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Lustige Blätter: schönstes buntes Witzblatt Deutschlands — 15.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.23657#0070

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Bitter-süss.

„Wenn ich mir den Zahn ziehen lasse,
kriege ich eine Mark, dafür kaufe ich mir
Bonbons, davon kriege ich wieder Zahn-
schmerzen, und so geht das immer weiter."

Jrlefcricfy i>er (Srofje an feine
(Setreuen.

(Hbfdjrift eines Briefes, bet uns auf fpititiftifdjem JDege
zugegangen ift.)

Kiuber, tbr wifjt ja, ba§ id; im £aufe meines
fo 3teinltd; rubmgefrötiten £ebens niemals 2Ingft
hatte. Unb wenn ich heute lebte, wahrhaftig, ta?
würbe mir 3utrauett, ebenfo wie bamals mit
meinen tDtberfadjern fertig 311 werben. 2lber ber
Jlbwefeube hat Unrecht, unb fo formte es benn
fommett, bafj mir heute noch in absentia bas
(Semd gebrod;en wirb, 3rgeub ein ftnbiger Staats-
anwalt brandete blofj auf bie 3bee 3" fommen, in
ineinen gefammeltcn IDerfeu berum3ufdmüffeln,
unb bas HTaltjenr wäre fertig. Konftsfation aller
oorffnblidjen (Ejemplare, Unbrauchbarmachung
aller platten unb formen wäre bas lliinbefte.

3<h habe mir neulidj wieber einmal meine
Sdjrtftett burdjgelefen unb Dinge barin gefunben,
Hinge, fage ict; euch, bei beuen fid; gewiffeirJEri«
bimaleu oou heute bie i}aare ferjengerabe fträuben
würben. So nenne id? in einem Briefe an
b'2IIcmbert bie 3cfuiten furjweg »ein schädliches
Ungeziefer«, unb im 3ahre 1,765 fdjricb idi an
ben namlidjeu l^errn b'ZlIembert:

»Da Herr von Choiseul die Kühnheit
gehabt hat, die Jesuiten anzugreifen und
aus Frankreich zu verjagen, so wird es
ihm nicht an Muth fehlen, wenn sich die
Gelegenheit findet, auch die übrigen
Mönchskappen zu vertilgen; aber vielleicht
hält er mit dieser Absicht zurück und
will nicht, dass das geschorene Gesindel
den Umfang seines Planes erfahre.«
3d; bitte euch nun, lieben freuttbe, forgt
iVifür, bafj biefer paffits nicht weiter befannt
werbe. Denn es wäre bo<h ein gar 311 obiofer
Speftatel, wenn preufjens größter König in einen
litterarifcben Kontuma3»pro3efj oerwicfelt würbe.
3a, wenn id; mich, noch persönlich de vive voix
berttjeibtgett fönnte! Da würbe ich fagen: ijöre
<£r, Staatsanwalt! €r will mir ba einen poft-
humeit projefj anbrefjen, um meine Schriften auf
ben Scheiterhaufen 311 bringen; lefe et fieb bas
Keid;sgcfet5 über bie 3efuitett vom ^. 3UK 1872
burd) unb [äffe er midj ungefähren. Derftanben?
EDas tlme ich, aber, toenn mir ein anberer 2In«
fläger meine gebnteften Briefe an Doltaire unter
bie Hafe rücft? 3um Beifpiel ben nom 5. ITtärs
1771, in welchem ich. Doltaire ein angebliches
ZDunber mit ben IDorten »ermelbe:

»Aber hier ein Geschichtchen, womit
der Protector der Capuziner seine heilige
und stinkende Heerde unterhalten kann...
Ich glaube, dass selbst das Ungeziefer
Ihrer Capuziner sich über das schöne
Wunder freuen werde .. .«
3<», t»as würbe mir ba bie Berufung auf
meine F?elbenthaten, auf Hofjbad;, £eutbm unb
(Eorgau nütjen? IDenig, nichts, moins que rien!
Der Staatsanwalt Sounbfo würbe mir bie
flötentöne noch grüttblidjer betbringen, als mein
alter f (öteulebrer (Quant; bies gett|an rjat. Wie
fdjrieb ich, bodj einmal aus Huppin im 3ult 1737?

»Deutschland hat zu viel Aber-
gläubische und Fanatiker, die von ihren
Vorurtheilen befangen und höchst bös-
willig, und um so unverbesserlicher sind,
als ihre dumme Unwissenheit ihnen den
Gebrauch der Denkkraft verbietet.«
Sollten biefe ©eilen etwa befannt werben,
bann, lieben freunbe, erflärt nur in meinem Auf-
trag, bafj fie fich auf bas Deutfcblanb von anno
olim be3ieb,en; benn wie foliten fie aud? (Seltuug
b^aben für bas liberale ©eitalter con heute, in
bem ber liberale Utagiftrat meiner liberalen I^aupt«
unb Hefiben3ftabt eine (Siorbano JJruuo'feier im
Hatbljaus oerbietet? Unb bann uod) eines, lieben
freunbe: wärmt nicht etwa bie (Sefducljte ooit
meinem 2Iffen ITtimi auf; ach, fo, bie (Sefdjidjte
fennt ihr ja gar nicht, benn fie ftcrjt ja in meinen
gefammelten EDerfen, bie in feiner Sdjüler*
bibliottjef corfommen bürfen. 211fo tjört: biefer
littmi, mein Jlffe aller Zlffcu, wie idj ttm nannte,
benut,te einmal meine Zlbwefenheit, um bie ITieta-
ptjYfif oon EDoIff über bem fidjte an^ünben
unb 31t oerbrennen;

»Unsere Schöngeister behaupten, der
Affe habe die Metaphysik studiren wollen,
und weil er sie nicht verstanden, ins
Feuer geworfen.«
Wenn id; heute bie Sache bebeufe unb mir
oergegenwärttge, bafj IDotff ber f cinb ber (Drtbo-
boren war, erfd)eint mir bie (Erwähnung biefes
Zlbenteiters bodj recht gefährlich- Betonet alfo
ausbrüeflich, bafj jener 2Iffe, ber fid; bas Zimt
eines Ketjerriajters unb Ketjercerbrenners an«
maßte, ein 21ffe aus bem ooroortgen 3ahr'iunbert
war, unb bafj nadj meiner Uebcrjeugung hcut"
3utage foldje 21ffen garnicht mehr möglich finb.

2Ilfo wie gefagt, certheibigt mtdj, wenn
meine Sfripturen infriminirt werben foliten. €s
wirb fich ja unter eud] ein Hechtsanwalt fiuben,
ber möge meine Sadje übernehmen unb fpredjen:
(Deffentlicher Zlnflager! ITTann, ber Du täglid;
pon Dir behaupteft, Du feieft „föuigstreu bis auf
bie Knochen"! h>" ftetjft Du cor ben lüorten
unb ITteinungen bes größten Königs; unb nun seige,
ob wir an DehtcKönigstreue 3U glauben haben, ober
blofj an bie Knod;en, bis auf welche Du bidj blamirft!
Unb bamit — Valete! m.

dann giebstDu so lieh- ^^^^^ _.___^t^J ^ Splitter.

liehe Töne von Dir, — Dummheit zur

dass ich glaube, Du Auf dem Friedhof. rechten Zeit ist besser

hast a Polyphoii in A.: Hier liegen die drei alten Herren nebeneinander, die immer in der „Krone" zu- als Klugheit zur un-

der Nas'!' sammen Skat spielten. — B.: Wer sind denn die beiden Kiebitze da, rechts und links? rechten.

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LUSTIGE BLÄTTER.

No. 5.
 
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