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Rhabarber!
(5raf5to!herg ruft Silentium!
(Rhabarber, Rhabarber!)
§ur0rbmtttg, 5ie!perr5ii!)efunt!
(Rhabarber, Rhabarber!)
perr Rrötnet bittet um bas Wort,
^ebod? er friegt es nid?tfofot't,
Dorläuftg rebett Rttbere bort,
Rhabarber, Rhabarber, Rhabarber!
Doit metd^em Eintrag fprid^t mau beim?
(Rhabarber, Rhabarber!)
Don LGrborff's ober attbereu?
(Rhabarber, Rhabarber!)
f?errdÜebemannbeatttragtSd?Iu§,
IDeil 2Hles fdrüegüd^ fd^lie^ot ntujß,
Stabtt^ageu ruft baßmifd^eu: Stnjß!
Rhabarber, Rhabarber, Rhabarber!
(Sraf Radeftrem, ber t?at gefügt: — —
(Rhabarber, Rhabarber!)
Rad; Radeftrem feilt Rtenfd? met^r fragt!
(Rhabarber, Rhabarber!)
Der präfibeut, ber oben fa§,
Der t]at bie Rerneu, ot^tte Spaff
Der präftbeni faitu fou)it uns mas!
Rhabarber, Rhabarber, Rhabarber!
perr Raffermauu fd^reit burd; bas paus: —
(Rhabarber, Rhabarber!)
t^alt's nicf<t met^r cor puuger aus!
(Rhabarber, Rhabarber!)
Den pungertyp^us friegeit mir,
H?ir tagen fd^ou gmöif Stuubeit fd?ter,
Rtan bringe Suppe, Suppe mir!
Rhabarber, Rhabarber, Rhabarber!
Die (Dbftruftion ift ßtt gemein!
(Rhabarber, Rhabarber!)
Rhabarber fd;tägt ba aud? uid^t ein.
(Rhabarber, Rhabarber!)
„gur (Lagesorbnung!" — „(Siebt's uid^t!"—
„5d?iujß!"
„€s mu§ ein Rtittet geben! IRujß!"
„Diedeid^t get^t es tuit Ricinus" — —
Rhabarber, Rpabarber, Rhabarber!

Ein schneidiger Keri.
Unteroffizier: Was sind denn
das aites für Würste mit den Visiten-
karten daran?
Rekrut: Zu Befeh], bin ich gestern
auf BaB gewesen, Herr Unteroffizier,
habe ich nachher alle in meiner
Rocktasche gefunden.

Unter Kindern.
Georg: Du hast heute in der
Schute wieder Prüget bekommen?
Kart: Ja von dem atten Lehrer.
Es hat aber nicht weh gethan.
Georg: Du hast doch aber ganz
verweinte Augen?
Kart: tch habe nur geweint, um
dem atten Lehrer eine Freude zu
bereiten!

(Die b! i n d e Wi I d s a u.)

Ryke und Reicke.


Ryke: Verehrtester Kollege, darf ich
meine bescheidensten Glückwünsche. Ich
bin nämlich — Sie werden mich kaum
kennen? — —
Reicke: Ein andermal vonEuren
T h a t e n!
Ryke: Ich bin zwar kein Dichter.
Aber ich bin der einzige Berliner Bürger-
meister, der — nämlich im s>Eisenzahn<t —
durch einen Dichter verherrlicht worden ist.
Reicke:Auch ichbin inArkadien
geboren.
Ryke: Man verwundert sich zwar im
Reiche ein wenig, dass eine Wahl gerade
auf Euch, einen Dichter — —
Reicke: In meiner Brust sind
meines Schicksals Sterne.





Ryke: Aber man hoffr, dass durch Euch
ein neuer, besserer Bürgersinn in die, leider
seit meinen Erdentagen und durch mein
Vorbild nicht unbeeinflusste verlotterte Ver-
sammlung im Rothen Hause komme —
Reicke: Wo man singt, da lass
dich ruhig nieder,
Böse Menschen haben
keine Lieder.
lieber Kollege, dass die Poesie ein wenig
zurücktreten muss, wenn es gilt, an der
brandenburg-preussischen Geschichte als
Bürgermeister mitzuarbeiten.
Reicke: Geniesse, was Dir Gott be-
schieden,
Entbehre gern, was Du nicht
hast.
Ryke: Für die edle Dichtkunst wird
wenig Zeit bleiben. Sie werden beide
Hände voll zu thun haben, wenn sie alle
Magistratsvorlagen bearbeiten wollen und —
Reicke: Raphael wäre ein grosser
Maler geworden, selbst wenn er ohne
Hände auf die Welt gekommen wäre.
Ryke: Man ist eine poetische Sprache
nicht gewohnt in diesem neuen Wirkungs-
Und weiss sie festzuhalten.
Ryke: Sie werden mit den minder
poetisch gearteten Kollegen einen nicht
leichten Stand haben.
Reicke: Des Lebens Unverstand mit
Wehmuth zu geniessen,
Ist Tugend und Begriff.
Ryke: Etwas isolirt, das muss ich schon
prophezeien, werden Sie sich ja Vorkommen.
Reicke: Der Starke ist am mächtigsten
allein.
Ryke: Einige Schatten, die Sie nicht
verdriessen dürfen, werden ja wohl auf
Ihrer nächsten Zukunft lagern.
Reicke: Das Maulthier sucht im Nebel
seinen Weg.
Ryke: Man sagt Ihnen ja auch einige
freigeistige — am Ende freisinnige? —
Tendenzen nach?
Reicke: Lass Dich vom Linken nicht
umgarnen.
Ryke: Jedenfalls freut's mich, dass
sich's für Sie noch vor Weihnachten ent-
schieden hat.
Reicke: Dieser Monat ist ein Kuss .. .
Ryke: Einen Freund aber werden Sie
haben, einen Mächtigen: den Reichs-
kanzler. Der hat sich seine Weisheit so
oft in schönen Citaten von Dichtern be-
stätigen lassen, dass er froh sein wird,
auch mal in Dankbarkeit einen Dichter
bestätigen zu dürfen. il. Sp.

No. 51.

LUSTIGE BLÄTTER.

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