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Der „Grste“.
Aus dem Poesiealbum des Studiosus Suff.
(Frei nach Schiller.)
Schön ist der Erste! Dem lieblichen Tage
Geb’ ich vor allen andern den Preis.
Denn mit dem Monatsgeld in der Tasche
Wandelt sich jegliche Sorge in Asche.
Doch in des Mondes letzter Epoche
Gähnet die Sorg’ aus des Geldbeutels Loche;
Aber Natur selbst verbietet das Leere,
Will, dass kein Ding seines Inhalts entbehre.
Drum, etwas betteln und pumpen und borgen
Muss der Mensch für den kommenden Morgen,
Dass er der Schwere des Durstes genüge
Durch die gehörige Anzahl der Krüge,
Und mit dem Safte der Gerste und Reben
Kräuselnd bewegt das stockende Leben.
Bange nur wird es in seinem Gemüthe,
Gänzlich umnachtet mit dichtestem Schleier,
Wenn es ihm mangelt am nöth’gen Credite
Und er sein eigen nennt nicht einen Dreier.
Doch in des Daseins finstersten Nächten,
Wo ihn verzehrt schier der Durst nach dem Echten,
Tröstet die Hoffnung ihn unbeirrt:
Dass es doch bald wieder Erster wird!

Dep fldelsmenseh.
Er „lebt sieb aus“. Hoch hält er das Panier
Der Ueberschichten und der Unterschichten;
Als „blonde Bestie“ streift er durchs Revier
Uneingeschränkt durch Rücksicht und durch Pflichten.
Er sieht sie nicht, der Menschheit Noth und Qual,
Will sie nicht sehn; sie hindert am Ergötzen,
Der Herrenmensch hat eigene Moral,
Und diese lehrt ihn, stets „sich durchzusetzen“.


0

Er setzt sich durch mit Glanz und Eleganz,
Lebt wie ein Sultan aus dem Morgenländ’schen;
Wir aber schau’n und messen die Distanz,
Wie tief der Uebermensch steht unterem Menschen,
m.

„’s Grüaberl.“
Mama: Aber wie können Sie meine Tochter in die Wange kneifen?
Herr: Ach, entschuldigen, gnädige Frau, — aber ich bin — Gruben-
inspektor!

©aß neue tegefi^.
XTTtt bem 1. September ift befanntlich
au ben Sühnen, tneldje betn Deutfchen
Sühnenoereiu angeboren, ein einheitlidjes
£f]eatert]ansgejet3 neu eingeführt roorben,
meld/es ben Sdjaufpieleru unb Sdjau-
fpieleriunen nicht 3U gefallen fcfyetnt, ba
fte gefd^loffeu bagegen opponiren roollen.
Scfottbers empört fte ein Paragraph,
meiner lautet: „EDer auf ber Stefeprobe
feine Holle nid)t im CfyaraFter ber Did)tung
lefen Fann, 3al|lt eine Strafe bis 3ur Ejöhe
non einer rüertel (Eagesgage. Diefelbe
Strafe saljlt, u>er Ejunbe u. f. tu. ins
(Theater mitbringt.
IDir fragen: Odas ift baran fo
(Empörettbcs? IDir mürben fogar r>or-
fragen, nod) mciter 3U gefeit unb
folgenbe Paragraphen auf3imehmen:
Wer 3bfens „Klein»(Eyolf" nid)t r>er-
ftel)en fann, mirb mit (Sefängnifj nid)t
unter lebenslänglich beftraft. Diefelbe
Strafe erhält, mer einen Hffcn mit ins
(Etjeater bringt.

„IDer ben Komeo itid)t ebenfogut fpielen
fann, mie 3ofef Katit3, 3ahlt 3m Strafe
bie Sdjulben bes Direftors. Derfelben
Strafe nerfällt, mer einen Kater mit auf
bie 23ühue bringt.
„H)er ben 3roctten CEheil bes ^fauft
nicht erflären faitn, mirb ber bürgerlichen
(Ehrenrechte für cerlufttg erflart. Diefelbe
Strafe trifft benjenigett, meldjer bie
dheaterräume mit einem „Spitj" betritt.
„VOzr feinen Direftor nicht 3um reidjen
ITtaun tnadjeu fann, mirb aufgehängt.
Diefelbe Strafe harrt beffen, ber all bas
Dorhergeheube 3mar fattit, aber nicht
mill, ober beffen, ber über einen IDitj
feines Direftors 3mar ladjen rotII, aber
nid)t fann. K. t

Qoethe-Kommentar.
Schauspieler (im Hotelbett): „Wenn
Ihr’s auch fühlt, Ihr werdet’s nicht
erj agen.“



H.jrenx..


Auf Vorrath.
Wie der Junggeselle Herr Bequemlich sich vom
Schneider die Hose machen lässt, um das lästige
Annähen abgerissener Knöpfe zu vermeiden.

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LUSTIGE BLÄTTER.

No. 46.
 
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