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Lustige Blätter: schönstes buntes Witzblatt Deutschlands — 29.1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.19917#0052
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©ie Sdjule Per QSevfäufertnnen.

©ie Ceprerin: 3llfo, Fräulein ©Ife, 6ie [feilen jef3f mal eine
recpt fcpunerige Slunbin t>or. Unb icp bin bie „93erfäuferin". bamit
Sie fcpen, n>ie fo wag gemacpt wirb. Sie lommen jefjt an meinen
$ifcp peran unb feigen „©uten ©ag" ju mir.

Fräulein (Stfe: [yäKt mir niept ein.

©ie Ceprerin: *26ie? UnPotmäßigfeit?!
fyräulein ©Ife: 3cp bin bie Stunbin unb Sie finb bie Q3er-
fäuferin. QBenn Sie ba warfen motten, big 3Pnen „©ufen ©ag" gejagt
Wirb, fönnen Sie fcpwarj werben.

©ie Eeprerin: 3lcp fo . .. 3Ilfo: ©uten ©ag, gnäbige fyrau.
Sie Wünfcpen bitte?

fyräulein ©Ife (im ©one ber aufgeregten ^unbin): ©ine nette
QBirtfcpaft pier! ©ag ift jet}t bag britte £ager, an bag icp gefepieft
Hierbei ©ine Stunbe ftef>* icp jeßf oor 3Pnen, STäiilem, Pig eg 3Pnen
V>aßt, miep naep meinen ©oünfepen ju fragen. iöembenfnöpfcpen will
id). ©in swölffel ©ußenb. fyür Sberrenpemben. fyttr oorn, für bie
•23 ruft. 3am annäpen. QBeiß, mit eingebranntem oiolctfem ©Humen*
mufter. 55aP’ id) mid) nun beutlicp genug auggebrüeft? ©ßag ftct)cn
Sie benn immer nod) unb gIot)en mid) an, alg oP’g in ganj Berlin
feine oiotetfgemufterten, Weißen SberrenpembenPruffannäpfnöpfcpen gäbe?

©ie Eeprerin: ‘Slber Fräulein ©Ife! Sold)e knöpfe gibt eg
bod) nur in glattweiß!

fyräulein ©Ife: ©ßiberfprecpen Sie mir nid)t forfwäprenb!
Cegen Sie einfad) oor, Wag Sie paPcn. Sonft taffe id) mir fofort bie
„‘Uuf fiept" rufen . . . ©Bollen Sie jet^t «erlegen ober nid)t?

©ie Ceprerin (tut, alg ob fie „oorlegfe").

Fräulein ©Ife: ©er Svnopf ift mir ju groß . . . ©er ju Hein...
©er au mittelgroß . .. ©er au peU .. . ©er au bunfel. . . 9J?cpr

3lu§mapl paben Sie niept? . . , ©er ift mir au bief . . . ©er ift mir
au bünn . . . ©er ift mir au unelegant • . . ©er ift au mobern . . .
©a ift ein einaelner — ber fönnte paffen. £Iber ben müfjen Sie
billiger laffen, weil eg ein einaelner ift.

©ie Ceprerin: Q3ebaure, gnäbige Srau, mir paben feffe greife,
©er S\nopf foftet einen Pfennig.

3fäutein ©Ife: Unerpört! Überall Pefommt man ©teffe billiger.
Unb überpaupt: id) mottte ja einen mit oioletf. ©Benn id) 3Pnen
gutiebe etmag nepme, mag id) gar nid)t braud)en fann, müffen Sie
mir’g menigfteng billiger laffen. Unb mo eg nod) baju ein ein*
Seiner ift ... .

©ie Ceprerin: ©IPer ©näbige [^rau m otlf en bod) nur einen?
fyräulein ©Ife: ©lauben Sie fred)e °Perfon, mit 3Pnen merb’
icp mid) ’rumftreifen?! (©Zobel:) ©kfraepten Sie ben SÜnopf alg oon
mir gefauft. Sie fönnen ipn mir aufd)icfen. ©kjapten mill id) fofort.
(©ept au einer imaginären 5t?affe, aaplf, feprt um, fomrnt aurücf.)
©Icp, 3eüulein! ‘Sitte! Sinb Sie bag fyräulein, bei bern id) oorpin
ben SÜnopf gefauft pabe? 3cp pab’ mir’g überlegt, ©er S^nopf paßt
bod) nid)t reept. 3cp rnöcpte ipn lieber umtaufd)en.

