Die Jungfrau von Orleans ♦ Burlegfe von H. Noszhowshi.
f^igentlid) müffen wir jetjt §ur ^robe,"
^ta" fügte 55err S5ed)t, ©treftor beg ©hefpiö-
©heaterg, „bie ^robe ift auf zehn £lf>r angefeßt,
unb wir galten in biefer Äinfid)t auf ftrcnge
cPünftlid)feit, eg fehlen nur nod) zehn Minuten."
Gein Goziug, ©ireftor Gramer, ergänzte:
,,©ic B’vobe biefeö neuen Gtücfcg hüt eine
befonbcre Bßid)tigfcit für ung; wir h^en
nämlid) befd)Ioffen, baß biefe 9<ovität einen
fenfationellen Grfolg erzielen unb breihunbert
2lufführungcn erleben wirb." — ,,©a fomme id)
wohl fehr ungelegen?" bemerfte id) fd)üd)tern.
„Gozufagcn ja," beftätigte ©ireftor £>ed)t.
„21ber ba «Sie nun einmal hier finb, Wollen
wir Gie nid)t ohne weitere^ fortfd)icfen.
Bßag bringen Gie eigentlich??"
„$d) wollte 3hnen, viclleid)t für nächfteg
ßahr, ein neueg Gtücf einreidwn, unb wo-
möglich fclbft vorlcfen; aber ba Gie fo wenig
3eit übrig haben . . .
„Qßag bag betrifft," unterbrad) ©ireftor
£>ed)t, „fo ließe fid) barüber hinweg fommen;
in sehn Minuten läßt fid) viel erlebigen.
2llfo, wag ift bag für ein Gtücf?"
3d) marfierte Raffung, unb begann:
„9ftein ©rama heißt: ,®ie 3»ngfrau von
Orleang/ 3m 93cittclpunft ftept jene helben»
hafte 3ungfrau, halb l)iftorifd)e gigur, halb
legenbäre Grfd)einung, bie in göttlicher Be-
geiftcrung ^ranfreid) errettet, inbem fie fiel)
an bie Gpißc ber franzöfifchen Gtreitmad)t
ftcllt unb über bie Gnglänber einen phäno-
menalen Gicg erfämpft."
©ie beiben ©ireftoren beg ©hefpig-
©heaterg taufd)ten Blicfe. Gramer nahm
bag Bßort: „Qöenn bie Gnglänbcr gehörig
wag auf bie 93?üpe friegen, bag würbe fid)
auf unferer Bühne gang gut augnel)mcn."
55ed)t pflid)tetc bei: „Srfteng bag! Ginen
guten 2lftfd)luß gibt eg zum minbeften, wenn
fo ein englifd)er ©reabnought in bie £uft
fliegt. Sann aber intereffiert mid) aud) 3Pre
3ungfrau felbft. 3ft ja offenbar eine fel)r
forfd)e S£erfon, unb mit foldjen Frauen-
rechtlerinnen haben wir fd)on früher Bomben-
erfolge gehabt. 9JHr fommt ba eine fepr gute
3bee: wir laffen ben erften 2lft in ^arig
fpielcn unb verbinben bie Gad)e mit bem
Gifenbahnerftreif."
„Urlauben Gie, meine Herren, bag ift un-
möglich!" opponierte id). ,,©ag Gtücf be-
ginnt vielmehr in einer länblid)en ®egenb.
©pibaub b’2lrc, ein reid)er Canbmann, befißt
brei ©öd)ter: Bcargot, £ouifon unb 3ol)anna,
bie von brei jungen Gchäfern jur (Sipe begehrt
werben. Bitte jujuhören:
©hibaub: 3a, liebe 97ad)barn! Äeute
finb wir nod) Franzofen, freie Bürger nod)
unb Äerrn bog alten Bobeng, ben bie
Bäter pflügten . . . ."
Beibe ©ireftoren fprangen in bie £uft.
„Um ®otteg willen!" rief Äed)t, „Gie haben
ja ba ein biefeg B’afct in ber ööanb!"
„Gclbftverftänblid) ift eg biet;" entgegnete
id), „wie wollen Gie benn fo ein großcg
hiftovifd)eg ©rama fennen lernen, wenn id)’g
3hnen niept vorlefc?!"
