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Das Orakel der Königin.

Meine Promotion.

Offenes Schreiben Lattenfritzes an
die Universität Dublin.

Sehr verehrte und gelehrte Herren!

Soeben erfahre ick, det Sie
denChamberlain zum Ehren-
doktor jemacht haben. So'n
Titel hat seine Vortheile im
Leben, un da ick vor alles
Vortheilhafte schwärme, reiche
ick hiermit meine Bewerbung bei
Ihnen in.

Medizinischer Doktor kann
ick nich werden, denn warum?
ick habe von Medizin keene
Ahnung. Aus Philosophie mache
ick mir nischt, un Jura is mir
schnuppe. AberEhrendoktor von
Dublin, det is mein Fall, dadruf
habe ick detselbige Anrecht wie
Chamberlain.

Ick bejründe det damit, det
ick neilich'neKeilereianjefangen
habe, wo ick in janz infamigter
Weise vertobakt worden bin. Et
war im Krug zu Rixdorf, da packte
mir schliesslich der Krüger beim
Kanthaken und fefferte mir zum
Lokal raus, det die Jahrhundert-
wände wackelten. Na sehn Se,
ärgere Nackenhiebe hat ja der
f.CuMsra. Chamberlain ooch nich jekriegt,

und wenn der bei Ihnen deswegen
Doktor wird, denn will ick ooch
promoviren. Im Voraus zeichne

Wer Blei giesst und versteht es nicht, 'ck dankend, stets der Ire

Dem geht es — dum dum — ins Gesicht! Dr. Lattenfritze.

Unbegreiflichkeiten. „Kunst und Natur sei Eines nur." Pech.

Von Bülows Rede schwärmen die Nationen, Die beiden haben *ttf dieser Erde „Nun, Herr Witzmann, warum so nieder-

In Friedensliebe schwimmen alle Zonen, SMs der Vereinigung widerstrebt, geschlagen?"

DieNachbarnreichensichzumBunddieHände, ^wirklich Eines aus ihnen werde, ^ ^ ^ ^ ^ ^

So weit man sieht, nur Frieden ohne Ende. TZtAiilTsieTklVTLen ich habe ei"e" wundervollen Witz auf die

Und dennoch neue Schiffe, um zu streiten? That Mes' sle m Ems za ^en' Tahrh„nHprt,„PnHP „Pma,ht n.n

Erklärt mir diese Unbegreiflichkeiten! Gelingen wird es nun und nie, Jhrhundertwend* gemacht, den jedes

Wenn Keiner Keinen ärgert und beleidigt, Denn immer> TOO "ns *m Uben beträ^n' Wltzbla" mlt G°ld aufgew°gen hatte> und

Wenn Keiner angreift, Jeder nur vertheidigt, D* Ue^ eine Wahrheä der Poesie- konnte ihn nicht senden.

Die Defensive Jedermanns Marotte: »Aber warum denn nicht?"

Ja, wozu braucht Ihr dann die grosse Druckfehler. „„Weil er mir erst nach Neujahr ein-

Flotte? Else war ein stilles finniges Mädchen. gefallen ist.""

Sie Neujahrsnachf eines Glücklichen.

Der Punsch war ausgetrunken, — Ich erzogen vom Staat, — Die Welt ein Ma- horch: mein Weib ward munter, — Sie kam

sass bei der Lampe allein, — Das Säkulum schinengetriebe, — Das Leben ein grosses und zankte und schrie, - Die Kinder sprangen

war versunken, — Das neue trat feierlich Quadrat. herunter — Aus ihrem Bett, wie sie. — Der

ein. — Noch lag im Zukunftsnebel — Das So sass ich bis zum Morgen, — Und Schornsteinfeger schellte, — Er wollte der

Kommende fern und grau, — Doch vor mir grübelte über den Fall — Und machte mir Erstesein, — Nicht lange nach ihm stellte —

hatte ich Bebel, — Ich meine sein Buch: schwere Sorgen — Um unsern Erdenball.— Sich auch der Bäcker ein. — Briefträger,

„Die Frau", — Bellamy und Thomas Mir graute wie vor der Sünde — Vor all' Waschfrau, Wächter, — Milchmädel,

Morus, — Und andre Prophetengenies, — dem Prophetenschnack, — Ich weiss nicht, Pförtnerssohn, — Aufwartefrau sammt

Kurzum den ganzen Chorus, — Der uns warum, doch ich finde — Am Zukunftsstaat Töchter — Die kamen zur Gratulation! —

goldne Zeiten verhiess. keinen Geschmack. — Ich habe altmodische Geld kostete es massig, — Die Stimmung

Und sieh, aus dem Punsch und den Triebe, — Auf Neuerung leist' ich Verzicht, war dahin — Und den Artikel lass' ich, —

Büchern — Erhoben sich, mystisch um- — Ich mag die freie Liebe — Und die Weil ich im Zweifel bin. — Wenn d iese Sitte

flirrt, — Gestalten in luftigen Tüchern: — Staatsbastarde nicht. — Mein Weib und schwände — Beim grossen Kladderadatsch,

Die Menschheit, so wie sie einst wird. — meine Kinder — Das ist mein Zukunfts- — Dann wäre doch am Ende — Methode

Kein Hunger, kein Streik, keine Armen, — staat, — Gern stopf ich dann fremde in dem Quatsch I — Im Schooss der Zeiten

Kein Kampf mehr ums tägliche Brot, — Kein Münder — Durch edlen Mitleids That. — ruht es, — Vielleicht ist's doch probat, —

Elend, doch auch kein Erbarmen, — Kein Entschlossen griff ich zur Feder, — Fing Vielleicht hat's doch sein Gutes —

Wohlthun, doch auch keine Noth. — Die einen Artikel an, — Und lesen sollte ihn Mit diesem Zukunftsstaati

Frauen frei in der Liebe, — Die Kinder Jeder—Und sich bekehren daran. — Da— k. t.

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LUSTIGE BLÄTTER.

No. 1.
 
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