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Lustige Blätter: schönstes buntes Witzblatt Deutschlands — 29.1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.19917#0033
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Geständnis.

Du kommst zu mir in früher Morgenstunde,

Du nahst dich mir in später Abendzeit,

Hast immer einen frohen Gruß im Munde,

Nie hält dich Krankheit fern, noch Müdigkeit.

Nie tratest du zu mir mit leeren Händen;

Bald war es wenig nur, was du gebracht,

Bald waren schwer und üppig reich die Spenden,
Die mir in vollem Maß du zugedacht.

Und trafst du, Gute, mich gar hin und wieder
Bei deinem Kommen nicht zu Hause an —

Du legtest deine Gabe schweigend nieder
Vor meiner Türe und verschwandest dann.

Hast du dich, nach der schlimmen Art der Frauen,
Verspätet ab und zu — wie ward mir bang!

Zehnmal lief ich zur Tür, nach dir zu schauen,
Und sprach besorgt: „Wo bleibt sie nur so lang?“

Zu Ostern, Pfingsten, an den Weihnachtstagen,

Da bliebst im Kreis der Deinen du zu Haus.

Ich Ärmster mußte ohne dich mich plagen,

Wie hast du mir gefehlt, was stand ich aus!

Da merkte ich, wie nötig ich dich habe,

Und ich erkannte, daß ich armer Mann
Nun ohne dich und deine liebe Gabe
Ganz einfach nicht mehr existieren kann!

Der Festtag wurde mir zum Tag der Buße.

Ich ward erst fröhlich, als beim ersten Grau
Des nächsten Morgens du mit sanftem Gruße
Mir nahtest, brave, edle, gute Frau!

Du kommst — die Langeweile ist entschwunden!
Du nahst — ich stehe wartend an der Tür!

Da bist du — und für schöne, kurze Stunden
Zieht heiteres Genießen ein bei mir.

Du, in der Treppensteigekunst geübte,

Du Einzige, die nimmer müd und matt,

Du heiß ersehnte, überall beliebte,

Du — Zeitungsfrau mit deinem neu’sten Blatt!

Gustav Hochstetter.


Entweder - oder.

Er: Schlagen Sie meinen Antrag nicht aus! Wenn ich auch ein alter Mann bin
Sie: Nein . . ., sehen Sie . . ., als alter Mann sind Sie mir wieder zu jung!

No. 2

9
 
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