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Lustige Blätter: schönstes buntes Witzblatt Deutschlands — 21.1906

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No. 44, Spezialnummer: Vivat Academia!
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https://doi.org/10.11588/diglit.41205#0784
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Die bunten gerben oon ber Aknb,
Den ©peer non meiner ©ette,
3cf> ncbm’ mein SSünbet in bie Jpntib
Unb fahre in bie Söeite;
3cß fahr’ tnö ^ßiliftmuin,
Daö liegt in grauer Cbe —
3ch bin non allem ©cf>affen bumm
Unb allem ©chanjen blobe . . .

3cf> nterf’, eö gebt je£t in bie Jeit,
Da alle S3tumen fterben.
geh’ woßi, bu S3urfcf>enfetigfeit,
gebt mobl, ihr frofjen S'rben!
Unb bin ich auch geprüft unb feßwer
2ln äöiffett unb 3cnfurcn —
3cß gab’ bie ganje Sßetößeit ßcr
gür Äneipen unb SD?enfuren!!

3cf> wollt’,, eö mar’ ber ©ommer noch.
Da icb tnö @lürf gefahren . . .
Cb ich fOlagiffcr, gerne boeb
güblt’ ich mich alö ©cbolaren.
2llö übermütig5toller gant,
3m jperjen Steht unb Sieber:
$cßr’ ich ju beinern trauten ©tranb,
SC^ein Tübingen, je mteberü josefBuchhom.

3)er bräunt.
3n einem juviftifeben Seminar faßen brei
fpäte Semefter sufammen. ©er ©>rofeffor
norne ging eine Arbeit beö Sfubiofuö Suren-
ßagen, Hasso-Sueviae XX. X. X., über ben
©D^etneib burd). Sö fann aber aud) ber
galfcßeib gewefen fein. Ober wiberrecßtlicße
fjreißeitöberaubung. ©er Sfubiofuö Surcn-
bagen, Hasso-Sueviae XX. X. X., oerftanb
nämlid) nom ©Jletneib foniel, wie oorn ffalfcß-
eib unb non ben beiben jufammen foniel,
wie non ber wiberrecßtlicßen Freiheits-
beraubung; nämlich gar nießtö. Unb bie brei
Sfubiofen hinten am fyenfter infereffterten
fich Weber für ben fjalfcßeib, noch für ben
Sfubiofuö Supenßagen, noch für ben ‘©rofeffor.
Sie waren eigentlid) ganj gegen ihre
©ewoßnßeif hierher getommen. QBetl eö
braußen fo heiß War unb hier fo feßön fühl,
unb ber ©3?ann ba norn im alten, feßwarjen
©eßroef mit feinen leife norgetragenen Oln-
fichten nicht feßr genierte.
©ie brei unterhielten fieß über bie Siebe,
©aö war ein feßr fcßöneö ©ßema, unb jeber
hatte etwaö ju fagen. ^lößlicß warf einer
bie fjrage hin: „Unb wer befahlt nad)ßer bie
®rofd)fe jutn filbernen ioirfeßen?"
®a würbe eö ftill oon ber Siebe unb man
fpraeß »on ber ©rofeßfe. Sie hätten fie gern
auögefnobelt; aber fie hatten Weber einen
STnobclbccßer nod) Streicßbeine. ©a hatte
ber 3üngfte plbßlid) einen ©infall: „©Bißt
3hr — waö? ©Ber ben feßönften bräunt
über bie Siebe erzählt, ber wirb oon ben
anbern beiben freigehalten unb barf im fyonö
ber ©rofeßfe allein fißen."
„®en f<ßönften©raum über-3<ßfürd)te,
baö wirb feßr unanftänbig," fagte ber Olltefte.

