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Juristen=Weisheit.
A. : Leute, die perversen
Neigungen huldigen, würde ich
prinzipiell nie verurtheilen,
selbst wenn sie die ärgsten
Verbrechen begehen.
B. : Und wie soll das Ver-
brechen gesühnt werden?
A. :Garnicht. Ich nehme
eben an, dass eine krankhafte
Veranlagung zu Grunde liegt.
Solche Leute soll man nicht
strafen, sondern heilen.
B. : Das lässt sich hören.
Nur kommt es auf die Wahl
der Heilanstalt an: ich persön-
lich bin der Meinung, dass es
für solche Gesellen gar kein
besseres Sanatorium giebt als
Plötzensee!
Der Charakterkopf.
Der kleine Max: Papa,
wen hast Du denndagegrüsst?
Vater: Das war Herr
Sudermann.
Max: Wer ist denn das?
Vater: Ein berühmter
Dichter.
Max: Aber Papa! — Be-
rühmte Dichter sind doch von
Gips!

Welteroberung.
Wer eine ganze Welt erobern möchte,
Statt sich am heimischen Besitz zu freu'n,
Der kommt gewiss an kummervolle Nächte
Und merkt entsetzt: es hat nicht sollen sein.
Will Jemand mit dem Kopf durch alle Wände,
Der Ruhmsucht voll, so unterliegt er meist,
Und ähnlich geht's dabei am letzten Ende,
Ob man Napoleon oder-Sorma heisst!

Ach so!
Der Radfahrer Haxlinger steht mit seinem
Freund Tretloff vor einem Barnum-Plakat:
„Da musst grad staunen, was der Barnum
nicht alles bringt!"
„„Das ist wahr, er hat sogar einen Rad-
fahrer, der sich selbst über den
Bauch fährt.""
„Na — ist's möglich!"
„„Ja-mit derHand natürlich.""

Musikalische Nuance.
ginn der Oper): Herr Kapellmeister, nehmen
Sie heut das Tempo ein wenig schneller,
damit das Gas gespart wird.
Er kennt sie.
Bezechter (dessen sich ein Schutzmann an-
genommen): O weh, dort kommt uns meine
Alte entgegen! Schutzmann, beider müssen
Sie blank ziehen!

53(i)au' ich mich um in fremden ^Ländern,
Da Rann ich wtrRlid) nicht umhin,
Mit freuh'gem Stotze aus3urufen:
Wobt mir, haß ich in Dreußen hin!
Da draußen yäulniß unh Derwefung,
Wo fich her 3BiicR auch hingewanht,
Dagegen hier, wie nicht 311 leugnen,
Ihier ift has wahre Muftetianh.
Dringt höfer Dinge ScbtecRensRuuhe
Don auswärts her an unfet Ohr,
So fagen wir:'hei uns in Dreußen,
3n Dreußen Rommt lo was nicht vor!
Dun lebt hoch einmal hie Chinefen,
Die Wichte treiben's gar 3u Rraß!
Was muß man ha tagtäglich lefen
Don wiherlinn'gem yremhenbaß!
Der IRacenbaß Icheint 3u tiortren
3nhie!em3Lanhc, wienoebnie,
Sie möchten 3ehen maüaRriren,
Der nicht hie Ißale hat, wie lie.
Drum warfen wir has DoiR 3u JBohen,
Dahei ttieg auch*her IRuf empor:
Dein, in her Chat, hei uns in Preußen,
3n Dreußen Rommt to was nicht vor!

Dann nach Italien hiicRt man wieher,
Man lieht, was Korruption vermag.
Dort, wo hie Icheußiiche Camorra
3bt Welen treiht am beiten Kag;
Sogar von Doii3eibeamten
Geht in Deapei has Gerücht,
Daß lie hem Goihe, hem verdammten,
Die JEbre opfern unh hie DKidit!
TRuh hört man loiche Schauherhinge,
Da intonirt mit IRecht her Chor:
Dein, in her Gbat, hei uns in Dreußen,
3n Preußen Rommt lo was nicht vor!
Bus üLonhon fchtiehen hie Cbrotiiften
Don einem yrevei, frech unh Rüt:n,
Derüht von hort'gen Miilionären:
„3ungfrau'n^Krihut", lo nannt' man ihn;
Dati'iriicb! hei hem IRrämetvoiRe
3ft aiies feit, fo lagt' man fich,
Sogar her frühen 3ugenh tünfchulh
Wirh hört verfdbachert; fürchterlich!
38ei uns treiht hodh hes Mammons Gieißen
So eRie ytücbte nidbt empor,
JSei uns ßu TLanh, hei uns in Dreußen,
3n Dreußen Rommt fo was nicht vor! m.

„Töri ung in l^rru^cn!"
Das Grufein gründlich 311 erlernen,
JBiicRt man 311 unferm Dad^harftaat:
Wie ward gegaunert unh geräuhert
Dom Danam a = Derwaltungsrath!
Die Großen waren an her Spit3e,
Seht fromme Derrcn audh hahei,
Die rupften mörheriieh hie'Dieinen,
Die dort, — in ytanRreicb! — vogeifrei.
Wenn man fid) has vergegenwärtigt,
IRingt lieh her ftoße IRuf empor:
Dein, in her Chat, hei uns in Dreußen,
3n Dreußen Rommt lo was nicht vor!

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LUSTIGE

BLATTER

No. 2.
 
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