Lustige Blätter: schönstes buntes Witzblatt Deutschlands (18.1903)

! ch stand und schaute nach dem Himme!,
* Nach weisser Wölkchen Frühlingsspur,
Als chik mit einem Fliegenschimmel
Ein Tandem mir vorüberfuhr.
Ein Groom, stolz wie ein edler Mandschu,
Blickt auf das kriechende Gewürm
Und hält im weissen Schwedenhandschuh
Den spitzenschweren Sonnenschirm.
Vom weissen Mantel leichtumflossen
Ein Dämchen führt die Zügel gut,
Von Heckenrosen übergossen
Den Florentiner Sommerhüt.
Die feinen Nüstern aufgeblasen.
Die hellen Augen blau und kühl
Und wie auf alten Griechenvasen
Das scharfgeschnittene Profil.
Die Effi, schau! ... So hoch, auf Ehre,
Hätt' ich sie heute nicht gedacht.
Das kleine Mädel hat Carriere
Als Liebling des Geschicks gemacht.
Das ist der Lauf der guten Dinge;
Drei Jahr' sind's — sie vergingen schnell.
Da trug sie schlecht plattirte Ringe
Und Unterröckchen von Flanell.

Gedenkst Du nimmer jenes Fremden,
Den Zufall in Dein Lädchen zog,
Als über bunte Oberhemden
So flink Dein heisses Eisen flog?
Dort stand'st Du in der offnen Bluse,
Das Köpfchen blass, das Herzchen warm ...
Und von der Plätterin zur Muse
War's nur ein Sprung in meinen Arm!
Du trugst an Deinem vollen Mieder
Mein schlichtes Sträusschen stillbeglückt.
Die schönsten meiner Liebeslieder
Hab' ich von Deinem Mund gepflückt.
Und als der Ehrsucht stürmisch Wähnen
Vom kargen Leben mir verneint,
Hab' ich die letzten Jünglingsthränen
ln Deine Hände ausgeweint.
Heut' thronst Du keck auf hohem Bocke.
Weiss liegt der Puder im Gesicht;
Gelb ringelt die gebrannte Locke.
Ich steh' am Weg, Du siehst mich nicht.
An Deinem Gürtel Goldgebimmel,
Berlocques — zu Deiner Liebe Ruhm.
Im Lackgeschirr ein Fliegenschimmel

Nun ward Dir aller Tand zu eigen;
Dein Glück ist ohne Reu und Scham.
Ich hab's geahnt, so wirst Du steigen.
Als ich für immer Abschied nahm.
Hab's nie geglaubt, dass Deine Tugend
So lang', wie Deine Schönheit, währt;
Und zürne doch, dass meine Jugend
Heut so an mir vorüberfährt . . .
LP

J

///' / Caspar!