das wird um so rascher geschehen, je eher
das Lösegeld eintrifft.
Miss Ellen. Wieviel haben Sie denn
verlangt?
Rinalditsch. Tausend türkische Pfund.
Miss Ellen. Was?! Mehr sollte eine
Sensationsschriftstellerin ersten Ranges
sammt Begleitung nicht werth sein? Und
wegen lumpiger tausend Pfund machen Sie
sich solche Umstände? Pfui, das ist ein
Skandal!
Rinalditsch. Wenn sie nur
bezahlt werden.
Miss Ellen. Ich fürchte, nur
zu bald; das giebt ja nicht einmal
eine internationale Verwickelung.
Und was machen Sie mit dem
Gelde, wenn es eintrifft? Theilen
Sie es unter die Bande?
Rinalditsch. Wir behalten
nur einen kleinen Theil davon
für unsere Mühe. Das Uebrige
wird an das macedonische Revo-
lutionskomitee abgeführt.
Miss Ellen. Ah, endlich ein
Lichtblick in diesem abenteuer-
losen Abenteuer! DieMacedonier
werden sich erheben, es wird
durch meine Gefangenschaft zur
Freiheit eines Volkes gehen! Kitty,
notiren Sie diese Phrase, die in
sechs Kapiteln wiederkehren soll! Nun
ist alles wieder gut. Rinalditsch, ich verzeihe
Ihnen die chevalereske Haltung, die Sie mir
gegenüber angenommen haben.
Ein Brigant (ftüstert dem iiauptmaim etwas
ia'sOhr).
Rinalditsch. Ich erfahre soeben, dass
das Lösegeld in einer Stunde hier eintrifft.
Machen Sie sich reisefertig, meine Damen.
Ein Mitglied meiner Gesellschaft wird Sic
bis an den Punkt bringen, wo Sie wieder
Ihren Wagen vorfinden. Die macedonischen
Vorposten sind instruirt, Sie unbelästigt
durchzulassen.
Miss Ellen. Wir kommen durch die
Aufständischen? Das ist angenehm. Kitty,
vergiss das Schreibzeug nicht. Leben Sie
wohl, Herr Räuberhauptmann; und wenn
Sie einmal nach New-York kommen sollten,
so verfehlen Sie ntcht, mich zu besuchen.
Zwölfte Avenue No. 299.
Vierte Scene.
Der Verleger. Wenn es Ihnen recht
ist, machen wir eine vorläufige Abrechnung.
Der Erfolg Ihres selbsterlebten Banditen-
romans hat alle Erwartungen übertroffen.
Die Zahl unserer Abonnenten hat um 7000
zugenommen, für die Buchausgabe liegen
25000 Bestellungen vor, an Einreichungs-
gebühren für die Dramatisirung sind 80C0
Dollars angemeldet, ungerechnet die An-
erbietungen, die uns von zahlreichen deutschen
Ueberbretteln gemacht werden. Empfangen
Sie selbst hier als erste Rate einen Check
über 30 000 Dollars.
Miss Ellen. Davon gehen freilich noch
3000 Dollars ab.
DerVerleger. Siemeinenfür
die Kosten der Expedition und für
das Lösegeld? Diese Spesen, ver-
ehrte Miss, übernehme ich selbst,
natürlich.
Miss Ellen. So war es ja
auch verabredet. Aber mich
drückt noch eine Schuld: ich
habe dem Räuberhauptmann beim
Abschied versprochen, ihn mit
zehn Prozent Tantieme am
litterarischen Gewinn zu be-
theiligen.
Der Verleger. Ja, wie
wollen Sie denn die Summe zu
ihm befördern?
Miss Ellen. Wenn es geht,
durch die Post. Wenn nicht,
dann bleibt mir nichts übrig,
als wiederum nach Macedonien
zu reisen und ihm persönlich die
Summe zu bringen.
Der Verleger. Und noch einmal in
Gefangenschaft zu gerathen?
Aliss Ellen. Eine glänzende Perspektive!
dann erscheint in einigen Monaten der zweite
Band meines „Abenteuers im türkischen
Grenzland". Soll ich Ihnen darüber für die
nächste Alorgennummer eine Vornotiz
schreiben?
Rctoufhutfcbc.
TButlier: 3% tuci^ tuus buit Dir. &arlu; bic Bilbrr, bic Pu bcrltaufd, jtnb nidd rtfiU
Bßdtliu juuiur: Hub bic Runltuü^cr, bic Pu fdtreibp, !tub und: "idit cd:t!
Böswittigc Ucrkumdtmg.
Ich hatte eine Dante,
Die steh Rost nannte;
Das war 'ne sehr charmante,
Hllerliebste Verwandte,
IhrUtuchs, der war junonisch;
Sie liebte nur platonisch.
piun kam's, dass in die Dante
Ganz höllisch a 1a Dante
Ich Ochse mich verrannte,
Dieweil sie so pikante.
Ihr (Huchs, der war junonisch;
Sie liebte nur platonisch.
Ginst fragt' ich nun die Dante,
Die sich Rosi nannte:
„Sag', findst Du's arrogante,
Dass ich für Dich entbrannte?
Dein tHuchs ist so junonisch;
Und Du liebst nur platonisch?"
Da sagt doch diese Dante:
„Verleumdung, lieber jNantc!
Ich bin 'ne arg Verkannte,
erotisch Ueberspannte!
jVIein (Huchs ist zwar junonisch,
Doch liebt' ich — nie
platonisch!"
L.W.
No. 50.
