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Abschied.

, . . und ‘wieder sass ich mit Mabel bei
Dressei
Beim definitiven Abschiedssouper,
Es galt zu sprengen die Liebesfessel,
Für immer galt es zu sagen Adieu!

Dann fing ich an vom Abschied zu sprechen,
Von des Lebens bitterm, notwendigen Muss :
,, Ach, Mabel, wir müssenfür immer brechen.
Nur wenige Stunden noch — und dann
Schluss!‘*


Wir sprachen von Kainz und ,,Frühling:
Erwachen",
Von Rilkes Versen und Dautendey,
Von Hauptmanns kläglichem Verflachen,
Von Hoffmannsthal und Ellen Key.

Erst schmollte sie ernstlich und wollte
weinen.
Dann lachte sie bitter und sagte: ,,So, so.
Ich dachte, du würdest es ehrlich meinen —
Kellner, noch eine Flasche Cliquot!"


Von Meister Klinger, Klimt und Messel,
Von Meunier und Bartholome. —
Im weichen, behaglichen Ledersessel
Sog ich an meiner Henry Clay.
Sie blitzte mich an mit sengenden Blicken,
Lachte und scherzte voll Witz und
Esprit,
Ich fragte mich zweifelnd: Wird es heul
glücken?
Ach Gott, so reizend fand ich sie nie!

Doch neben der ersten stand bald die
sechste,
Mabel sprühte von Schönheit und Charme,
Ich weiss nicht, ob uns der Sekt behexte.
Wir lagen uns schliesslich selig im Arm.
Leb wohl, leb wohl, meine göttliche Mabel,
Doch eh' ich für immer von dir geh,
Versprich mir eins noch, auf Ehrensabel,
Komm morgen wieder zum Ab-
schiedssouper!

F. Schl.
 
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