Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

jporbacbiadc

tn Cvaum, den ^achtgcspcnstcr schufen
In einer Meinen Garnison,
Bin wirrer Craum, hervorgerufen
Durch Bücher und durch Suggestion;
Da toben durch des Schädels Bülse
In witder, aufgeregter Pracht
Figuren, die der Leutnant Biise
Und Beyeriein hineingebracht.
Sie tanzen einen tollen Reigen,
Sie drängen, stürzen sich im Raum,
"Vernunft und Logih müssen schweigen,
Die Phantasie regiert den Craum.
Utas dieses Craumbiid aufgeschichtet
Hus „Garnison" und „Zapfenstreich",
Das ward zu einem Statt verdichtet —
Und dieses Btatt, hier tiegt's vor Such.
Batd ist der wirre Graum verftogen,
Dem Dirn entweicht der brause Spuh,
Die Sonne steht am Blmmclsbogett,
Der Schläfer giebt sich einen Ruch,

Zum fenster ist er hingesprungen,
Sr wirft hinunter einen Blich —
Bei, da marschiren unsre jungen,
Sie ziehn zur Ucbung mit fMIuslh!
Und von der Seele löst sich mächtig
Der Hlb, der es bedrücht so schwer:
Das ist das Beer, so stolz und prächtig,
Der Stolz des "Volhes, — unser Beer!
Das ist der blanhen Rüstung funheln
In ungetrübtem Sonnenschein,
Und dieses Bild soll uns verdunheln
Kein Bitse und hein Beyertein!
Der Witz übt sich an allen Dingen,
Zumal am Grossen überall,
Und soll die Wirhung ihm gelingen,
So greift er zum „besondern ^all";
es steht ihm frei zu harihiren,
Was ihm der Zeiten 6unst verlieh:
„Nur 6Utes lässt sich parodiren, —
Das Schlechte ist schon parodie!" . ,,

Das Ltied vom Apotheker,

Qi3tffe tmb (Rtte.
ywei Dlänner von Ucrftand und Seift
erging es neulich mies;
lUovon der Eine Bilfe IteifR,
Der ffnd're wieder Ries.
fhr Auftritt war ftets elegant,
Ihr Stand verlangte dies;
Denn Bilfe, er war Centenanl,
Und Cehrer war der Ries.
Dicht wohntet) anf demfeihen Srttttd
hier diefe zwei Benies,
In ?ort)ach lebte Bilfe und
ln Oldenbnrg der Ries.
Und dennoch [landen [ich die Zwei
Sehr nah, wie ficb's erwies;
Sie wachten in Schriftftellerei,
Der Bilfe und der Ries.
Sie ftachen manche yäulnifi an
IDit ihrem Uichterfpiefs;
Der Bilfe that es im Roman,
In Zeitungen der Ries.
Und das Bericht fand Beide keck
Und [teckt fie in's Uerlieft;
Sechs IDottat hatte Bilfe weg,
Sechs IDonat atich der Ries.
Das gleiche Ziel, das gleiche foos!
Drum rathe ich Euch dies:
Ihr affociirt Buch — 's war' famos! —
ln 5irtna „Bilfe und Ries!"
ZrnMIiott.
„Sagen Sic maf, f}ct'r geutnaut,
fommt ßh* Negimeitt febent in bet*
(Sefcf;td;te not ?"
„„Kce, aber i)t meinem Kegb
ment fotnntett <Sefd?icl;te)t not'l""

j^an kennt mich allenthalben
Und schwört auf meinen Witz,
Weil Ich so milde Salben
Verkaufe und Lakritz,
Goldcremchen für die Weiber
(Macht Lippen weich zum Kuss)
Und für die harten Leiber
Das milde Ricinus.
Und Alle, die hier wohnen,
Umwedeln meine Gunst,
Weil ich sonst blaue Bohnen
Versende ganz umsunst.

Ich steh' auf bestem Fusse,
fuchhe! mit aller Welt.
Der Oberst selbst beim Grusse
Batd in den Rinnstein fällt.
Und — Veritas in vino!
Man preist mich beim Pokal
Mit Reden im Kasino
Auf federn Liebesmahl.
Mein Wirken zu belohnen,
Viel Liebe mich umspinnt,
Nur weil die blauen Bohnen
Bei mir so billig sind.

Latwerge, Salben, Grütze
Sind für die Nieren gut;
Doch was man so als Schütze
Für seinen Nächsten thut,
Was als Pistolen-Schäker
Man auf zu rathen giebt,
Das macht den Apotheker
Berühmt erst und behebt.
Zu hätscheln und zu schonen
Weiss man ihn wie ein Kind.
Weil seine blauen Bohnen
So unverdaulich sind! At. Sp.


2

LUSTICE BLÄTTER

No. 52
 
Annotationen