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Ein Idyll.

Sie fuhren zusammen im •warmen Coupe —
Es <vjar eine mollige Reise!
Es flogen die Felder . . . Im ersten Schnee
Lag rings die Welt, die weisse . . .

Er spann ein Gerede ziemlich verworr'n
Vom Wetter und Sommer im Bade —
Sie legt' in den Schooss ihren Engelhorn
Und knabberte Lindt-Chokolade.

Er sprach poetisch nom 'wehenden Rauch
Und wie die Zeiten brausen —
Sie hatte 'ne Tante, die „dichtete auch"
Und tvohnte in Sangerhausen.

Und als die Sonne im Westen 'verschwamm.
Da pries er's in köstlichen Worten —
Sie hatte 'nen Vetter in Heiligendamm,
Der beinahe Maler geworden.

Und als er -vom Fahren ins Weite sprach,
Wie nickte am Hütchen die Federt
Sie hatte 'nen Onkel in Offenbach,
Der reiste seit Jahren in Leder.

Die Sterne sandten 'vom Himmelszelt
Verwirrendes Schelmengefurikel —
Sie hatte die Heizung abgestellt,
Er schraubte die Lampe auf ,,dunkel".

Sie sassen so dicht, und sie sagten kein Wort.
Und sie hörten die Herzen schlagen —
Der Schaffner qualmte geschenkte „Import"
Im Dienst-Abtheil mit Behagen.

Sie dachten so •viel, und sie sprachen 's nicht aus,
Sie sahen die Lichtchen blinken
Vorüberfliegend am Wächterhaus —
Die Linke ruht in der Linken.

Die Rechte hielten sie beide steif

Und den Handschuh darauf zur Verzierung —

Am "vierten Finger der glatte Reif

Trug peinliche Innen-Gravierung ... m. sp.

Kindliches MissVerständniss.

Der kleine Hans (Zeitung lesend): Hier steht
in der Zeitung, der Feind verlor in der Schlacht
acht Todte und neunzehn Verwundete, das ver-
stehe ich nicht.

Vater: Was ist Dir denn dabei unver-
ständlich?

Der kleine Hans: Ich verstehe nicht,
warum der Feind die Todten und Verwundeten
überhaupt mit in die Schlacht nimmt!

Widerspruch.
Im Dreibund geht es komisch zu,
Wie man bemerken kann:
Denn Oestreich schafft die „Kreuzer" ab,
Und Deutschland schafft sie an.

Von der Schmiere.

„0,wir haben auch eine Theaterkapelle!"
„„Wie stark?""

„„Sie ist eine Ziehharmonika stark!""

Qlück.

FrauA. (zuFrauB ): Sie haben recht,mein
Gatte stand vor dem Ruin, aber gerade da
hatte er ganz aussergewöhnliches Glück:
Sein Bruder hat sich erhängt, seine Tante
wurde von einer Elektrischen überfahren
und endlich ermordete einer seiner Vettern
seinen alten Onkel, den Millionen-Beyer,
dessen Universalerbe er war, und da konnte
er sein Geschäft an den Nagel hängen.

Bepufs-Treue.

„Wohin, wenn ich fragen darf?"
„„Wintergarten.""
„Dort engagirt?"
„„Jawohl; Drahtseil.""

„Wissen Sie was, widmen Sie mir lieber den Abend "
„„Haben Sie denn Draht?""

LUSTIGE BLÄTTER. No. 4.
 
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