0
oo
P— ic
^ i
m
©ofrafeä.
(Sin neuentbecfteS Kapitel be$ ^fjäbcn).
db l a t o n: O, Sofrateg, bafj bu fterben mu§t!
Sofrateg: 3d)frinfetfmgern, benSd)ierIingg-
bedjer, menn id) btc ©emifjpeit mifnefntte, bafj ibr,
tneine3ünger7 bei mir etmag orbentlicbeg gelernt pabt.
‘©lüton: 3a, 9Jteifter, mir ftnb Q3ßiffenbe
gemorben.
Sofrateg: ©aoon möchte id) mid) nod) in
biefer testen ©funbe überzeugen. Setje bid) gu
mir, ^taton; id) rnill bid) überhören.
TMaton: Qd'age, 9Jceifter!
Sofrateg; QBenn bag Schlafen aug bem
löacfyen unb bag 9Xkd)en aug bem Sdjlafeu
entftepf, mag folgt bann mit 9?ofmenbigfeit aug
bem Steiben?
Platon: ©ag Qöieberaufleben, fotlte id)
meinen.
©pfrateg: ©ut, cptaton. 3d) merbe in einer
Stunbe fterben. ilnb mo merbe id) aufleben?
rptaton: 3n Sltpen, möchte id) annebmen.
Sofrateg: ‘Jalfd), Platon. 3n Berlin unb
in 9Dtünd>cn merbe id) mieber aufleben, in jenen
3al)lreid)en Q3ereinen, bie fid) mit ber Sitierung
feliger ©eifter befd)äffigen. Plnb mer mirb bann
bei mir fein?
Platon: 3meifellog beine Qmeunbe, ber
Triton, ber ßebeg, id) felbft , . .
Sofrateg; fjjalfd), ^laton; um mid) berum
merben 93febibumfelß fitjen. Hub um mag mirb
eg fid) babbeln, menn id) bort erfd)eine?
°Plato n; 3ebenfallg bod) um ^lilofopfne*
Sofrateg: 3alfd), ^laton; um bot>eö (gnfree
mirb eg fid) babbeln. Hub metd)e Sprache merbe
id) fpred)eu, menn id) mieber auflebe?
TMaton: ©ried)ifd) felbftoerftänblid).
Sofrateg: fyalfd), Platon; ein oerborbeneg
©eutfd) merbe id) fpred)en. £lnb mag für ©inge
merbe id) reben?
Platon: 9Borte ber <2ßeig|>eif, mie fönnteft
bu anberg.
©ofrateg: hälfet), platon; ben größten
llnfinn merbe id) reben; unb auf einer ftünber--
frompete merbe id) blafen unb mit Sd)infen-
fnod)en merbe id) merfen. ©iel)e, ©lafon, mie
menig bu nod) von ber ©eiftermett meifjt! 9?ufe
nur ben 5?erfermeifter, bafj er mid) oon ber
©egenmart eineg fo unmiffenben ©d)ülerg befreie!
Prinzipien.
Jo ist es ja immer! Nach Winterstürmen,
Wo die Bälle sich jagen, die Feste sich türmen.
Wenn man endlich dem Frack und Smoking
Gesättigt den Todesstoss versetzt, [zuletzt
Dann löst sich aus gerechter Empörung
Die grosse ,Gegen-sich-selbst-Verschv)örung‘.
Dann hat man mürrisch und verdrossen
,Endgültig‘ damit abgeschlossen.
Und sitzt im kahlen, kalten Stübchen
Und baut Prinzipien!
Nicht ohne ein gevoisses Beben
Beginnt man allmählich ein neues Leben
Und landet resigniert betreten
Nach kurzer Frist schon beim Asketen.
Man meidet alles, voas ehedem schmeckte.
Man isst keine Austern, man trinkt keine Sekte,
Man voird voieder züchtig, fromm und brav.
Und vuidmet die Nacht sogar dem . . Schlaf.
Man lebt ohne Sorgen, man lebt ohne Liebchen:
Man hat Prinzipien!
So lebt nian in sich selbst verkrochen
Mitunter sechs bis sieben Wochen.
Doch voenn sich schon die Bohnen ranken.
Kommt mancher Vorsatz höllisch ins Wanken,
Und schreibt man erst behaglich ,Mai‘,
Dann ist's vorbei!
Dann jubelt die Seele in voilder Befreiung
Von einer Zeit der blöden Kasteiung,
Dann soll mir nur einer das Menschsein
voehren
Mit, ach! so gut gemeinten Lehren!
Im Arme das süsseste Geschöpfchen
Mit kunstvoll geflochtenem Mozartzöpfchen,
Die blauen Augen im frischen Gesichtchen
Erzählen von ihrer Liehe Geschichtchen,
Und erst ihr schelmisches, lachendes Grübchen,
Da hat man schon aus Prinzip nicht
Prinzipien!
Matz.
•ctcjYj:
5 AR<*
©elfmabe*
pUiacfmn ©te gefddtgfl mit 3^‘cm ©ttnftarren f)tcr btc ©tra§e frei!"
„„©et’n ©e man gan$ rufjtg, Jperr Jpauptmaftn, bag f)ab’ td) eben adeng
aug bem £)fft$terfaftno c|el)olt!////
4
No. 20