Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Stimme aus dem Jenseits.
Mit grossem Erstaunen habe ich wiederum
wahrgenommen, wie sich die Zeiten seit
meinem bürgerlichen Tode geändert haben.
Mein Erstaunen bezieht sich diesmal besonders
auf die sogenannten Enthüllungen des Pariser
Senatspräsidenten und „Chauvinisten“ Beau-
repaire.
Danach wurde also dem Obersten Picquart
vom höchsten Gerichtshöfe wiederholt ein
stärkender Trunk . gereicht, ja eines Abends
hat ihm der nämliche Gerichtshof sogar einen
warmen Grog brauen lassen.
Welch ein Fortschritt in den Getränken
Zu meiner Zeit bekamen die Verkünder der
Wahrheit vom Tribunal höchstens einen Schier-
lingsbecher!

Sokrates.



Student (zum Gerichtsvollzieher): Zu pfänden ist bei mir rein garnichts, aber dass
Sie nicht ganz umsonst kommen, können Sie die Güte haben und den Brief an meinen
Schneider versiegeln!

Adam und Eva
oder: Natürliche Schöpfungsgeschichte.
In dem neuen Stück „Adam und Eva“ aus der ein Wässerlein fliesset; und von den
von Wittmann, Bauer und Weinberger, der Fischen, die in dem Wasser schwimmen,
Novität des Wiener Carl-Theaters, ist auf dürfen wir essen, nur von dem Fisch der
Anordnung der österreichischen Censur Erkenntniss dürfen wir nicht essen,
verfügt worden: Statt Adam und Eva treten Und wie steht es mit den Baum-
„Mann“ und „Männin“ auf. Vom Baum, früchten? fragte die Schlange weiter,
dessen Aepfel zu essen verboten ist, darf Im Paradiese wachsen keine Bäume,
nicht die Rede sein; an Stelle des Baumes sagte die Männin, sie sind auf Anordnung
tritt eine Quelle. der Censur ausgerottet worden.
Das Ganze beruht natürlich auf neuen Da meinte die Schlange: So esset
Forschungen, welche die österreichische wenigstens von dem Fisch der Erkenntniss,
Behörde über das Leben im Paradiese an- damit Ihr erfahret, was Gut und Böse und
gestellt hat. Danach hat sich diebetreffende was Jenseits von Gut und Böse ist.
Episode in folgender Weise abgespielt: Und die Männin nahm von dem Fisch und
Und die Wasserschlange war listiger als assundgabdemManneauchdavon,und erass.
alle Thiere und sprach zur Männin: Was Dawurden ihre beiden Augen aufgethan,
dürft Ihr eigentlich essen? und sie erkannten, dass das Amt der Censur
Da sprach das Weib zu der Wasser- nicht bekleidet war mit Vernunft. Und des-
schlange: Es ist eine Quelle hier im Garten, wegen schämten sie sich. m.


oder: Wie es kam, dass der Rentier Schwitzig wegen „Betteins“ arretirt wurde.

LUSTIGE BLATTER.

No 4
 
Annotationen