„Gänzlid) auggcfd)loffen!" erflärte S5ed)t;
„erfteng halten wir überhaupt nid)tg von
907anuffripten, unb jweiteng haben wir 3hnen
ja bereifg gefagt, baß wir bag Gtücf an-
nehmen, weil eg ung gefällt. Sie 55auptfad)e ift,
baß wir ung über bie Ginjelheiten verftänbigen.
2llfo, wo foH bie ganze Gefd)id)te fpielcn?"
3d) erläuterte: „97ad) bem Borfpiel in
länblicpcr Gcgenb erblictt man bagÄoflager beg
^önigg &arl beg Gicbenten von Franfreid)."
„QBiffen Gie," fagte ©ireftor Gramer,
„auf Könige finb wir im ©hefpig-©heater
nid)t eingerid)tct. ®ag gibt Gdjwierigfeifen
mit ber 3enfur. 2lbcr 3hre 3ungfrau von
Orlcang, bie fann fo bleiben. Sie befeßen
wir 3hnen vorzüglich, Bßag meinen Gie,
S5ed)t? 2llma ©rillhaafe?"
Äcd)t überlegte: „2llma ®ril(l)aafe würbe
bie 3ungfrau fd)on fd)affen. 2lber bie fann
ja feine Coupletg fingen. <£>ag fann bie
Gläre Gengebufd). Gclbftverftänblid), Glärc
Gcngebufd)! 3d) fage 3hven, lieber 55err,
bie mad)t bag gum Gcßreien! Sie legt
3hnen eine 3ungfrau hin, ba wälzen Gie fid)!"
„2lber bie 3ohanna b’2lrc ift eine tragifche
^igur!"
„QBiefo 3ohanna?"
„Go heißt bie 3ungfrau!"
„97a, barüber wollen wir ung nid)t zanfen.
Go heißt fie einffwcilen in 3hrem Blanuffript,
— tun Gie fd)on bag biefe B’afet fort, bag
ftört ung hier bloß, Wenn wir ben cpian zu
3hrem Gtücf entwerfen. Gie finb eben ein
2lnfänger unb Wiffen nicht, wie fowag ge-
beichfelt Wirb. Bor allem müffen wir bie
Berliner 9cote hmeinfriegen, 2lug 3hrem
^önig mad)cn wir einen Grafen . . . ."
„finb zwar ben ®rafen 3eppelin," er-
gänzte Gramer. -,,©ag ginge," fuhr Äed)t fort.
„Gehen Gie, fo baut fid) aHmäpIig bie Gzene
Wirffam auf: ber ^lugplah von 3ohannigtal,
Golbaten, Bolf, Gomalineger aug bem
9vummelplaß, unb nun erfcheint plößlid) bie
3ungfrau von Orleang, um ben neuen 5^riegg-
plan gegen Gnglanb mit Suftbombcn log-
Zufchmettcrn, — ba haben Gie einen Gffeft,
ber gar nicht umzubringen ift."
Gramer mad)te ein nad)benflid)eg ®efid)t:
,,3d) fe()e bei aUebem nod) gar nid)t, wo ba
ein £ifd) mit ^affccgefd)irr umfällt unb wo
ein ^ronleud)tcr herunterpurzelt."
(,9J?eine Herren ©ireftoren," wagte id) ein-
Zuwenben, „wir entfernen ung erfid)tlid) mehr
unb mehr vom ^hema. 3n meinem Gtücf
hanbclt eg fid) um bieBefreiung 3ranfreid)g.."
„finb Gie fönnen hunbcrtmal fjranfreich
befreien," polterte Gramer, „wenn babei nid)t
ein 'Sifd) umfällt unb ein S\ronlcud)ter herab-
purzelt, fo pfeifen 3huen bie £eute wag auf
ihre 97ovität."
„2lbgefel)cn bavon," fagte 55ed)t, „fehlt in
ihrem Gtücf bie Gppofition. flnter einer
Sppofition verftehen wir ’Jad^eute eine inert-
würbigeBßetteobcreineurfomifche'Scftamentg’
flaufcl; womöglich beibeö zufammen. 2lbcr
bag läßt fid) ja nod) nad)holen. Go eine ver-
rußte Qßette mit Grbfd)aft bringe id) 3h»en
nod) in ber lebten B’robe hinein. B3ag
übrigeng ben umfallenben ^ifd) betrifft, fo
fönnte ber fehr gut in ber flniverfitätgaula
ftehen, benn im britten 2lft wirb felbftver-
ftänblid) 3hre 3ungfrau von Orleang zum
(Shrenboftor ber pl)ilofopl)ifd)en 3‘afultät
gemad)t. ©a haben Gie bie 2lftualität mit
Gtubenten unb S^ommerslicbcrn, wie Gie fid)’g
gar nid)t beffer wünfd)cn fönnen."
