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Caspari.




1E)ocbzeit machen schafft viel
plagen,
Huch “Vergnügen sozusagen,
Doch die plagen überwiegen
Stets bei weitem das “Vergnügen.
Gier bedauert nicht die Braut,
Hufgeregt und schmerzbcthaut,
Stumm, verlegen und gerührt,
Hbgehetzt und etngesebnürt.
Ond nun gar der Bräutigam
Xst ein wahres Opferlamm,
Stets ln 6ile, stets im ürubel,
(Oh wie hasst er diesen Jubell)
Hbgeküsst von allen Canten,
“Von entferntesten “Verwandten!
^a wahrhaftig, sie und er
Baben’s alle Beide schwer!
endlich ist der üag vorbei,
endlich sind die Hrmen frei,
frei? noch lange nicht, bedenke,
JHenscb, jetzt kommen die Ge-
schenke!
Ond mit ihnen mittlerweil
Der Cragödie zweiter Cbcil.
Bast, o JVIensch, Du einige Baien,
JVlacb’ Dich nur gefasst auf Vasen.
Huch wenn Du noch Canten hast,
jviach' auf “Vasen Dich gefasst.
Bast Du Schwestern oder Brüder,
Regnet’s Vasen auf Dich nieder.
Bast Du Schwägerin und Schwager,
Glird vermehrt Dein “Vasenlager.
Schicktest Du ’nem freund mal
Baien,
Revanchirt er sich mit Vasen,
’s ist wahrhaftig nicht zum Blasen:
Selbst Dein Bausknecht schenkt
zwei “Vasen!

“Vasen, Vasen überall,
pappe, Porzellan, Crystall,
Blfenbein, JMajolika,
China, 3aP*n, Canagra.
“Vasen schenkt Dein Socius
pinkus,
(6r sagt Bronce, Du sagst Zink-
guss,)
“Vasen schenkt Dein Prokurist,
Berr und Diener, 'Jud’ und Christ,
Gndlich schickt Dir noch Georg
Gin paar “Vasen aus JNew-Y°rk,
Keiner kennt 6eorg genau,
(Globl ein “Vetter Deiner frau).
Kurz, lebt irgendwo ein JHann,
Der sich Deiner nie entsann,
Den Du selber nie gekannt,
Im entferntsten erdenland,
Schickt er Dir mit ein paar Phrasen
Beute sicher ein paar Vasen,
Bis Dein JHund verzweifelt spricht:
„So viel “Vasen giebt’s ja
nicht!“
Vasen können ja ganz schön sein,
’s dürfen nur nicht mehr als zehn
sein.
Gm den “Vasen Raum zu bieten,
JMusst Du sieben Zimmer miethen.
Brauchen thust Du höchstens drei,
Doch das ist jetzt einerlei.
Gerne hätt’st Du das und dies,
Glenn sich’s nur placiren liess’!
So zum Beispiel: eine Ohr,
Doch von Raum ist keine Spur.
Dein Geschmack wär’ auch ein Bild,
Doch der Glunscb bleibt unge-
stillt.
Huch ein Spiegel wär’ Dein Craum,
Hber dafür ist kein Raum.

Zeitungsmappe und Büffet,
Schaukelstuhl und Cheetisch? JNee!
Glascbtoilette? Kleiderschrank?
Oeberwinde diesen Drang,
Bringt er jemals Dich zum Rasen:
Sieh Dich um, Du hast ja “Vasen.
Gier braucht warm zu sein und
satt?
Glenn der JVIensch nur “Vasen
hat!

In der Glüste dieser “Vasen
Suchst vergeblich Du Oasen.
Keine Labung, keine Kühle,
Keine Speisen, keine pfühle,
Bis dem abgehetzten Geist
Sich ein fernes Crugbild weist:
Gleisse Kissen, warme Decken —
Osch mit Cellern und Bestecken —
Hber ach! Du armer Glicht,
Gleh, es ist nur ein „Gesicht“,
eine Hrt von Luft — JHagie,
eine Glüstenphantasie.
Denn ein Bett — wo denkst Du
hin?
Cisch? was kommt Dir in den
Sinn ?
Stühle? JHenscb, Du träumst
wohl, he?
Glie kommst Du auf die Idee?
Das, was Du zum Leben brauchst,
Glenn Du isst und schläfst und
rauchst,
Glas Dir freu de macht und Lust,
Kurzum, was Du haben musst,
Ond woran Dein Berze bängt: —
Das bat Dir kein JHenscb
gesehen kt!
 
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