Nachdem die Engländer bereits die Colonialtruppen, die Hottentotten und die Kaffern mobilisirt
haben, wird ihnen schliesslich nichts übrig bleiben, als die afrikanische Thierwelt zu bewaffnen.
Billiges Land.
(Scene: Im Kolonial-Amt.)
Der Direktor: Also, was giebt es Neues?
Vortragender Rath: Es liegt schon
wieder ein Antrag vor. Eine Kapitalisten-
gruppe bewirbt sich um Neuland in Kamerun.
Der Direktor: Es giebt also wirklich
Leute, die nach Kamerun wollen! Das ist ja
sehr erfreulich. Und da haben die Nörgler
immer behauptet, es wäre da nichts zu holen-
Na, den Flaumachern wird ja jetzt gründlich
der Mund gestopft. Also schreiben Sie der
Kapitalistengruppe, dass ich mit Wonne be-
reit bin, auf ihren Antrag einzugehen, und
dass sie sich ein beliebiges Land auf der
Karte aussuchen können.
Vortragender Rath: Aber der Preis,
Herr Direktor! wir müssen den Leuten doch
einen Preis machen!
Der Direktor: Das ist mir, offen ge-
sagt, höchst unsympathisch. Wir treiben doch
keine Schachergeschäfte, sondern Kolonial-
politik.Was verstehen Sieübrigensunter Preis?
meinen Sie das pro Ruthe oder pro Morgen?
Vortragender Rath: Das wäre wohl
etwas zu eng gegriffen. Aber pro Quadratkilo-
meter sollten wir doch ein Fixum ausmachen;
denn es wäre doch möglich, Herr Direktor,
dass auf dem Terrain Gold gefunden würde.
Der Direktor: Gold, warum nicht gleich
Diamanten!
Vortragender Rath: Es liegt aber die
sichere Vermuthung vor, dass dort Kohlen-
lager existiren, und auf diese Vermuthung
hin könnten wir ruhig fünfzig Mark für den
Kilometer verlangen. Das wäre doch
wenigstens etwas. Wenn die Kohlenlager
existiren, verdienen die Konzessionsinhaber
noch genug dabei.
Der Direktor: Sie irren sich, mein
Lieber. Kamerun ist ein warmes Land, man
heizt dort gar nicht mit Kohlen.
Vortragender Rath: Man kann sie
aber zum Fabrikbetrieb brauchen.
Der Direktor: Und dazu soll ich die
Bewerber ermuntern? ich soll ihnen nahe-
legen, Fabriken zu bauen, Arbeiter heran zu
ziehen, Sozialdemokraten zu züchten ? Nein,
mein Lieber, das kann nicht Aufgabe des
Reiches sein, also lassen Sie mich mit Ihren
Kohlen und mit Ihren fünfzig Mark zufrieden.
Vortrage nder Rath: Es ist doch zwei-
fellos, dass sich die Leute an der Konzession
bereichern werden, wenn nicht durch Mineral-
schätze, so gewiss durch Faktoreien,Plantagen
und Produktenhandel. Sie werden Genuss-
scheine ausgeben und sie mit grossem Nutzen
an den europäischen Börsen unterbringen. Da-
bei kann doch das Reich nicht leer ausgehen. Be-
dingen wir wenigstens zehn Mark proKilometer.
Der Direktor: Um wieviel handelt es
sich denn überhaupt?
Vortragender Rath: Um ein Land,
so gross wie Bayern.
Der Direktor: Das ist ja enorm, das ist
ja fabelhaft! Da würden wir ja die Kolossal-
summe von circa 800 000 Mark beanspruchen!
Dafür kann man ja schon ein Haus in der
Friedrichstrasse haben! Und das sollen die
Leute für einen Landstreifen zahlen, knapp
so gross wie Bayern, wo nicht einmal eine
Omnibusverbindung existirt? Sie phantasiren!
Vortragender Rath: Ich meine nur,
dass es doch nicht angeht, ein solches Areal
quasi zu verschenken.
Der Direktor: Von Verschenken ist
auch nicht die Rede; ich will nur die No-
blesse gewahrt wissen. Schreiben Sie der
Finanzgruppe, dass sie das Areal haben soll,
vorläufig gratis, und wenn sich die Ent-
wickelung ausnehmend günstig gestaltet,
könnte sie dem Deutschen Reiche mal
später gelegentlich eine kleine Gratifikation
zukommen lassen, sagen wir: eine Tantieme.
Vortragender Rath: Und wer soll die
Höhe der Tantieme bestimmen?
Der Direktor: Natürlich der Aufsichts-
rath der von uns konzessionirten Gesell-
schaft. Das sind doch jedenfalls höchst
anständige Leute. Uebrigens kann die Gruppe,
wenn Sie durchaus darauf bestehen, dem
Reiche auch eine Anzahlung leisten, meinet-
wegen eine Million . . .
Vortragender Rath: Doppelkronen?
Der Direktor! Ach Unsinn, — eine
Million Palmkerne! m.
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LUSTIGE BLÄTTER.
No 50.