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Lustige Blätter: schönstes buntes Witzblatt Deutschlands — 29.1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.19917#0054
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Neue Soldatenlieder.

Bekanntlich hat sich die Presse darüber aufgeregt,
daß die Soldaten in Zabern auf dem Marsch allerlei
„Soldatenlieder“' gesungen haben, die in textlicher Be
Ziehung Anstoß erregen konnten-

Um der Presse wie immer entgegenzukommen hat die
Militärbehörde verfügt, daß von nun an nur sittlich ein-
wandfreie Lieder auf den Märschen von den Soldaten
gesungen werden dürfen, und daß der Hauptmann jeder
Kompagnie über getreuliche Textwiedergabe zu wachen
hat. Aus dem neuen Liederbuch, zu dem Zabern den
Anstoß gab, drucken wir mit gütiger Genehmigung der
Militärbehörde hier einige Proben ab:

"\V7as knirscht im Ufersande?

’ ’ Ein Nachen kommt daher —
Mein Onkel und meine Tante,

Die heben sich so sehr.

Sie fahren mit frohem Windchen
Durch’s Schilf im Mondenlicht —
DieTante kriegt nächstensein Kindchen,
Aber sie weiß es noch nicht.

*

Köln das ist ein schönes Städtchen.
Und der Rhein das ist ein Strom —

In der Stadt da gehen Mädchen,

Und am Rheine steht der Dom

Und am Rheine da marschiert man
Sonntags hin mit blanken Schuh’n —
Und im Dom da kopuliert man
Alle, die sich lieben tun.

*

Du hast mir eine Wurst geschickt,

Die hab’ ich an mein Herz gedrückt
In Sehnsucht und in Liebesdurst —

O Mädchen, wärst du eine Wurst!

Die Wurst, die nehm’ ich Schritt um
Ins Feld in dem Tornister mit; [Schritt
Und lagern wir im Gras alsdann,
Schneid ich die Wurst aus Liebe an.

Und wenn der gute Hauptmann schlief,
Leg’ ich die Pelle in den Brief

Und schick’ sie dir, mein Mädchen. Du
Denkst dir das Nöt’ge schon dazu

Verzeih’ es meiner Lieb’ und List,
Wenn dieser Brief so fettig ist —

Und denk’ an mich und sei mir gut,
Dem Vaterland gehört mein Blut!

*

Teures Lieschen, ach, ich werf’ nicht
Einen Blick zu dem Balkon —

Denn der Hauptmann sagt: Ich derf nicht,
Weil ich armer Eltern Sohn.

Wir Soldaten sind zum Feuern
Und zum Fechten auf der Welt —
Reiche Leute können heuern,

Denn die Reichen haben Geld.

Liebes Lieschen, liebes Lieschen,

Ach, wie bald giäbt man mein Grab —
Und ich schick’ dir dies Radieschen,
Weil ich keine Veilchen hab’.

M. Sp.

(Spfrabläffer.

3n QBerlin ioirb ein „OytraMaff" verkettet: „Gin großer
ÖSeanbampfer gefitnfcn . , ♦ Über fetufenb T^affagicre fämpften mit
bcirt TBellertfobe" . ♦ . 31m ©cbhtfie eriocift ftcb’3: eine 9\eflame für
ben 9lflanft3--(ö:t(m ©erbart Äauptmanu^.

Out! ©efebidt! 9lmcrifanifcb! ♦ . . Oa bürfett bie Obcafer
nicht surücfbleibctt. Oun’3 auch nicht. 3cb habe am ^ofsbamer
TMat3 beute bte im 9lu§3ug — unter ©Beibehaltung non 6til unb
Orthographie — folgcttbett Gpfra--9Blättcr aufgelefen.

©ptrablatt! Gin QSater febiefü auf fein eigene^ &inb! ©er-
felbe ermorbef fpäter einen hoben öfterreiebifeben ©Beamten. Gin
bamit in engem Sufammcnbattg ftebenber ©Bolkattfffanb ioirb
©attfenbe binraffen! Oa3 autbentifebe ©efpräd) sloeier 93törbcr, oon
tuclcbcm ber eine bem anbertt fortbilff; e£ ift bicS berfclbe, toelcber
auf ba§ eigene 5\inb gefeboffen bat!

©iefeS aflcS ift ju (eben in einem ©djanfpiet „2Bitf)eIm ©eil"
geheimen unb »on Jpevrn oon ©d)iüet «erfaßt, baS im ,,.hönig(id)en ©d)öu-
fpielbanS" beute Jur
©arfieflung gelangt.

Gytrablaft! ®ie
eigene Tochter er-
morbef oon einem
Gbelmann! Ourd) ein
fcbrccfücbe^ 93ctpocf-
ftänbniS mit bem
fyalfcben oerbeirafef!
Gntfebltcbe^ TBlntbab
nachts auf einem
öffentlichen Tdat3 in
SPariö! GineKönigin
in ben Hanbel ocr-
toicfclf bureb oct’bäng'
ni^oolle Gbcoertnitt--
lung! 91ucb ber treue
Oienev ermorbet oon
ben 33erfcbtoörcrn!

Gbctt oertoittoete

9tacf) bem ‘preiskegeltt,

^ratt: ©roßer ©ott, was bring jl btt bemt ba mit?

(Jiv (vergnügt); iZinc neue Yüanbubri grofmrtigcö Vüeri?

QBraitf, Gbelmann unb Oiener ihren entfet3licben QBertounbungcn
unter 9Diufifbeglcitung erlegen!

©old)eS alles begibt fiel) bäcbfl fcbauberrott in fünf 2tften, — ,,©ie
Hugenotten" benannt — bte ein ^ranjofe namenS ©cribe erfonnen unb ein
Herr iDtenerbeer in fenfationefle 'Dtufif gefegt bat/ im königlichen Dpernbaufe
«on V2 8 biö 3A11 Ubr beute 2tbenb.

Gjtrablatt! Oer 5?aifer oon 9\tt§lanb incognito in
Hollanb! 6trcliben=31ufffanb in 9\ttf3lanb! Oie ©efanbfen Gng-
lanbg unb Sranheid^ am Töcrf! Oer 3ar beitnlicb au3 Saarbam
geflohen!!

©iefe bocbpolitifcben iBorgänge fann jeber au§ ttcicbfler 9cäbe mit
anfeben, ber fiel) rafcb ein 33iflett tauft für bie beute Stbenb flattftnbenbe
23orftelhmg ber fomifeben ©per „-Bar unb ^immermann" im ©eut|'d)en
Opernhaus. 3eber 93efud)cr, ber im erften 2tf't febon rät, welcher ipeter ber
richtige Jar ift, befommt in ber ipaufe einen echt ruffifd)en ©djnapS gratis.

M. Sp.

libßrflüfftg.

3n bie Gpredtftunbe
eineö berühmten ©pc»
ätaliffen fotnntf ein
9)tufifer unb beflagt
fiel), bafjerabenböbeitn
©eigefpielen häufig
Krampf im “21m be*
fomme. ©er 2trjt Will
fiel) erft oergetoiffern,
ob ber Patient aud)
jahtungsfähig fei unb
fragt: „6inb 6ie be-
mittelt?" — „3d> oer-
biene fägtid) oterjtg
©O^arf, Herr ©offor!"
— „Qffienn 6ie tägtid)
oierjig 9?iarf oer-
bienen," fagf ber ©Xr^f
erftaunf, „wa$ braud)ett
6te ba am 9lbenb nod)
©eige ju fpteten?"

bret 3abte ©arantie!

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No. 3
 
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