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Lustige Blätter: schönstes buntes Witzblatt Deutschlands — 29.1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.19917#0077
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In dankbarer Grinnerung,

„ttlat fcbreibfte denn, Gnul?“

Gemelndercbüler Kopke (gewelener Galt des Kronprinzen in Danzig): „f^a, an Kronprinzens mein Beileid, det fie
nu ooeb wieder in die Berliner Bofluft muTsten.“

bert Magen unb fieben Cokomotioen — roirb
oon bem Cuftfcßiff in bie Soße gehoben unb
bis nach bem öausoogteiplaß gebracht. <3n-
jroifeßen roar ber Schnee natürlich gefcßmoljen,
unb oom Sernbaßnßof öausoogteiplaß aus
konnte ber ©üterjug roieber mit eigener Straft
roeiterfaßren.“

‘Da Jagte Srau Schulde:

„Mer Spßraim! Solch ein Schroinbel! Du
lügjt ja in einem fort!“

‘Die Kinber hotten injroifcßen einen <2lr?t
geholt; ber ?og fiel) mit §errn Schulde ins
Mbenjimmer jurück, kam aber nach ?rcei Mi-
nuten roieber heraus unb oerkünbete:

„Mas §errn Schulde fehlt, ift roeiter nicht
fchlimm. Das kommt jetjt in feßr oielen rooßU
habenben bamilien cor. Sehen Sie mal: feit
bem ?roeiten Sanuar bis geffern hot er über
feiner Meßrjteuer = £rklärung ge-
feffen! Darauf müffen Sie fiel) nun gefaßt
machen —: bie nächften oierjeßn Sage roirb er
fortroährenb lüge n!““

„Me r roarum benn?“ ftammelfe bie
bomilie.

„Meil er all’ feine £ßr li ch ke if für bie
Meßrfteuer~£rklärung oollkommen
o e r b r a u ch t hot . . G. II.

©a lemn man nid)f0 m fußen!

(Soltlieb Spßraim Scßulße erjäßlte beim
Morgenkaffee ben Seinen:

„Mißt <3ßr feßon? Die *23 r ö b ch e n
bringt oon jeßt ab n i ch t mehr ber Bäcker»
junge! ‘Die beutfehe *21 e i ch s p o ft hot feit
heute ein ‘Monopol barauf. ^ur ber Brief-
träger barf bie Pröbchen bringen, ber Bäcker
hat auf jebes bie Bbreffe ?u feßreiben unb eine
breimarke ?u kleben, bann roirb alles in ben
blauen Briefkaften gefeßoben unb beim näcßften
Beftellgang trägt’s bie ‘Poft aus.“

Die bomilie bes §errn Scßulße ßoreßte er^
ftaunt auf.

<23eim Mittageffen aber erzählte §err
Scßulße:

„^a, bas ift nett, baß roir jeßt enblicß ben
Suppen = Sruft bekommen! <3n manchen
Mftaurants ßat’s boeß bisher manchmal gar
?u fcßlecßte Suppe gegeben. 2?un enblicß haben
fieß Bleicßröber, <3ames Simon unb brieb-
länber-bulb jufammengetan unb alle Suppe
auf bem Kontinent aufgekauft. Buf bem-Sem*
pelßofer belb finb fieben riefige Suppen-
£ a n k s errichtet rcorben, für jeben Mocßenfag

einer. Diefe Sanks finb nun bie einzige ‘23e)ugs-
quelle, aus ber ein Mftaurateur oon heute ab
feine Suppen beließen kann. Bn jebem Mocßen»
tag roirb ein beftimmter Sank geöffnet — unb
in rcelcßes Mftaurant <3ßr auch hinkommt,
überall kriegt <3ßr bie gleiche, Dor?ügücße
Suppe. Das ift ein eminenter KulturforG
feßritt.“

Mit Sntfeßen hörte bie bomilie Scßulße ju.

Mer beim Menbbrot erzählte ßottlieb
Spßraiin Scßulße:

„Da ßab’ icß boeß oorßin etroas feßr Ko-
mifeßes mit angefeßen. Mie icß bureß bie £ßar-
lottenftraße komme, roill ba ein <Süter?ug —
fiinfjig Magen mit jroei Cokomotioen — in
ber Bicßtung oon ber Sriebricßftraße nach ben
Cinben fahren; ba fängt es plößlicß an ju
feßneien; unb feßneit fo hießt, baß Scke Mark-
grafenftraße unb Spittclmarkt ber bug mit
feinen fämtlicßen acßtjig Magen unb brei Coko-
motioen im Scßnee ffecken bleibt. Das fiel ja
nun roeiter niemanbem auf. Bber roas ge^
feßießt? Der ölte <5raf beppelin kommt um
bie Scke, jießt aus feiner linken, hinteren
Öofentafcße ein Cuftfcßiff mit elf Mann ‘De»
faßung, fpannt cs oor ben fteckengebliebenen
Gütequg — unb ber, mit feinen fämtlicßen ßun»

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