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Der böse Konkurrent.
(Zu Heines 100. Geburtstag.)
UDer Heine, ja, der Heine,
Der bringt die Lyrik um.
Denn er beherrscht alleine
Ihr ganzes Säkulum.
Will unsereiner wagen
Zu zeigen, was er kann.
Gleich hört er Jeden sagen:
,,Das klingt an Heine an.“
Klagt Einer unwillkürlich
An seiner Liebsten Grab,
Dann ,,schrieb er das
(natürlich !)
Vom Romanzero ab.“
Singt Einer unverhohlen,
Wovon das Herz ihm voll.
Dann hat er das ,, gestohlen
Aus Heines Atta Troll.“
,,Kopirt hat dieser Kleine
Auch Heines Liederbu ch.“
Kurz, dieser Heinrich Heine,
Das ist des Sängers Fluch.
Lasst Ihr Euch das gefallen,
So ist es Euch gesund.
Ich aber gehe allen
Den Dingen auf den Grund.
Im Grund ist's eine Blosse,
Betrachtet man's nur nah:
Denn was ist Heines Grösse?
Er war halt früher da.
Nur darum, meine Damen,
Ist er der grosse Mann,
Und wir, die später kamen.
Wir ,,klingen an ihn an“.
Mich lasset ungeschoren
Mit seinem hohen Werth,
War' ich vor ihm geboren.
Dann — wär’ es umgekehrt.
K. T.

mir ehrlich, kleine Maus,
Sag’ mir blos dies eine:
liebst J)u solchen plumen-
strauss
Mehr als echte Steine?
Ehrlich! — -Ehrlich ? —
Mucki, schau,
Vie ich mir das deute:
>f den plumen liegt der
Oau,
Glitzernd in die Veite.
Spärlich war’ der T(ose Schein
Jn des frühlings Xanden,
Goss’ der Morgen nicht hinein
kleine piamanten.
Solche plumen, steif am
prahl,
gönnen nichts erzählen,
Veil als Gruss des Morgens
grad
Pie piamanten fehlen!
Cjedankensplitter.
Der Diamant wird
durch den Schliff durch-
sichtiger, der Mensch
undurchsichtiger.

Eine bequeme Kunst,

In einem Berliner Verlag sind
jetzt eine Anzahl Heftchen der soge-
nannten „Neu-Lyriker“ erschienen.
Einer dieser Herren, ein gewisser
Martens, singt:
Auf Grund der allgemeinen europäischen Am-
nestie
kehre ich soeben aus Benares zurück.
Ich bin ein würdiger Herr geworden
mit riesiger Glatze und schrumplich wie
Backobst.
Ich besuche die junge Frau,
Mein Göttchen, schneeweiss geworden!
Ein livrirter Diener servirt den Kaffee.
Vater schläft.
,,Na, und die Jungens?“
,,Funny Professor,
und Bila der reichste Antiquitätenhändler in
Tokio.“
„Ja, ja, unser kleiner Bila!“
Wir schweigen.
Dann
klagt sie über die Dienstboten.
„ln unserer Zeit war’s anders !“
»Ja, ja!“
*
Nach dieser Probe wird Jedem
klar sein, wie die „Neu-Lyriker“ dichten.
Sie gehen in ein Kaffeehaus, lassen
sich vom Kellner eine Zeitung bringen,
blicken auf’s Gerathewohl hinein und
„dichten“ den ersten besten Artikel
folgendermassen um:
„Ein tiefes Minimum unter 735 Mm.
liegt

an der mittleren Norwegischen Küste
gegenüber
einem Maximum von 775 Mm.
über Südfrankreich.
Im Nord- und südlichen
Ostseegebiete
ist das Wetter trübe und warm.
In Deutschland,
wo vielfach Regenfälle stattfanden,
liegt
die Morgentemperatur
um 10 Grad
über
dem Gefrierpunkt.
*
Oder, um ein auf ganz anderem
Gebiet liegendes Thema zu wählen:
„Die heutige Börse verkehrte in Reaktion
auf die Hausse
der letzten Tage
in schwächerer Haltung
besonders
für
spanische Werthe.
Dagegen
herrschte für Warschau-Wiener
Eisenbahnaktien
eine feste Tendenz.“
*
Man sieht aus den angeführten
Proben, dass der „Neu-Lyriker“ nicht
nöthig hat, in die bekannte Dichter-
klage einzustimmen:
„Ich schreibe niemals Lyrik,
Sie ist mir viel zu schwierig.“
k. r


Mesalliance.
Freiherr: Nu sag’ mal, Schatz, hättest Du Lust, meine „Freifrau“ zu werden?
— Nur unter der Bedingung, dass ich mehr „frei“ als „Frau“ wäre

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LUSTIGE BLÄTTER.

No. 51
 
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