Der Dauöhnecbt —
wenn ibn ber Wirr braucht.
wenn ibn ber ^eifenbe braucht.
®ad ^Reifen opne Steife.
wenn ibn ber Keifenbe nicht
braucht.
wenn er ben Jieifenben braucht.
‘Shcobor War ein atmet ©icbfer. Sßir
legen QBert auf bie ^eftftellung, bah in biefcr
Bezeichnung fein SbleonaSmuS ftccft; benn
heutzutage, wo bie SvothfcbilbS ©tarnen ver-
faffen, unb fo viele Poeten gar feine Kultur"
träger zu fein brauchen, um Sßähler erfter
klaffe zu Werben, gehören ©ichtfunft unb
2lrmut nicht notivenbig zu einanber. ^beobor
bilbete alfo eine 2liBnahme: er bichtete trotz
feiner 2lrmut unb blieb atm, obfehon er
bichtete. ©ie liefen biefeö fozialen Qßibcr"
fpruclB hüben Wit hier nicht zu erörtern.
3m allgemeinen trug er fein £o3 mit Se-
bulb unb (Ergebung, ©ie Hoffnung, bereinft
für tapferes? Sfanbieren in bitterer Scot ben
Garnegie’fchcn ÄelbenpreB zu gewinnen, mag
ibn babei aufrecht gehalten hoben. Shtr
eines? bebrüefte ibn fchtocr: wenn im Sommer
bie 2CRenfcbenfchWärme aiWflogcn, ba jam-
merfe et wohl ein Wenig über bie ^laufur
in Berlin, unb Wenn im Qßinter ber Sifcn-
bahnminifter bie neuen Svivicra^ahrpläne
veröffentlichte, o wie gerne hätte er bann
Zehn Sabre feinet (bcS SOcinifterS) ßeben ba--
hingegeben. Wenn er bamit eine Steife nach
bem Sübcn hotte erlaufen tonnen.
£lnb Wicber Warb cs Sommer, unb tau"
fenb 2ölafate loctten in bie Schweizer Siet"
fcberwelt, in bie tiroler ‘Jirnrcgionen. Sram--
voll fah 'Sbcobor an feinem Scbrcibtifch bei
einer ©ichtung, in ber er „Seplätfcher" auf
„Sletfcpcr" unb „febwirr’n" auf „Äirn"
reimte, ohne babureb bem Siel feiner Sebn--
fucht näher zu fommen.
©a erfebien ihm eine gute fyce, bie ficb
als? bie Steifefee vorftcllte unb ibn nach
feinem Begehr fragte, wie baS fo in 9?cär--
cben üblich ift.
2lBbalb entwicfelte^heoborfeineSBünfche
in ^orm einer umftänblichen Sbaraphrafc
über bie beiben Themen: Sommcr= unb
Qßintcrrcife.
,,©a bift bu gut bei mir angefommen,"
fagte bie Steifefee, „beim gerabe biefe ©ingc
gehören zu meinem eigentlichen Stcfforf. £lnb
ec? freut mich, bir mittcilen zu fönnen, bah
bir beine Sßünfchc vollinhaltlich erfüllt Wer-
ben follen."
„Schön!" fagte bet ©iebter. „Säble mir
alfo bie SJconeten auf ben Sifch, bie erfor--
bcrlicb finb, um mir im Suli ben 2lufcnt-
balt an ben Sletfchern unb im Sanuar baS
BerWeilen in füblichcr Sonne zu ermög--
lichen."
©a fagte bie ^ee: „SRit Selb bin ich
nicht verfeben, unb bu wirft auch fofort be-
greifen, bah finanzielle Beihilfe hier ganz
überflüffig ift. Sch Will bir etwas anbereS
fchenfen. Stimm biefen ^alcnber, unb richte
bich in beincr fünftigen ßcbenSführung genau
nach feinen 2lngaben. ©S ift ein 2’ßunber--
falenber!"
Reise=Enzyklika,
,, Mensch, du Willst auf Reisen gehn.
Hast du dich auch Vorgesehn?“
,,Einen Koffer hab’ ich schon!“
„Hast du Weiter nichts, meinSohn?“
„Ein "Billett hab’ ich erstanden!“
„Weiter ist sonst nichts Vorhanden ?
Mensch! Kreuz himmel donner W et t er!
Wo hast du die „Lustigen ‘Blätter“?
Willst du etwa dummer Weise
Dir Verpfuschen deine Reise?
Willst du selber dich betimpeln?
Willst du unterwegs Versimpeln?
Also, Ohren in die Höh’!
Schnell das "Blatt in das Kupee!
Abonniere bis zum Herbst,
Dafs du nicht Vor Öde sterbst.“
„Ja, das tu ich augenblicklich!“
„Schön, mein Sohn, jetzt reise
glücklich !“
Mit der heutigen Nummer schließt
das I! Quartal der „Lustigen Blätter“;
wir bitten um umgehende Erneuerung
des Abonnements zum Preise von
M. 2.50.
‘Sbeobor blätterte in bem Büchlein: „2lbcr
ber ift ja ganz falfcb! ©a fällt ja ber für"
Zefte ‘Sag auf ben Suni unb ber längftc
auf ben ©ezember!"
