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Soiree beim Reichskanzler. (Eine Variante nach berühmtem Muster.)
„Sehen Sie nur, wie munter der Fürst heute ist!“
„„Lasst ihn munter sein, — er hat oft genug für uns geschlummert!““

Des Lancers Abschied.
Maggie (die Braut des Lancers):
Will sich Charley wirklich von mir wenden,
Wo der Bur mit ungefügen Händen
Furchtbar dräuend seinen Mauser schwingt?
Wer wird künftig mich zum Tennis führen,
Wer wird auf dem Fussballplatz floriren,
Wenn des Buren Tücke Dich verschlingt?
Charley (der Lancer):
Such’ mir nicht den Heldenmuth zu dämpfen,
Maggie, sieh, mich reisst’s hinaus, zu kämpfen
Für das edle Angelsachsenthum!
Albion wird siegreich triumphiren,
Und der Feind wird wenig uns geniren,
Denn das Bauernvolk ist feig und dumm!
Maggie:
Oh bleib’ hier, es dräuen Dir Gefahren,
Denn sie können schiessen, die Barbaren,
Und sie morden meinen Charley hin!
Viele sind’s schon, die da sterben mussten,
Und ob unseren schmerzlichen Verlusten
Blutet, ach, das Herz der frommen Queen!
Charley:
Maggie, ist es wahr? Sie können schiessen?
Müsste ich mein eigen Blut vergiessen,
Eh’ in Transvaal weht der Union-Jack?
Wird den Feind nicht Buller siegreich hetzen?

Wird nicht Methuen Kimberley entsetzen?
Trotzt uns noch das freche Lumpenpack?
Maggie:
Ach, noch immer trotzt der blöde Krüger,
Immer noch fühlt Joubert sich als Sieger,
Lies doch nur das neueste Extrablatt:
Ströme Blutes hat der Bur vergossen,
Methuen selber wurde angeschossen,
Und in Ladysmith sitzt alles matt.
Charley:
Ei verflucht, dann pfeif’ ich auf den Lancer,
Gieb mir schleunigst meinen Tennis-Spencer,
Maggie, Du hast recht, ich bleibe da!
Wenn es schief geht, dank’ ich für
die Ehre,
Bluten soll für uns der Reguläre,
Dafür zahlt man das Gesindel ja!
Reichsgesetz geht Vor.
Er: Theuerste Lilli! nun sind alle
Hindernisse beseitigt, wir werden uns
heirathen!
Sie: Aber Balduin, Du weisst doch,
Papa wird nimmermehr einwilligen!
Er: Ja, Lilli, hast Du denn nicht ge-
lesen? Fürst Hohenlohe hat ja für den
Umfang des ganzen Reiches jedes Ver-
bindungsverbot aufgehoben!

Lord Methuen.
Schalk Burger haut den Feind zusammen
ln manchen kräftigen Attaken;
Der Lord uzt uns mit Telegrammen,
Warum? er hat den Schalk im Nacken.
Der Vorname.
In einer Gesellschaft geräth das Gespräch
auf die Präsidenten der französischen Re-
publik. „Merkwürdig ist es,“ bemerkte einer
der Herren, „dass man die früheren Präsi-
denten immer mit dem Vornamen nannte;
man sagte Casimir Perier, Sadi Carnot,
Felix Faure, nur bei Loubet beschränkt
man sich immer auf den Familiennamen;
ich glaube, es weiss überhaupt kein Mensch
Loubet’s Vornamen.“
Da meldet sich ein in der Gesellschaft
anwesender Engländer zum Wort: „Oh, ich
ueiss, ich habe gewesen in Paris vor mehrere
Monate und habe gehört aussprechen seinen
Vornamen: Conspuez, — o yes, er heisst
Conspuez Loubet!“
Ministerfrage
zur Wende des Jahrhunderts.
Befindet man sich in einem Durch-
gangsstadium, wenn die Gesetze durch-
gehends nicht durchgehen?

No. 52

LUSTIGE BLÄTTER.

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