„2lber meine 3ohanna ftirbt bod) auf bem
Gd)lad)tfelbl" — „3hte, aber nid)t unfere. Gie
finb überhaupt ganz tonfug. Gben erzählten
Gie ung bod), baßbie3ungfrau von örleang mit
einem halbftarren 907ilitärba(lon bie Snglänber
vermöbelt! finb ba reben Gie fid) ein, baß Släre
Gengebufd) 3hncn einen Gd)lad)tentob vor-
mimen wirb? ©a finb Gie auf bem Söolzwege."
„Bei Äolzweg fällt mir ber Qßacfcltopf
ein," bebeutete Gramer. ,,©en hatten wir ganz
vergeffen."
,,3d) nid)t!" betonte S>ed)t. „Gold) wichtige
Qvcquifiten wie Bßadeltöpfe, 97utfd)bahncn
unb Bßahnfinngräber finb mir von 2lnfang
an gegenwärtig, fobalb id) ein Gtücf verfaffe,
bag man ung eingereid)t hat. 2llfo unmittelbar,
nad)bem bie Sungfrau ihr ©oftorcouplet ge*
fungen hat, bag heißt nad) bem fünften ©afapo-
verg, begibt fid) bie ganze ®efcllfd)aft nad)
bem fiunaparf, wo bie S>od)zeit ftattfinbet."
„fx’eine flberftürzung, <bcd)t! er ft nad) bem
3reibab, bann nad) bem £unaparf, — einmal
Wenigfteng muß bod) bie 3ungfrau im Babe-
mantel vorfommen, bevor fie heiratet."
3n mir begann eg zu fod)cn: „Bieine Herren,
eine peiratenbe 3ungfrau ift ein Blöbfinn!" finb
aug ber ©iefe meineg l)ißorifd)en Bewußtfeing
fügte id) hinzu: ,,©ag wahre Qßefen biefer
3ungfrau beftcht ja eben barin, baß fie . . ."
„Gie halten ung unnüß auf," cntfd)ieb5)ed)t;
„wir Wiffen Wohl beffer alg Gie, worin bag
wahre Böcfen unferer (Eläre Gengebufd) be-
ftel)t. 2llfo fie heiratet zum Gd)luß, — milbc
auggebrüeft, unb zwar einen 2lviatifer; id)
wüßte fonft nid)t, wozu id) zur heutigen ^robe
bag 9?cobcll einer 3lugmafd)ine beftellt habe.
®el)en wir meine Herren!"
Boir begaben ung bireft aug bem ^hcater-
bureau auf bic Bühne, wo bereitg alleg in
vollem Gange war. ©er Begiffcur mclbetc
fid): „Äerr©ireftor, eg flappt alleg vorzüglid)!"
„3rcut mid)," fagte S5cd)t; „ba fönnen wir
gleich bag neue Gtücf probieren, ©iefer 55err
hier ift ber Berfaffcr, ein großeg ©alent,
beffen Bonität ‘Jurore mad)cn Wirb."
„2lbcr öderr ©ireftor!" rief id) in höd)ftcm
ßrftaunen; „wag geht benn hier vor? eg finb
bod) nod) gar feine Bollen auggefchrieben!"
„Braud)en wir nid)t. Bßenn nur bag
Gtücf felbft in ben flmriffen vorpanben ift.
Gilcntium meine ©amen unb Herren! wir
proben bag neue Gtücf ,©ie 3ungfrau von
Orleang4 unb beginnen mit bem leßtcn 2lft.
©hcatcrmcifter, fchicbcn Gie mal bag ©ingg
ba aug ber &uliffe, mitten auf bie Bühne,
fyräulein Gengebufd), Gie fpielen bie ©itel-
rollc, bie liegt 3hncn bod), nicht wahr? 2llfo,
bitte, fteigen Gie mal hier in ben Böacfeltopf!"