„©aS eben ift fein SchchnniS, unb feine
2’ßunberfraft ftccft barin, bah bu ihm von
jetzt ab glauben wirft. ©r bewirft eine
©rebung beincr Seb auf en weit um
fechS SRonate. Unb baS ift alle?, WaS
bu brauchff, um glücflicb zu Werben. Sage
mir, ^bcobor: in welchem SOconat lebft
bu jetzt?"
„Sm ©ezember!"
„Siehft bu, ^beobor, bir ift fchon ge-
hoffen. Stünz unb btohn fehwören auf ben
Suni unb müffen baljin, wo fie ©iS unb
Schnee erleben, boaft bu ben gleichen
Sßunfch?"
„Sanz im Segenteil, im ©ezember febnt
man fiel) ja nach grünen Bäumen unb wär"
menber Sonne!"
„Unb bie haft bu ja in ‘Jülle. Q’ßcnn
nun für bich in einem Halbjahr ber Suni
fommen wirb, — 5tunz unb Stöhn werben
baS „©ezember" nennen — bann wirft bu
Sirn unb Sletfcher vor beincr berliner 3!ür
finben. Sturzum, bu wirft zur rechten Seit
all bie Scnfationcn erleben, welche bie übrige
SOccnfcbbcit nur mit groben Opfern unb
Sxeifcftrapazen erfauft, weil biefe SJcenfcb"
beit — nennen mir ba£ ©ing nur beim
rechten Scamcn — um fccb£ SRonatc
falfcb batiert ift. ©u allein gebft fort"
an richtig, ©u wirft ohne Sxcifefoftcn unb
ohne Su'ifcärgcr ben Äauptzwecf alles
Steifen3 an bir erfüllt feben, nämlich ben:
in beinern Sßinfcr vor Jöitzc aiB bem ßeim
zu geben unb ein Scmcftcr fpäter, in beinern
Sommer, (Jroftbeulen zu gewinnen."
©amit entfehwanb bie fyee. Sie hotte
ihre 2lufgabc vollfommcn gelöft. £lnb wir
übrigen SRenfchenfinbcr fönnten aiB ihrer
einfachen italenbcrvcrfcbicbung wirflich etwa^
lernen, wenn wir nicht fo fcbrccflicb unbe--
lebrbar Wären. m.
4
No 26
wenn ibn ber Wirr braucht.
wenn ibn ber ^eifenbe braucht.
®ad ^Reifen opne Steife.
wenn ibn ber Keifenbe nicht
braucht.
wenn er ben Jieifenben braucht.
‘Shcobor War ein atmet ©icbfer. Sßir
legen QBert auf bie ^eftftellung, bah in biefcr
Bezeichnung fein SbleonaSmuS ftccft; benn
heutzutage, wo bie SvothfcbilbS ©tarnen ver-
faffen, unb fo viele Poeten gar feine Kultur"
träger zu fein brauchen, um Sßähler erfter
klaffe zu Werben, gehören ©ichtfunft unb
2lrmut nicht notivenbig zu einanber. ^beobor
bilbete alfo eine 2liBnahme: er bichtete trotz
feiner 2lrmut unb blieb atm, obfehon er
bichtete. ©ie liefen biefeö fozialen Qßibcr"
fpruclB hüben Wit hier nicht zu erörtern.
3m allgemeinen trug er fein £o3 mit Se-
bulb unb (Ergebung, ©ie Hoffnung, bereinft
für tapferes? Sfanbieren in bitterer Scot ben
Garnegie’fchcn ÄelbenpreB zu gewinnen, mag
ibn babei aufrecht gehalten hoben. Shtr
eines? bebrüefte ibn fchtocr: wenn im Sommer
bie 2CRenfcbenfchWärme aiWflogcn, ba jam-
merfe et wohl ein Wenig über bie ^laufur
in Berlin, unb Wenn im Qßinter ber Sifcn-
bahnminifter bie neuen Svivicra^ahrpläne
veröffentlichte, o wie gerne hätte er bann
Zehn Sabre feinet (bcS SOcinifterS) ßeben ba--
hingegeben. Wenn er bamit eine Steife nach
bem Sübcn hotte erlaufen tonnen.
£lnb Wicber Warb cs Sommer, unb tau"
fenb 2ölafate loctten in bie Schweizer Siet"
fcberwelt, in bie tiroler ‘Jirnrcgionen. Sram--
voll fah 'Sbcobor an feinem Scbrcibtifch bei
einer ©ichtung, in ber er „Seplätfcher" auf
„Sletfcpcr" unb „febwirr’n" auf „Äirn"
reimte, ohne babureb bem Siel feiner Sebn--
fucht näher zu fommen.
