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fAer Bruno lehnte )tu Bogen[e[[el
Und dadite an [ein Souper bei Dre[[cl,
Gr [ab [ich [chon in dem deinen Saai . . .
Das Stück auf der Bühne war ihm egal.
Blatt kann nur um acht nicht, toupieren gehn,
Ulan muß doch wo [ein von acht bis zehn, —
Ob man die Kun[t nun ha[[e, ob [cbäße,
Blatt nimmt [ich eben zwei Bogenpläße . . .
Und darum [ißt Bruno in [einem Se[[el
Und wartet auf das Souper bei Dre[[el.
Seine Anni, die blonde Augenweide,
Die [trahlt von unten bis oben in Seide.
Das heißt, der Begriff i[t etwas ver[chobett:
Uon unten — ja; aber nicht bis oben;
6$ fehlt an dem pla[li[d)en oberen Ende
Gin Stück von der Breite dreier Bände,
hieraus merkt [elb[t ein Baie klar,
Daß Anni nicht Brunos Gattin war;
Die Beziehungen waren delikater —
Seine ?rau führt [o kein Blen[ch ins Cheatcr.
Ulan muß nun wirklich offen geßeben:
Die Antti war prächtig anzu[ehen.
Den Ceint hatte keine [chöner als [ie
(Sie nahm den teuer[ten Poudre-de-riz),
Ihr großes Kollier, man darf [chon [agen,
Uer[tand [ie raffiniert zu tragen.
Dabei bedurfte [ie kautu des Scßmttcks
Und dann der hohe, junoni[che UJuchs . . .
Bur leider dachte im [(illett Bruno:
Auf die Dauer langweilt auch eine Juno.
Ua, und [ie kannten [ich jeßt ein Jahr,
UJas wirklich reichlich genügend war...
B)ni fehlte ttur ein bequemer Gr[aß —
$on[t [äß' [chon 'ne Andre auf ihrem Plaß.
Zum Bei[piel die kleine pikante, adrette,
Ped)[chwarze Ranzö[in — wie heißt [ie ? .. Jeanette!
(Die [cßad', daß er die aus den Augen verlor,
Als [ie damals rausflog aus dem „Korps",
Und daß er [ie niemals wiedergefunden!
Sehr [cßade! Aber-wer [ißt denn da unten?
In der vierten Reihe im Sperr[iß links?
I[t das nicht der Krauskopf des kleinen Dings?
Und die Augen? (Denn [ie herüber blickt —
Richtig! Jeanette! Gr grin[t;[ie nickt...
Drabt!o[eRrn[cbrift...be[iegelterPak(...
Ila warte, im näcb[ten Zwi[chenakt — !
!tide[[en der Zwi[d)enakt mußte ver[lreicben
Und nichts dergleichen ließ [ich erreichen.
Zwar Anni [d)ien keine Ahnung zu haben,