No. 46
f^igentlid) müffen wir jetjt §ur ^robe,"
^ta" fügte 55err S5ed)t, ©treftor beg ©hefpiö-
©heaterg, „bie ^robe ift auf zehn £lf>r angefeßt,
unb wir galten in biefer Äinfid)t auf ftrcnge
cPünftlid)feit, eg fehlen nur nod) zehn Minuten."
Gein Goziug, ©ireftor Gramer, ergänzte:
,,©ic B’vobe biefeö neuen Gtücfcg hüt eine
befonbcre Bßid)tigfcit für ung; wir h^en
nämlid) befd)Ioffen, baß biefe 9<ovität einen
fenfationellen Grfolg erzielen unb breihunbert
2lufführungcn erleben wirb." — ,,©a fomme id)
wohl fehr ungelegen?" bemerfte id) fd)üd)tern.
„Gozufagcn ja," beftätigte ©ireftor £>ed)t.
„21ber ba «Sie nun einmal hier finb, Wollen
wir Gie nid)t ohne weitere^ fortfd)icfen.
Bßag bringen Gie eigentlich??"
„$d) wollte 3hnen, viclleid)t für nächfteg
ßahr, ein neueg Gtücf einreidwn, unb wo-
möglich fclbft vorlcfen; aber ba Gie fo wenig
3eit übrig haben . . .
„Qßag bag betrifft," unterbrad) ©ireftor
£>ed)t, „fo ließe fid) barüber hinweg fommen;
in sehn Minuten läßt fid) viel erlebigen.
2llfo, wag ift bag für ein Gtücf?"
3d) marfierte Raffung, unb begann:
„9ftein ©rama heißt: ,®ie 3»ngfrau von
Orleang/ 3m 93cittclpunft ftept jene helben»
hafte 3ungfrau, halb l)iftorifd)e gigur, halb
legenbäre Grfd)einung, bie in göttlicher Be-
geiftcrung ^ranfreid) errettet, inbem fie fiel)
an bie Gpißc ber franzöfifchen Gtreitmad)t
ftcllt unb über bie Gnglänber einen phäno-
menalen Gicg erfämpft."
©ie beiben ©ireftoren beg ©hefpig-
©heaterg taufd)ten Blicfe. Gramer nahm
bag Bßort: „Qöenn bie Gnglänbcr gehörig
wag auf bie 93?üpe friegen, bag würbe fid)
auf unferer Bühne gang gut augnel)mcn."
55ed)t pflid)tetc bei: „Srfteng bag! Ginen
guten 2lftfd)luß gibt eg zum minbeften, wenn
fo ein englifd)er ©reabnought in bie £uft
fliegt. Sann aber intereffiert mid) aud) 3Pre
3ungfrau felbft. 3ft ja offenbar eine fel)r
forfd)e S£erfon, unb mit foldjen Frauen-
rechtlerinnen haben wir fd)on früher Bomben-
erfolge gehabt. 9JHr fommt ba eine fepr gute
3bee: wir laffen ben erften 2lft in ^arig
fpielcn unb verbinben bie Gad)e mit bem
Gifenbahnerftreif."
„Urlauben Gie, meine Herren, bag ift un-
möglich!" opponierte id). ,,©ag Gtücf be-
ginnt vielmehr in einer länblid)en ®egenb.
©pibaub b’2lrc, ein reid)er Canbmann, befißt
brei ©öd)ter: Bcargot, £ouifon unb 3ol)anna,
bie von brei jungen Gchäfern jur (Sipe begehrt
werben. Bitte jujuhören:
©hibaub: 3a, liebe 97ad)barn! Äeute
finb wir nod) Franzofen, freie Bürger nod)
unb Äerrn bog alten Bobeng, ben bie
Bäter pflügten . . . ."
Beibe ©ireftoren fprangen in bie £uft.
„Um ®otteg willen!" rief Äed)t, „Gie haben
ja ba ein biefeg B’afct in ber ööanb!"
„Gclbftverftänblid) ift eg biet;" entgegnete
id), „wie wollen Gie benn fo ein großcg
hiftovifd)eg ©rama fennen lernen, wenn id)’g
3hnen niept vorlefc?!"