LUSTIGE BLATTER
9
das Lösegeld eintrifft.
Miss Ellen. Wieviel haben Sie denn
verlangt?
Rinalditsch. Tausend türkische Pfund.
Miss Ellen. Was?! Mehr sollte eine
Sensationsschriftstellerin ersten Ranges
sammt Begleitung nicht werth sein? Und
wegen lumpiger tausend Pfund machen Sie
sich solche Umstände? Pfui, das ist ein
Skandal!
Rinalditsch. Wenn sie nur
bezahlt werden.
Miss Ellen. Ich fürchte, nur
zu bald; das giebt ja nicht einmal
eine internationale Verwickelung.
Und was machen Sie mit dem
Gelde, wenn es eintrifft? Theilen
Sie es unter die Bande?
Rinalditsch. Wir behalten
nur einen kleinen Theil davon
für unsere Mühe. Das Uebrige
wird an das macedonische Revo-
lutionskomitee abgeführt.
Miss Ellen. Ah, endlich ein
Lichtblick in diesem abenteuer-
losen Abenteuer! DieMacedonier
werden sich erheben, es wird
durch meine Gefangenschaft zur
Freiheit eines Volkes gehen! Kitty,
notiren Sie diese Phrase, die in
sechs Kapiteln wiederkehren soll! Nun
ist alles wieder gut. Rinalditsch, ich verzeihe
Ihnen die chevalereske Haltung, die Sie mir
gegenüber angenommen haben.
Ein Brigant (ftüstert dem iiauptmaim etwas
ia'sOhr).
Rinalditsch. Ich erfahre soeben, dass
das Lösegeld in einer Stunde hier eintrifft.
Machen Sie sich reisefertig, meine Damen.
Ein Mitglied meiner Gesellschaft wird Sic
bis an den Punkt bringen, wo Sie wieder
Ihren Wagen vorfinden. Die macedonischen
Vorposten sind instruirt, Sie unbelästigt
durchzulassen.
Miss Ellen. Wir kommen durch die
Aufständischen? Das ist angenehm. Kitty,
vergiss das Schreibzeug nicht. Leben Sie
wohl, Herr Räuberhauptmann; und wenn
Sie einmal nach New-York kommen sollten,
so verfehlen Sie ntcht, mich zu besuchen.
Zwölfte Avenue No. 299.
Vierte Scene.
Der Verleger. Wenn es Ihnen recht
ist, machen wir eine vorläufige Abrechnung.
Der Erfolg Ihres selbsterlebten Banditen-
romans hat alle Erwartungen übertroffen.
Die Zahl unserer Abonnenten hat um 7000
zugenommen, für die Buchausgabe liegen
25000 Bestellungen vor, an Einreichungs-
gebühren für die Dramatisirung sind 80C0
Dollars angemeldet, ungerechnet die An-
erbietungen, die uns von zahlreichen deutschen
Ueberbretteln gemacht werden. Empfangen
Sie selbst hier als erste Rate einen Check
über 30 000 Dollars.
Miss Ellen. Davon gehen freilich noch
3000 Dollars ab.
DerVerleger. Siemeinenfür
die Kosten der Expedition und für
das Lösegeld? Diese Spesen, ver-
ehrte Miss, übernehme ich selbst,
natürlich.
Miss Ellen. So war es ja
auch verabredet. Aber mich
drückt noch eine Schuld: ich
habe dem Räuberhauptmann beim
Abschied versprochen, ihn mit
zehn Prozent Tantieme am
litterarischen Gewinn zu be-
theiligen.
Der Verleger. Ja, wie
wollen Sie denn die Summe zu
ihm befördern?
Miss Ellen. Wenn es geht,
durch die Post. Wenn nicht,
dann bleibt mir nichts übrig,
als wiederum nach Macedonien
zu reisen und ihm persönlich die
Summe zu bringen.
Der Verleger. Und noch einmal in
Gefangenschaft zu gerathen?
Aliss Ellen. Eine glänzende Perspektive!
dann erscheint in einigen Monaten der zweite
Band meines „Abenteuers im türkischen
Grenzland". Soll ich Ihnen darüber für die
nächste Alorgennummer eine Vornotiz
schreiben?
Rctoufhutfcbc.
TButlier: 3% tuci^ tuus buit Dir. &arlu; bic Bilbrr, bic Pu bcrltaufd, jtnb nidd rtfiU
Bßdtliu juuiur: Hub bic Runltuü^cr, bic Pu fdtreibp, !tub und: "idit cd:t!
Böswittigc Ucrkumdtmg.
Ich hatte eine Dante,
Die steh Rost nannte;
Das war 'ne sehr charmante,
Hllerliebste Verwandte,
IhrUtuchs, der war junonisch;
Sie liebte nur platonisch.
piun kam's, dass in die Dante
Ganz höllisch a 1a Dante
Ich Ochse mich verrannte,
Dieweil sie so pikante.
Ihr (Huchs, der war junonisch;
Sie liebte nur platonisch.
Ginst fragt' ich nun die Dante,
Die sich Rosi nannte:
„Sag', findst Du's arrogante,
Dass ich für Dich entbrannte?
Dein tHuchs ist so junonisch;
Und Du liebst nur platonisch?"
Da sagt doch diese Dante:
„Verleumdung, lieber jNantc!
Ich bin 'ne arg Verkannte,
erotisch Ueberspannte!
jVIein (Huchs ist zwar junonisch,
Doch liebt' ich — nie
platonisch!"
L.W.
No. 50.
LUSTIGE BLATTER
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