©a erfebien ihm eine gute fyce, bie ficb
als? bie Steifefee vorftcllte unb ibn nach
feinem Begehr fragte, wie baS fo in 9?cär--
cben üblich ift.
2lBbalb entwicfelte^heoborfeineSBünfche
in ^orm einer umftänblichen Sbaraphrafc
über bie beiben Themen: Sommcr= unb
Qßintcrrcife.
,,©a bift bu gut bei mir angefommen,"
fagte bie Steifefee, „beim gerabe biefe ©ingc
gehören zu meinem eigentlichen Stcfforf. £lnb
ec? freut mich, bir mittcilen zu fönnen, bah
bir beine Sßünfchc vollinhaltlich erfüllt Wer-
ben follen."
„Schön!" fagte bet ©iebter. „Säble mir
alfo bie SJconeten auf ben Sifch, bie erfor--
bcrlicb finb, um mir im Suli ben 2lufcnt-
balt an ben Sletfchern unb im Sanuar baS
BerWeilen in füblichcr Sonne zu ermög--
lichen."
©a fagte bie ^ee: „SRit Selb bin ich
nicht verfeben, unb bu wirft auch fofort be-
greifen, bah finanzielle Beihilfe hier ganz
überflüffig ift. Sch Will bir etwas anbereS
fchenfen. Stimm biefen ^alcnber, unb richte
bich in beincr fünftigen ßcbenSführung genau
nach feinen 2lngaben. ©S ift ein 2’ßunber--
falenber!"
Reise=Enzyklika,
,, Mensch, du Willst auf Reisen gehn.
Hast du dich auch Vorgesehn?“
,,Einen Koffer hab’ ich schon!“
„Hast du Weiter nichts, meinSohn?“
„Ein "Billett hab’ ich erstanden!“
„Weiter ist sonst nichts Vorhanden ?
Mensch! Kreuz himmel donner W et t er!
Wo hast du die „Lustigen ‘Blätter“?
Willst du etwa dummer Weise
Dir Verpfuschen deine Reise?
Willst du selber dich betimpeln?
Willst du unterwegs Versimpeln?
Also, Ohren in die Höh’!
Schnell das "Blatt in das Kupee!
Abonniere bis zum Herbst,
Dafs du nicht Vor Öde sterbst.“
„Ja, das tu ich augenblicklich!“
„Schön, mein Sohn, jetzt reise
glücklich !“
Mit der heutigen Nummer schließt
das I! Quartal der „Lustigen Blätter“;
wir bitten um umgehende Erneuerung
des Abonnements zum Preise von
M. 2.50.
‘Sbeobor blätterte in bem Büchlein: „2lbcr
ber ift ja ganz falfcb! ©a fällt ja ber für"
Zefte ‘Sag auf ben Suni unb ber längftc
auf ben ©ezember!"
„©aS eben ift fein SchchnniS, unb feine
2’ßunberfraft ftccft barin, bah bu ihm von
jetzt ab glauben wirft. ©r bewirft eine
©rebung beincr Seb auf en weit um
fechS SRonate. Unb baS ift alle?, WaS
bu brauchff, um glücflicb zu Werben. Sage
mir, ^bcobor: in welchem SOconat lebft
bu jetzt?"
„Sm ©ezember!"
„Siehft bu, ^beobor, bir ift fchon ge-
hoffen. Stünz unb btohn fehwören auf ben
Suni unb müffen baljin, wo fie ©iS unb
Schnee erleben, boaft bu ben gleichen
Sßunfch?"
„Sanz im Segenteil, im ©ezember febnt
man fiel) ja nach grünen Bäumen unb wär"
menber Sonne!"
„Unb bie haft bu ja in ‘Jülle. Q’ßcnn
nun für bich in einem Halbjahr ber Suni
fommen wirb, — 5tunz unb Stöhn werben
baS „©ezember" nennen — bann wirft bu
Sirn unb Sletfcher vor beincr berliner 3!ür
finben. Sturzum, bu wirft zur rechten Seit
all bie Scnfationcn erleben, welche bie übrige
SOccnfcbbcit nur mit groben Opfern unb
Sxeifcftrapazen erfauft, weil biefe SJcenfcb"
beit — nennen mir ba£ ©ing nur beim
rechten Scamcn — um fccb£ SRonatc
falfcb batiert ift. ©u allein gebft fort"
an richtig, ©u wirft ohne Sxcifefoftcn unb
ohne Su'ifcärgcr ben Äauptzwecf alles
Steifen3 an bir erfüllt feben, nämlich ben:
in beinern Sßinfcr vor Jöitzc aiB bem ßeim
zu geben unb ein Scmcftcr fpäter, in beinern
Sommer, (Jroftbeulen zu gewinnen."
©amit entfehwanb bie fyee. Sie hotte
ihre 2lufgabc vollfommcn gelöft. £lnb wir
übrigen SRenfchenfinbcr fönnten aiB ihrer
einfachen italenbcrvcrfcbicbung wirflich etwa^
lernen, wenn wir nicht fo fcbrccflicb unbe--
lebrbar Wären. m.
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