Olber bie beiben anbern proteftierten.
©er Sorfdjlag war feßön, oertrieb bie 3eit
unb überhaupt . . . Alfo loö.
©a erzählte ber Ältefte: ,,3d) habe ge-
träumt, icß ginge burd) ben ©Balb, ba fam
plößließ, in ©tänen aufgelöft, barfuß, ein
wunberhübfd>eö ©Olägbelein, unb . . ."
„Sarfuß — ift feßon faul;" fagte ber
jweite, ber auö Serlin war unb nid)t oiel
oon fyüßen hielt- ®a feßwieg ber Srjäßler
beleibigt ftiU unb rußte fid) auö oon ben ge-
habten Anftrengungen feiner ©Jßanfafie.
©er zweite aber, ber auö Serlin war
unb tüd)t oiel oon fjüßen hielt, begann:
„Stellt Sud) üor, im ©raum fiß’ id) neuließ
im ©iergarfen unb benfe an gar nießtö ober
an baö Spanien, waö auf baöfelbe ßinauö-
läuft. ©Mößlicß fteßt baö ©lücf oor mir—."
„©Boran ßaft bu erfannf, baß eö baö
©lücf war?"
„Sö füßrte ein fleineö Sd)Wein am lila-
farbenen Sänbcßen, unb alle ‘Automobile
mad)ten einen Sogen um feinen ©Beg."
,,©aö Scßwein beweift nid)tö. Aber wenn
bie Automobile eö nid)t überfahren haben,
bann war eö feßon baö ©lücf I Alfo weiter."
„Unb baö ©lüd war ein wunberßübfcßeö
OB eib, rod) naeß heliotrop unb hatte
feibene ©effouö, bie immerju fnifterfen, unb
Strümpfd)en . . ."
„©ließt weiter auöäieß’n — wir fennen
baö."
„Aud) gut. Unb baö ©lücf fagte ju mir:
id) liebe bieß, Artur."
„©ließt feßr neu."
„©lein, aber erfreulich. Unb icß werbe
bir burd) alle Spamina helfen, Artur; werbe
bei bir fißen, wenn bu arbeifeft unb werbe
bieß barauf aufmerffam ntad)en, wenn auf ber

anbern Straßenfeite ein Sorgefeßter geßf.
Unb bu follft burd) beinett gleiß «in berühmter
3urift werben, wenn bu aud) baö ©>uloer nießf
erfunben ßaft. Unb wie fie fo fprad) unb icß
genauer ßinfaß, ba erfannte icß bie Äßnlicßfeit
meiner ©lüdögöttin mit ber Siegeögöftin ßoeß
oben oom Sranbenburger ©or unb . . ."
„SteH’ fie wieber rauf, Artur! ©tu, griß
Seberecßt, erjäßle bu!"
„3cß ßabe geträumt, id) habe bie Caroline
Srumfel wiebergefeßen, mit ber icß ©anj-
ftunbe ßafte. Sie ift jwar nießt ßübfcß, aber
poefennarbig; unb baß fie ein bißeßen ßinft,
Wirb reidjlicß baburd) aufgewogen, baß fte
oiel ftärfer fcßielt. Unb wie ntieß baö ©Oläbel
faß, — b. ß., eigentlid) faß fie an mir oorbei
— ba fagte fie: ,,Acß, Friß Sebered)t, ba
bift bu ja aud) wieber! ©u ßaft Woßl ftubiert?"
— „®aö ßab’ icß," fag’ id) — unb fie: ,,©ta»
türlicß 3uö" — unb id): „Serfteßt fid). 3d)
mod)te gern jur ©legierung." — „Acß, wie
fomifd)," lacßt fie. — „©ßiefo fomifcß?," fag’
id). — ,,©la, bu ßaft boeß oielleicßt gelefen,
baß mein Safer inö ©Jtinigerium ge-
fommen ift."
Sr fd>wieg unb faß treußerjig oor fteß ßin.
,,©la — unb bann?" brängten bie greunbe,
begierig beö aufregenben ©raitmeö Snbe ju
erfaßten.
„©Biefo — unb bann? 3d) ßab’ mieß na-
türlich fofort mit ißr oerlobt."
Friß Sebered)t fußr fieben ©Olinuten fpäter
im gonb ber ©rofeßfe, alö ©elabener, jurn
„Silbernen ßirfeßen". ©ie greunbe faßen,
feßweigfam unb eingefd)üd)tert, gegenüber.
Stwaö wie Sßrfurd)t-ßafte fid) auf ißre Sberjen
gelegt, ©Ber fo fd)ön träumt — ber maeßt
Karriere, baeßten fie. Unb feufjenb äaßlten
fte bie ®rofd)te. w. sf.

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