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3t»fcn.


(Einige Sommermonate mar EjenriF 3bfeu in
früheren 3ahrt" ftets unter ben Sommerfrifdjlern
im Ejotel (Sröbiter in (Boffeufaß am Brenner ju
felgen. (Soffenfaß tjat feinen §oologifd?en (Sorten,
fein Kquariutn, feine Sammlung oon tHumten,
jerfdjlagcnen Hopfen aus ber Stetheit ober aus*
geblafeiten Dogeleiern; es mar alfo fel?r frof?,
baß es ben Dichter 3f,fcn Ijatte. Der faß au
einem Etfd?d?en gauj für fid? — meil ja feine
Did?tung and? fo für fid? fißt — unb lieg fid?
non ben (Säften anftaunen. Unb f?ititer jebem
ber HeuattgeFommeiteit fdjtcfte ber aufmerffame
Ejotelier einen piffolo I?er, ber it?m jeigen mußte:
„Ejier, mein Ejerr, ift bic Ereppe 31t 3hrer (Etage —
I?ier ift bas Bureau mit ber Karte non EDeft*
europa— f?ier ift bie Eotlette mit IDafferfpüIutig
— hier 'ff ber Speifefaal — unb Ejier tft ber be-
rühmte Dichter 3bfcn, ber ben peer (Synt ge*
fcbrtebeu l?at." Da maren alte ^rembcu fet?r
frot;, äaß f'f mußten, mo bas Bureau mar unb
mo bie Eoilette, unb mie ber Dtd?ter ansfah, ber
ben pecr (Syitt gefd?rieben hatte. Unb niete
ftierteu ih't bloß an. (Einer aber, ein Ejerr aus
Siebliitgen, ber einen Sd?uhba3ar hatte unb abenbs
HecIaimEjefte las, fprad? ben Did?ter an unb
unterhielt fid; lange §eit mit it?m; meint man
eine Unterrebung fo nennen barf, bei mctd?er ber
Ejerr aus Siebliitgen rebete mie ein JDafferfalt,
unb ber uormegifd?e EDunbergrcis (Sefid;ter fdjuitt.
Km ttädjfteit Sag fitl?rte ber piffolo micbcr einen
neuangefotnmenett ^rembett bteitfteifrig im Ejotel
umher. Unb nad?beiit er ihm bas Bureau mit
ber Karte non IDeftenropa uttb bie Soitette mit
ber EDafferfpütung ge3eigt hatte, führte er it;n tn
ben Spctfefaal unb geigte ihm eilten
alten Ejerrtt, in beffett oon toetßem
Bart umrahmten Kittlitj oben ;mei
Britteitgläfer fttttfeiten unb etmas
tiefer ein gahnftod?er 3U fehett mar;
uttb ber piffolo erläuterte ftob;, als
ob er baran fd?ttlb fei: „Das ift ber
Did?ter, ber beit Peer (Synt ge-
fdiriebeit hat." Da aber gefdjah etmas
IDuttberbares. Der große Didjter er*
hob ftd? plößlid? unb fagte itt bcm
oor3iiglid?en Deutfeh, itt bem er fonft
nur 3U fd?meigeit pflegte: „Das ift
ttod? gar ittd?ts. Sehen Sie bort 1?'""
— unb er mies mit ber gepflegten
(Sreifetthanb ttad? bem <£nbe ber
Safel, mo ber Ejerr aus Sieblittgett
faß, ber einen Sd;nhbn3ar hatte unb
abenbs Beclatn-Ejefte las — „bort
l?tn! Der ElTaitit hat ben peer(5yttt
fogar oerftaitbeu!“
* ^ *
*
Klein ^reunb Beierbach, ber itt
ber preußifd?en Sotterie 3meimal mit
bem (Einfaß h^rausfam, einen Erb*
ottfel perföttlid? ans bem Stuftbalfoit
fallen fal? uttb überhaupt oiel (Slücf
hatte, intereffiert fid? fet?r für £ite»
ratur; bat aud? eine Kutographen*
fammlung oon oielen Hummern,
baruttter bie gefälfd?teften Sd?iller<
Briefe unb £utt?er*Bibeln, bie über*
l?aupt 3U ftnbeit finb. Beterbad? traf
id; geftern im Eaf<5, mo er mit
einem ruffifd?en dürften, ber feilten
Eitel unb feinen BocF abgelegt
hatte, Sed?suitbfed?3ig fpiclte uttb
iit einem fort oerlor. 3<h fctjte
tttid; ba3u.
„Sagten Sie mir itid?t, Beierbad?,
baß Sie 3bfcn gefamtt haben?"

