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Lustige Blätter: schönstes buntes Witzblatt Deutschlands — 14.1899

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No. 49
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https://doi.org/10.11588/diglit.41206#0772
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Ich nehme Dich doch!
Und bist Du auch arm voie die Kirchenmaus,
Ohri Heller und Batzen, ohn Heim und Haus,
Ich nehme Dich doch!
Habe doch Arme, gesund und stark.
Fröhlichen Muth, die Knochen voll Mark,
Wir können s mit Gott schon voagen
In guten und bösen Tagen!
Und voatscheln Basen und Muhmen herbei
Mit Zischen und Tuscheln und Zetergeschrei,
Ich nehme Dich doch!
Und käme der Teufel, spräche zu mir:
,,Ich hole Dich, vuenn Du nicht lässt von ihr!“
Eh! ich von Dir mich scheide.
Mag er uns holen beide! r. v.

Vorsichlig.
Wohnungssuchende:
Also was kostet das Zimmer,
wenn Sie mir ein Klavier
hineinstellen lassen?
Hauswirthin: Ja, da muss
ich Sie erst mal spielen hören!

Unter Lebemännern.
„Also der Bankier Goldsack ist Ihr Schwiegervater
geworden?“
„„Ja, Kerl hat furchtbar kostspielige Passionen!““

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Pech.
Der Pferdehändler Isidor
Klein hat mit dem Getreide-
händler Moritz Gross gewettet,
dass Transvaal in den ersten
vierzehn Tagen des Krieges
besiegt sein würde. Er ver-
liert und muss 1000 Mark be-
zahlen. Wiithend ruft er aus:
„Sowas von Pech ist doch noch
nicht dagewesen: Ich hab’ nie
gespielt an de Börs’, und
verlier’ doch an de Boers!
Zweifelhafte Wäsche.
„Du, sieh Dir mal den
Kollegen an; ob dessen Ober-
hemde wohl von gestern oder
von vorgestern sein mag?“
„„Das weiss ich nicht; aber
jedenfalls ist es von über-
morgen.““
Direktions-Qesuch.
Chef: Ich kann Sie nur
engagiren, wenn Sie Routine im
Verkehr mit der besseren
Kundschaft haben.
Fräulein: Da können Sie
ganz beruhigt sein, ich verkehre
ausschliesslich mit „besseren
Herren“.


Der geuzte Gendarm.
„Können Sie nicht lesen? Das Fischen ist hier
verboten!“
„„Ich fisch’ ja nit; ich gib ja nur meinem Frosch
eine Schwimmlektion!““

3
'•*) Io J'iK.

Kindliche Auffassung.
Fränzchen: Mama, kann man denn aus Cigarrenspitzen
auch Suppen machen?
Mama: Wie kommst Du denn darauf?
Fränzchen: Hier in der Zeitung steht ja: „Cigarren-
abschnitte für die städtische Suppenanstalt werden erbeten.“

Die alte Waschfrau.
Wer kennt die Alte nicht, gebeugt und grau,
Wer hätte bei Chamisso nicht gelesen,
Wie brav und tüchtig diese arme Frau
Und wie charakterstark sie stets gewesen.
Vor alten Waschfrau’n hatt’ ich längst Respekt,
Den lehrten mich nicht erst Chamissos Werke,
Ich hab’ bei ihnen allen stets entdeckt
Wenn auch Charakter nicht, so doch die „Stärke“.
Zarte Empfindung.
Kienappel und Frau gehen auf der Potsdamerstrasse
spazieren und sehen sich die Schaufenster an. Vor der Auslage
eines Sargmagazins bemerkt der zärtliche Gatte:
„Sehste, Alte, der da rechts mit de verjoldeten Füss’, det
wäre so’n Särgelken vor Dir!c

Günstige Lage.
„Sixt, hier im ,Gold’nen Stern‘ kneip’ i am allerliebsten; wann’s Dich
da amal rausschmeissen, fliegst glei drüben zum ,Halben Mond‘ wieder nei.“

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No. 49.
 
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