©ie Ceprerin: Sitte fepr. ©egen mag, gnäbige fyrau?
fyräulein ©Ife: ©ag merb’ id) mir nod) überlegen. 9?ufen
Sie bie ©lufftcpf unb laffen Sie mir einftmeilen einen Umfaufcp*
©utfd)ein über ben Pfennig augfcpreiPen!

©ie Ceprerin (ftarr »or Staunen): ©IPer, Sräulein ©Ife, mie
fommen Sie benn auf all ben Unfinn?

fyräulein ©Ife: ©ag alleg ift mir peufe früp in unferem ©e«
fcpäff m i r f l i d) paffiert!

©ie Ceprerin (nad)benf(id)): ©0?an müßte in Serlin alg ^en*
bant aur „Sd)ute ber Serfäuferinnen" eigentlicp eine „Sd)ule ber
& u n b i n n e n" erriepfen .... G. H.

Der Traum des Yüanschikai.

tfs sprach der gewaltige Yüanschikai
-*—* Zu seinem vertrauten Kammerlakai:

„Du bist ein Kuli, leidlich begabt,

Paß auf, ich hab’ einen Traum gehabt!

Es liegt eine Insel — ich sah sie ganz nah —

Im Meer des Westens. Heißt Corsika.

Dort wurde geboren ein trefflicher Mann,

Der in Kriegen und Siegen viel Ruhm sich

gewann.

Und als vertrieben die Dynastie,

Als Ko ns ul —verstehst du—ersetzte er sie.

Und eh’ es Europa gemerkt und bedacht;

Hat er sich selber ...zum Kaiser gemacht.

Der kleine Mann, der vor manchem Jahr
Advokatensohn auf dem Inselchen war!

Dies Inselchen aber, meerumschäumt —

Ich hab’ heute Nacht davon geträumt;

Es lag dem Reiche der Mitte so nah
ZumSchau’n und Greifen — diesCorsika!“

Da sprach, sich neigend, der Kammerlakai
Zu seinem Herren Yüanschikai:

„Wie mag das doch kommen, wie mae das

gescheh’n,

Auch ich hab’im Traum eine Insel geseh’n.

Und Ih r saßt drauf. So träumt’ich“ .. .„Ei ei!

Wie seltsam!“ sprach schmunzelnd Herr
Yüanschikai.

Da neigt der Lakai sich tiefer und spricht:

„Viel Leute beherbergt’ das Inselchen nicht:

Am Strand stand ein Posten; den fragt’ ich

dreist:

Weiß er wohl, wie dies Inselchen heißt?“

Es nickt Yüanschikai befriedigt: „Aha!“ —

Da sprach der Lakai: „St. Helena!“

M. Sp. ... „Gedenket der hungernden Vogel“.

„Cumberland“ und „Imperator“.

■VWei Marken find heul anerkannt
1 Und jede herrfchf Wie ein Diktator;
Die eine nennt fich „Cumberland“,
Die andre nennt fich „Imperator".

Was Winkt denn dort am Straßenrand
Dem durff’gen Five o’clock - Potator?
Es ift ein Cafe Cumberland,

Daneben: Cafe Imperator.

Mafchinen Werden angewandt,

Und Wieder fprichf der Deklamator:

Es gibt „Staubfauger Cumberland“

Und gibt „Staubfauger Imperator“.

Die Hofenfräger nimm zur Hand,

Ein Etikett prangt an der Seite:

Das eine Paar heißt „Cumberland“
Und „Imperator“ heißt das zweite.

Beim Schreiben ist es eklatant;
Abwechfelnd fchreibf der Gufgefinnfe
Mit einer Tinte Cumberland
Und auch mit Imperator-Tinte.

Wer Zeit und Luft zum Rauchen fand,
Probiert an einem Bar-Büfette
Die Zigarette Cumberland
Und Imperator-Zigarette.

Schon Cicero wie allbekannf
Behauptet: tertium non dafür:

Heißt ein Objekt nicht Cumberland,

So heißt es ficher lmperafur. m.



3m Sloßfljeafer.

<5 riß cp en: ©Kama, wo ift benn pier
bie & o f l o g e ?

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No. 3
 
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