Daß Antor dabei war, ihr Grab zu graben,
Sie war [ehr nett zu Bruno; bloß;
Sie ließ ihn nicht einen Augenblick los.
Gr ver[ud)te alles, was Jungge[eUen
Uer[ucben in [olcßen [cbwierigen Gälten;
Gr [agte:.,Ulein liebes Kind, ich verfpüre—"
„Gut", fpradjfie, „ich warte vor der Cüre!"
Kurz: was er probierte, utnfreizukomttten,
llichts wollte verfangen, nichts wollte frommen.
Gs klingelle dreimal. Die Pau[c war utn,
Und Bruno [aß deprimiert und [tumm
In [einer Boge. Gr fühlte ein Grau[en.
Drei Akte [ind's nur! AI[o zwei Pau[en;
(Das hilft's, daß Jeanette ver[tohlen nickt!
(Denn's in der näd)[ten Pattfe nicht glückt
Zum mindeften ihre Adre[[e zu fangen,
Dann i[t die Ghance zum Ceufel gegangen!
Der Akt i[t vorüber. Die blonde Re
Befiehlt eitten Gang durdi's Cheaterfoyer.
Sie wiin[d)tdurd)ausdie[e Promenade;
Denn er[ten$:[iemöd)t' eine Cimonade,
Und zweitens: man fühlt das Bedürfnis zu geben,
Und drittens: man wird auch be[[er gc[eben.
Der Rauen (Uillen zu beugen iftfd)wer,
Ulan läuft al[o in detti yoyer umher,
Ulan tritt auf diverfe Schleppen und ?iiße,
BlantrinktBimonade, klebrig-[iiße...
Dadriiben in jener 5en[terni[cbe,
Da liegt auf einem kleinen Cifcbe
Gin fjeftdien, dran bängt ein Blei[tiftfe[t.
Das i[t der „Cheater[teuer-Prote[t",
Den [oll das Publikum unterfebreiben.
Das Publikum läßt es aber bleiben;
Das Ci[clichen [teilt friedlid), ein Idyll,
(Ueilnämlidi keiner der Gr[te fein will,
Der hier vor allen den Ijerren und Damen
Seine (Uobnung notiert, den Stand und den Uatnen.
Da Bruno [onft nichts zu reden fattd,
Grfaßtecrdie[en6egen[tand
Und [prach vott der neuen Cbeatcr[teuer.
Sie [ei ihm Idmuppe; ungeheuer;
(Denn er mal ins Cheater ging,
So [ei es für ihn das gleiche Ding,
Das könnte ihn nidit weiter reizen,
Ob er zwölf 6mm bezahlt oder dreizehn.
Da aber grollte Fräulein Anni;
So denkt ein echter ganzer Ulann nie,
Den Standpunkt nehme [ie nicht ein,

Die Kun[t [oll gut und billig [ein,
Aud) wer nur wenig Büttel bätt',
6r[tände gern mal ein Billet,
6s [ei gemein, das zu verteuern
UndaucbdieKun[tnod)zube[teuern,
Da [oll man Ront dagegen machen...
Der Bruno wollte darüber lachen.
Da kam [ie immer mehr ins ?euer
Um die[e dumme Cbeater[teuer,
Und [diließlich verlangte [ie von ihm
]Uit6nergieundUnge[tüm:
Gr mti[[e[ofort den Prote[t unterfebreiben,
Son[t könne [ie nidit die Seine bleiben,
Sie käm' auch nicht wieder, wenn er [ie riefe;
Sie [teile ihm die[e Alternative...
„Gi", dachte Bruno, als [ie grollte,
„Da [ind wirja gl iicklich,wohin idiwollte!"
Gr batte die löbliche Ab[icßt, ihr eben
Den provozierten Ab[chied zu geben,
Da — [ah er, wie die pikante, adrette
Pechfehwarze kleine Ranzöfin Jeanette
Gerade den Ci[ch mit der Bi[le erblidcte,
Rerantrat, mutvoll den Bleiftift zückte,
Das Köpfchen nach rechts bog, zierlich und lieb,
Und ihre Adre[[e ins Reftdienfchrieb,
Und dabei [ab [ie Bin an, die Kleine,
A!sfrüg'[ie:„Uer[teb[te,wieicbdasmeine?"
„Hun?$cbreib[tDu?"riefAnni, „jaodernein?"
„Ehbien!"[agter, „icb[cbreibemicbeirt!"
Daun bat er ge[cbrieben und lei[e gepfiffen...

Die Anni bat es nie begriffen,
(Darum an die[em Abend noch
Der Bruno nadigab und unterkroch
Dor ihrer de[poti[chen Alternative . . .
Und warum er in einem Robrpoftbriefe
Ihr, die dodi nidit das Geringftegeßindigt,
Atu näcbtten Morgen die Reundfchaft ge-
kündigt.
Sollte der Abgeordnete Röhren
Uon die[er wahren Begebenheit hören,
So wird ihm die Ader vor Aergertcbwcllcn
Und er wird folgenden Antrag [teilen:
„(Denn Bi[ten ausliegen in einem ?oyer,
So ift der Schließer und der Portier,
Der Dramaturg und die Ijausinfpektoren
Und jeder der [ämtlichen Direktoren
fortan auf's [treng[te zu bc[trafen
Auf Grund des Kuppelei^Paragraphen."


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LUSTIGE BLÄTTER.

No. 17
 
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