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Zustimmung des Professors Hieronymus Angstmeyer
zur bekannten Kundgebung Theodor Mommsens.
Mein hochverehrter Herr Kollege!
Indem ich einestheils Ihrer hochherzigen Verteidigung der
Freiheit unserer allgeliebten Wissenschaft .von ganzem Herzen
zustimme, kann ich anderntheils gewisse Bedenken und ernstliche
Befürchtungen nicht unterdrücken. Wie ich für das weitgehendste
Maass einer persönlichen Freiheit, beschränkt durch strenge und
nicht misszuverstehende Gesetze eines starren Konservatismus,
allzeit unentwegt und mit geziemender Reserve eingetreten bin,
so erscheint es mir auch eine heilige Pflicht, die volle Forschungs-
freiheit auf der alleinigen Basis der staatlich anerkannten moralischen
und religiösen Fundamente gegen alle Rückschrittler mit Umsturz-
gedanken zu vertheidigen. Durch die bedeutsamen, wenn auch
unbequemen Entdeckungen des Frauenburger Domherrn Nikolaus
Kopernikus ist zwar erwiesenermassen die Wissenschaft gemehrt
und gefördert worden; doch hat sich, wie Sie selber, hochverehrter
Herr Kollege, am besten wissen, im Gefolge der neuen Wahrheiten
die peinliche Thatsache ergeben, dass sowohl der von uns allen
mit den Hülfsmitteln der Wissenschaft wie auf den Flügeln zu-
versichtlicher Hoffnung angestrebte Himmel als auch die zur
Besserung übler Elemente durchaus nothwendige Hölle nicht mehr
so ohne weiteres durch ein „Oben" und „Unten", welche Begriffe
durch die neuen Entdeckungen annullirt scheinen, zu lokalisiren
sind; woraus sich die betrübende Nothwendigkeit ergiebt, den im
Dienste des Himmels thätigen Engeln, sowie auch den als aus-
übende Faktoren des satanischen Willens unentbehrlichen Teufeln,
über welche beide Zwischenstufen auf dem Wege vom Mensch-
lichen zum Prinzip des Absolut-Guten wie zum Prinzip des
Absolut-Schlechten noch nicht genügend lichtvolle Aufklärung
geschaffen scheint, neue und andersartige Wohnsitze und
Schauplätze ihrer Thätigkeit in freier Forschung und im Einklang
mit allen bewährten, verstorbenen oder lebenden Kirchenlehrern
anzuweisen, wodurch auch auf der Erde, wie die Geschichte, zu
deren Leuchten wir Sie, hochverehrter Herr Kollege, Alle ein-
müthig rechnen, warnend gelehrt hat, Verstimmung, Verwirrung
und eine zu den ernstesten Bedenken Veranlassung gebende
Unsicherheit von nachhaltigem, schädlichem Einfluss auf Volks-
gemüth, Moral, öffentliches Leben und staatliches Bewusstsein
entstanden sind. In diesem Sinne Ihrer Erklärung uneingeschränkt
und mit allem Vorbehalt meine volle, nur durch das oben
Gesagte in aller Bescheidenheit energisch modifizirte Zustimmung,
die ich als für die Oeffentlichkeit bestimmt durchaus diskret
zu behandeln bitte, aussprechend, bin ich mit der Bitte, mir
die deutliche Sprache meines ehrlichen Herzens verzeihen zu
wollen, hochverehrter Herr Kollege, Ihr Ihnen aufrichtigst dank-
barer und herzlichst ergebener
Hieronymus Angstmeyer,
Professor des Kategorischen Imperativs an der
Hännesche-Universität zu Nippes. M. sp.
An die Kriegervereine,
die es angeht.
Hör' mir mal zu, mein lieber Kriegersmann,
ich will Dich heute gründlich mai beiehren:
Die Ehre ist und bleibt Dein höchstes Gut,
Tritt Jemand ihr zu nah', musst Du Dich wehren.
Natürlich, lieber Krieger, sieh Dich vor,
Missgriffe musst Du unbedingt vermeiden,
Von Ehrverletzung giebt's verschied'ne Art,
Da hat man ganz genau zu unterscheiden.
Zum Beispiel: wenn in seinem Bombenrausch
Ein Kamerad Dir an die Wimpern klimpert,
Den forderst Du nach gutem Mannesbrauch
Vor die Pistole, nur nicht iang gezimpert]
Doch wenn ein Kerl wie dieser Chamberlain
Dir fährt mit seinem Mist an Deinen Wagen
Und kecklich sagt, in jenem grossen Krieg
Hätt'st Du wie seine Lumpen Dich betragen,
Das steck' Dir ruhig ein, sieh' drüber weg,
Denn das berührt ja gar nicht Deine Ehre,
Selbst dann noch nicht, wenn der Verleumdungsdreck
Noch sehr viel gröber und erstunk'ner wäre! m.

Der 8cMtteyprde.
Kammerherr: 80H dies zur post?
Hdjutant: jawohl. In diesem Couvert Hegt der Schlttcrprcls,
adresslrt: „Hn den Verfasser des besten deutschen Dramas."
Die findige post wird Ihn schon herausbehommen, und auf
diese melse wird jeder jVHssgrlff vermieden!

No. 50.

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