„Gänzlid) auggcfd)loffen!" erflärte S5ed)t;
„erfteng halten wir überhaupt nid)tg von
907anuffripten, unb jweiteng haben wir 3hnen
ja bereifg gefagt, baß wir bag Gtücf an-
nehmen, weil eg ung gefällt. Sie 55auptfad)e ift,
baß wir ung über bie Ginjelheiten verftänbigen.
2llfo, wo foH bie ganze Gefd)id)te fpielcn?"
3d) erläuterte: „97ad) bem Borfpiel in
länblicpcr Gcgenb erblictt man bagÄoflager beg
^önigg &arl beg Gicbenten von Franfreid)."
„QBiffen Gie," fagte ©ireftor Gramer,
„auf Könige finb wir im ©hefpig-©heater
nid)t eingerid)tct. ®ag gibt Gdjwierigfeifen
mit ber 3enfur. 2lbcr 3hre 3ungfrau von
Orlcang, bie fann fo bleiben. Sie befeßen
wir 3hnen vorzüglich, Bßag meinen Gie,
S5ed)t? 2llma ©rillhaafe?"
Äcd)t überlegte: „2llma ®ril(l)aafe würbe
bie 3ungfrau fd)on fd)affen. 2lber bie fann
ja feine Coupletg fingen. <£>ag fann bie
Gläre Gengebufd). Gclbftverftänblid), Glärc
Gcngebufd)! 3d) fage 3hven, lieber 55err,
bie mad)t bag gum Gcßreien! Sie legt
3hnen eine 3ungfrau hin, ba wälzen Gie fid)!"
„2lber bie 3ohanna b’2lrc ift eine tragifche
^igur!"
„QBiefo 3ohanna?"
„Go heißt bie 3ungfrau!"
„97a, barüber wollen wir ung nid)t zanfen.
Go heißt fie einffwcilen in 3hrem Blanuffript,
— tun Gie fd)on bag biefe B’afet fort, bag
ftört ung hier bloß, Wenn wir ben cpian zu
3hrem Gtücf entwerfen. Gie finb eben ein
2lnfänger unb Wiffen nicht, wie fowag ge-
beichfelt Wirb. Bor allem müffen wir bie
Berliner 9cote hmeinfriegen, 2lug 3hrem
^önig mad)cn wir einen Grafen . . . ."
„finb zwar ben ®rafen 3eppelin," er-
gänzte Gramer. -,,©ag ginge," fuhr Äed)t fort.
„Gehen Gie, fo baut fid) aHmäpIig bie Gzene
Wirffam auf: ber ^lugplah von 3ohannigtal,
Golbaten, Bolf, Gomalineger aug bem
9vummelplaß, unb nun erfcheint plößlid) bie
3ungfrau von Orleang, um ben neuen 5^riegg-
plan gegen Gnglanb mit Suftbombcn log-
Zufchmettcrn, — ba haben Gie einen Gffeft,
ber gar nicht umzubringen ift."
Gramer mad)te ein nad)benflid)eg ®efid)t:
,,3d) fe()e bei aUebem nod) gar nid)t, wo ba
ein £ifd) mit ^affccgefd)irr umfällt unb wo
ein ^ronleud)tcr herunterpurzelt."
(,9J?eine Herren ©ireftoren," wagte id) ein-
Zuwenben, „wir entfernen ung erfid)tlid) mehr
unb mehr vom ^hema. 3n meinem Gtücf
hanbclt eg fid) um bieBefreiung 3ranfreid)g.."
„finb Gie fönnen hunbcrtmal fjranfreich
befreien," polterte Gramer, „wenn babei nid)t
ein 'Sifd) umfällt unb ein S\ronlcud)ter herab-
purzelt, fo pfeifen 3huen bie £eute wag auf
ihre 97ovität."
„2lbgefel)cn bavon," fagte 55ed)t, „fehlt in
ihrem Gtücf bie Gppofition. flnter einer
Sppofition verftehen wir ’Jad^eute eine inert-
würbigeBßetteobcreineurfomifche'Scftamentg’
flaufcl; womöglich beibeö zufammen. 2lbcr
bag läßt fid) ja nod) nad)holen. Go eine ver-
rußte Qßette mit Grbfd)aft bringe id) 3h»en
nod) in ber lebten B’robe hinein. B3ag
übrigeng ben umfallenben ^ifd) betrifft, fo
fönnte ber fehr gut in ber flniverfitätgaula
ftehen, benn im britten 2lft wirb felbftver-
ftänblid) 3hre 3ungfrau von Orleang zum
(Shrenboftor ber pl)ilofopl)ifd)en 3‘afultät
gemad)t. ©a haben Gie bie 2lftualität mit
Gtubenten unb S^ommerslicbcrn, wie Gie fid)’g
gar nid)t beffer wünfd)cn fönnen."