„parbott, er mar bod? Kpotbefer urfpriing*
lid? — nid;t (Dffrjier . . . .“
„Sie fönnen mir’s glauben, er mar (Dfftjier.
EDie oft hat er mtr aus feiner toilben £eiitnants3eit
Schnurren er3äl?It, na, id? fage 31l"ett —
Schnurren . . .1"
„Sonberbar. Daß baoon in allen feilten
EDerfctt fo rein gar itid?ts 3U ftnbeit ift."
„Ha, Sieber, bas föntten Sie nun itid?t
fagen. 3n bem einen 3Utn Beifpiel — mie heißt
bas Dings nur — mo ber (Offizier aus beut
^enfter bes (Sarteuhäiisd?ens fpringt . . ."
„Sin (Dfftjier fpringt aus einem Jjettfter —
id? müßte nid?t, baß . .
„Hatiirlid? fpringt er! Ejab’s ja felbft ge*
fehett. EDarteit Sie mal — rid;tig: ,Krieg im
^rieben“ heißt bas StiicF."
„3a aber, Deret?rtefter, bas tft bod? ntdjt oon
3bfen; bas ift bod? ein Sd?toattF oon (Suftao
oon HToferl"
„Don — ETTofer. So? Eta ja, — es faitn
and? ETlofer gemefen fein batnäls itt Baben*
Babeit. (Sott, roetttt man fo oiele bebeutettbe
illeitfd?ett fennett gelernt hat in
feinem Sehen . . ."
ETEtttlermetle hatte ber ^iirft aud?
biefes Spiel gemoutten.
* *
*
Es mar in Ehriftiania unb alles
fehr feierlid?. Dte sugeretjlett Eng«
länber hatten alle Kobafs mit*
gebracht, unb bie Ejotels nahmen 311m
§eid?en ber Eratter hoppelte preife.
Der große Dichter EjettriF 3bfen
follte begraben merben. Kud? ber neue
König mar in einem netten fjiylinber
unter ben SctMragettben. Denn es
mar eine feiner Föttiglid?ett Ejaupt*
fmtFtiorteit, baß er mit allen berühmten
Hortoegern 3m £eid?e ging. §u fagen
hatte er aud? atn (Stabe ttid?ts.
Der Sarg mürbe berausgetrageu
aus ber Kapelle auf bett ^riebfjof.
Klle großen Kollegen bes Ent*
fdjlafenen nahmen bie haben Ejüte
ab unb maren fel?r ergriffen; betttt
fie mürben photographiert. Der Klier*
berühtntefte aber mollte gerabe oor*
treten uttb mit Ejtlfe bes im jiSyltttber
fteefettbett ETlanufFriptes, bas er mie
jum Seiet oor bie Bruft hielt, ein
paarerfdjütterubeEDortetmprooifieren,
ba härte man ein feltfames (Seräufd?.
Klles erfdjraF. Denn es mar beutlid;,
bies Klopfen Fant aus bem Sarge.
Die berühmten Seute ftecFten bie
Köpfe 3ufammett. Klle maren ber
Knfidjt, baß man ben Sarg ttod?
einmal öffnen miiffe; benn mettit
bic Eoteit ermad?ett, fei bas Kn*
ftanbspflid?t. Hur einer, ber fdjett
eitt ElTanufFript in ber Eafd?e
hatte ,,3bfett uttb td?", moritt er
allerlei (Erlebniffe gegenfeitiger
geiftiger Sefrudjtung 3um beften gab,
mar burd?aus bagegen. Kber er
mürbe tn bas Erbbegräbnis ber
Familie Ejattfett gebräugt unb über*
ftimmt. Eilig jogett bie Beamten
bie Sd?ranbett ans betn Sarg, haben
ben DecFel — unb ba f a ß er aufrecht
im Sarg, ber große Dichter, ernft,
fünfter, roeißbärtig, mit ber Brille,
mie er im Eaf6 ETIajimiltatt itt
Eniiitd?ett gef eff ett hatte uttb fpäter
(joctjt'öuiiej um|tel)eut>.)

„EEttb ob id? tl;u gcFaititt habe!" nicFte
Beierbad; enthufiaftifd;, roährettb ber ruffifd?e
3fürft, mas mid; muitbernahm, mit einem
Buben uttb einer Dame bie „Dierjig“ atifagte.
„EEttb obl EDir maren in Baben-Baben 311*
fammen. Etn charmanter Ejerr, fage id? 3huen,
Kaoalier bttrd? unb burd? .
„3d? bäd?te, er mar eher etmas Flein*
bürgerlich —"
„EDemt tdj’s 3h"en fage, er mar ein flotter
Kaoalier. ^ür pferbe hatte er bas größte
3ntereffe unb mettete . . ."
„EDas, geroettet hat er aud?? 3ch bäd?te,
er märe eher fparfatn gemefen . . . ."
„EDetttt id?’s 3t!"eu fage. Ein btßdjen
gejeut l?at er fogar — jamol?!, hat er! EEttb bie
EDiße floffen ihm nur fo aus bem ETltiube. EEnb
er hatte fo eine felbftoerftänbIid?e Krt, fran*
3Öfrfd?ett SeFt eitt3ufd?enFen . . . .“
„Erlauben Sie — Eütße, fran3öfifd?er SeFt,
bas ftimmt bod? uicljt gan3 ..."
„EDiefo foll bas nicht ftimmen? So ein
ehemaliger ©ffoier — —"

Kinderglaube.
„Dass der Storch die Kinder bringt, glaube ich nicht; meins
‘wenigstens hat er nicht gebracht!“

No. 24

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