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Die Bedeutung der Auch ein Vorzug. Die bildliche Haue.

Abkürzungen. „Sehen Sie den Herrn dort? Der trägt einen der glänzendsten (Vor den Schranken des Gerichtahofs

Aus dem Geheimprozess gegen Namen." - „„So? wie heisst er denn?«« - „Goldschaum.« ^ZT^Z^Z £LZ

Maximilian Harden dringen nun- verübt zu haben.

mehr allerhand hübsche Einzel- ^^^flHBBHHHHMHi MfeHHHHBnH^^^^. Durch die Zeugenaussagen wird be-

heiten in die Oeffentlichkeit. ^^^^^WU\[K ^^^k. wiegen, da88 der Arbeiter Pachulke den

J^^p aA\\\ UtOk. ^^Hk. Kaufmann Chaim 31 etallglanz auf oll ener

Zwischen dem Vertreter der An- f*v77/ ' 1111\iSS ^^LW 8trasse überfallen und niisskandeltbat)

klagebehördeunddemDirektordes W Der Vorsitzende: Ange-

Wolff'schen Telegraphen-Bureaus
kam es zu einer Auseinander-
setzung über die Bedeutung von
„W. T. B." Der Staatsanwalt be-
hauptet nämlich: „In diesem Fall
hat derReichsanzeiger die Bremer-
havener Rede des Kaisers nach
der Fassung des Wiener Tag-
Blatts gebracht", und er war sehr
erstaunt darüber, dass W. T. B.
etwas anderes bedeuten könnte als
eine österreichische Zeitung

Um derartige Irrthümer bei
unseren Behörden in Zukunft
thunlichst einzuschränken, geben
wir hier eine kleine Liste der ge-
bräuchlichsten Abkürzungen mit
obligaten Erklärungen.

Also erstens: W. T. B. bedeutet
weder Wiener Tag-Blatt, noch
Winter - Torf - Brand, noch Würz-
burger Tauben-Braten, noch War-
schauer Tanz-Bär, noch Weimarer
Thier-Bändiger, noch Wiesbadener
Trauben-Blut, noch Wilmersdorfer
Tauf-Becken, sondern ein für alle
Male: Wolff'sches Telegraphen-
Bureau.

M d. R. bedeutet nicht Max der
Racker, auch nicht Mach' da Reine!
auch nicht Michel der Raufbold,
auch nicht Macht drei Reichsmark,
auch nicht Mauke der Reitpferde,
auch nicht Miquel der Rechen-
meister, sondern: Mitglied des
Reichstags.

A. E. Q. darf nicht übersetzt
werden mit: Acht Echte Groschen
— Anna, Ein Gast! — Ach, Es
giesst! — Alt Englischer Gin —
Aujust, Er Grobian! sondern ist
besser als Allgemeine Elektrizi-
täts - Gesellschaft zu deuten.

B. B. C. heisst immer Berliner
Börsen - Courier und niemals
Baden-Badener Curtaxe, Belgische
Beamten-Clique, Bomster Beeren-
Cognac, Bairisch Bier-Consum,
Backen - Bart - Coiffeur, Bimmel-
Bammel-Construction oder Bern-
hardt Bülows Chinapolitik. m.

Natural-Leistung.

Zahnarzt: Und so bitte ic'i
denn um die Hand Ihrer Tochter
Emma.

Vater der Braut: Ja, eine
grosse Mitgift kann ich meiner
Tochter nicht geben, jedoch bringt

Kaiserin: Steige hinauf und melde, was pu
Chinese: €s ist schon wieder ein €uropäisches Schiff

voll Soldaten angekommen, es heisst „Dürnberg".

Cuan: TjahaI pie Nürnberger hängen keinen, sie hätten

ihn denn zuyorl

in Ihre Praxis.

klagter, äussern Sie sich über
diesen Vorfall.

Pachulke: Ja wat is da ville
zu äussern? Ick hatte natierlich
de letzte Rede vom Jrafen Pückler
jelesen, un da steht ja janz jenau
drin, wat wir zu duhn haben: wir
sollen uf die Bande losdreschen,
bis se zerschmettert am Boden
liegt; un det habe ick eben jethan.

Der Vorsitzende: Ueber-
legen Sie sich, was Sie reden! es
ist durch Gerichtsbeschluss fest-
gestellt worden, dass die Aeusse-
rungen des Grafen Pückler nicht
geeignet seien, zu Gewaltthätig-
keiten anzureizen, da dessen Worte
nur bildlich, hyperbolisch auf-
zufassen sind und nicht ernst ge-
nommen werden können. Sie
sind also, wie bewiesen, nicht
durch den Grafen Pückler auf-
gereizt worden.

Pachulke: Na, ooch jut. Aber
denn will ick ooch nich ernst je-
nommen werden. Ick habe den
Chaim Metallglanz bloss bild-
lich verhauen.

Der Vorsitzende: Wie ver-
stehen Sie das?

Pachulke: Ja sehn se, Herr
Jerichtshof, wie et 'ne blumen-
reiche Sprache jiebt, so jiebt et
'ne blumenreiche Hand. So eene
hab' ick nu jrade unjlicklicher-
weise. Daraus hatte ick dunne-
mals 'ne blumenreiche Faust ge-
macht, und damit fuhr ick dem
Herrn bildlich in de Zähne. Et
war 'ne Allejorie, weiter nischt.

Der Vorsitzende: Sie haben
ihm damals fünf Zähne heraus-
geschlagen.

Pachulke: Aber nich im
Ernste. Die fünf Zähne flogen
in eener Hyperbel heraus, so was
wird man doch nich wörtlich uf-
fassen. Kurz jesagt, mit dem
Faustschlag und mit die raus-
gefefferten Zähne wollte ick blos
so im Alljemeinen een Projramm
umschreiben.

(Der Gerichtshof zieht sich zur ße-
rathung zurück; es wird beschlossen,
vor Urtheilsfällung noch einen medi-
zinischen Sachverständigen zu laden,
der darüber aussagen soll, ob bildliche
Haue wehe thun.) m.

Ein Deutsches Wort.

sie Ihnen eine sehr grosse Ver- ^gffi-a-—^ ^—\WL M$$< > Lude: Du,Ede, wodrin besteht

* denn eijentlich die sojenannte

Deutsch-Englische Abmachung?
Ede: Dadrin, det Deutschland

oplltter. ^^k^ ' ^jdß' zu England, als et sich im Yangtse-

DerMagen ist das Gewissen des ^■W^^ Thal festsetzen wollte, gesagt hat:

Leibes, Katzenjammer seine Reue. ^^^^^^^ .Machen Se sich det m an ab!"

4

LUSTIGE BLÄTTER.

Mo. 4 6
 
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