„2lber meine 3ohanna ftirbt bod) auf bem
Gd)lad)tfelbl" — „3hte, aber nid)t unfere. Gie
finb überhaupt ganz tonfug. Gben erzählten
Gie ung bod), baßbie3ungfrau von örleang mit
einem halbftarren 907ilitärba(lon bie Snglänber
vermöbelt! finb ba reben Gie fid) ein, baß Släre
Gengebufd) 3hncn einen Gd)lad)tentob vor-
mimen wirb? ©a finb Gie auf bem Söolzwege."
„Bei Äolzweg fällt mir ber Qßacfcltopf
ein," bebeutete Gramer. ,,©en hatten wir ganz
vergeffen."
,,3d) nid)t!" betonte S>ed)t. „Gold) wichtige
Qvcquifiten wie Bßadeltöpfe, 97utfd)bahncn
unb Bßahnfinngräber finb mir von 2lnfang
an gegenwärtig, fobalb id) ein Gtücf verfaffe,
bag man ung eingereid)t hat. 2llfo unmittelbar,
nad)bem bie Sungfrau ihr ©oftorcouplet ge*
fungen hat, bag heißt nad) bem fünften ©afapo-
verg, begibt fid) bie ganze ®efcllfd)aft nad)
bem fiunaparf, wo bie S>od)zeit ftattfinbet."
„fx’eine flberftürzung, <bcd)t! er ft nad) bem
3reibab, bann nad) bem £unaparf, — einmal
Wenigfteng muß bod) bie 3ungfrau im Babe-
mantel vorfommen, bevor fie heiratet."
3n mir begann eg zu fod)cn: „Bieine Herren,
eine peiratenbe 3ungfrau ift ein Blöbfinn!" finb
aug ber ©iefe meineg l)ißorifd)en Bewußtfeing
fügte id) hinzu: ,,©ag wahre Qßefen biefer
3ungfrau beftcht ja eben barin, baß fie . . ."
„Gie halten ung unnüß auf," cntfd)ieb5)ed)t;
„wir Wiffen Wohl beffer alg Gie, worin bag
wahre Böcfen unferer (Eläre Gengebufd) be-
ftel)t. 2llfo fie heiratet zum Gd)luß, — milbc
auggebrüeft, unb zwar einen 2lviatifer; id)
wüßte fonft nid)t, wozu id) zur heutigen ^robe
bag 9?cobcll einer 3lugmafd)ine beftellt habe.
®el)en wir meine Herren!"
Boir begaben ung bireft aug bem ^hcater-
bureau auf bic Bühne, wo bereitg alleg in
vollem Gange war. ©er Begiffcur mclbetc
fid): „Äerr©ireftor, eg flappt alleg vorzüglid)!"
„3rcut mid)," fagte S5cd)t; „ba fönnen wir
gleich bag neue Gtücf probieren, ©iefer 55err
hier ift ber Berfaffcr, ein großeg ©alent,
beffen Bonität ‘Jurore mad)cn Wirb."
„2lbcr öderr ©ireftor!" rief id) in höd)ftcm
ßrftaunen; „wag geht benn hier vor? eg finb
bod) nod) gar feine Bollen auggefchrieben!"
„Braud)en wir nid)t. Bßenn nur bag
Gtücf felbft in ben flmriffen vorpanben ift.
Gilcntium meine ©amen unb Herren! wir
proben bag neue Gtücf ,©ie 3ungfrau von
Orleang4 unb beginnen mit bem leßtcn 2lft.
©hcatcrmcifter, fchicbcn Gie mal bag ©ingg
ba aug ber &uliffe, mitten auf bie Bühne,
fyräulein Gengebufd), Gie fpielen bie ©itel-
rollc, bie liegt 3hncn bod), nicht wahr? 2llfo,
bitte, fteigen Gie mal hier in ben Böacfeltopf!"
No. 46