’ ich mir den Schadien,
ln Kreta ist der Teufel los,
Ich armes Prinzlein von Arkadien,
Was trieb mich denn nach Kreta blos!

No. 1.

LU STIGl
 
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