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Lustige Blätter: schönstes buntes Witzblatt Deutschlands — 29.1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.19917#1095
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®ie Q3riefe of)ttc Warfen. ’)

(TjiühmorgenS. — llnfcrc ©ürglocfe flingt.

O ©erVrieffräger iffg, bei' bie cpofffad;en bringt.
Viel 3citungcit, ©rucffacßen, Sparten
ilnb Briefe, 5terlid)e unb ffarfe.

5\ann alleö warten. Staun alles! warten,

3Bicl)tig ift nur: ber 93ricf ohne 9JRarfe,

©er t)leiftiffge|'d)rtebene 93rtcf aus: bcm ffelö,
©er 93rief, bcn er fc^rieb, ber felbgraue Sbelb.

3ft er gefunb? Gr fd>reibt, baß er’3 fei,

Gr ift nod) immer Dorne habet,
llnb bat fein 9Rl)euma? Slnb bat feine QBitnbe?
9Rcin. Hub ber 93rief bringt prächtige Stunbe:
Sie finb fd;on wiebet’ oorwärtä gefommen,
Gie haben bie feinblicf>ert ©räben genommen,
Unb wie Verheißung ftingt’3 hach unb hebe:
„9Räd;ften3 mehr!"

33ei a ti b e r c n Vriefen- bie 9DR a r I e n fragen!
©efchieht cS in manchen Lebenslagen,

©aß einer mal unerlebigt bleibt. —

Liber niemals, wenn ein ^elbgrauer fchreibt!
Gr fchrieb, baß ihm waS mangeln täte?
©leid) pacft bie ganje Familie ^afete.

Gr fchrieb, if)m fehlt bie 93inbe für’n LORagen?
©rei©ut)enbchat er fd)on nad) ein paar©agen.

Gr fchrieb oon feinem LieblingSgebäcf?

Gr fchrieb oon geräuchertem 6d)infeu-

fpecf?

©leid) fommt baoon eine fold)e Ca ff,

©aß fein ©ornifter bie Sbälfte faßt.

©er 93rief ohne 9Jictvfe mad)f unS LCRut.
Gelang einer fchreibt, folang geht’S ihm gut.

Unb lafen wir feinen 93rief ju Gnbe,

©ann beten wir, baß er noch tnandjen fenbe,
9Rod) manchen, ber unS freubig erzähle
Von heilem Leibe unb ff013er Geele.

QBir beten, baß er am SadebenSfag

‘Jroh su ben Seinen fepren mag

Unb baß er gefunb nod) lange bann

Vricfe mit LORarfen fd)reiben fann. Hochstetter.

Condoncr Redaktion.

„92Rifter £ugmoutl),
haben Sic ben ©ermans
heute tpieber tüchtig
was angehängt?“
„©erniß, VRifterGmin-
bclmucl;. Ljeute l;a^a
ich mir mal bie beutfebe
Oftfront oorgenommen.
Sei; habe meinen Liefern
erjählt, alles beutfd;e
VRännermaterial, was
ba in 9polen fämpft,
bas finb überhaupt nur
Stinber pon jmanjig
fahren ober ©reife oon
über oie^tg.“

„Liber Vtifter £ug-
moutb! LRRan ift mit
Stoanjig fahren fein
föinb mehr, pbre ©ech-
ter ift ätpanjig unb h a t
fd;oncinföinb! RlnbGie
felbft,Gie finb fd)onweit
über oier^ig — fühlen
Gic f ich etwa als ©reis?“
„O nein, LIRifter
Sminbclmud;. geh füh-
le mich fc» rüftig, baß
ich 3hnen nod; haute
abenb bie VRilcbftraße
mitfamt bem ©roßen
33ären oomLjiinmel her-
unterlügen null....“
„38 ir 11 üiff en porf id;tig
fein, Viifter Sugmoutl;!
38enu mir behaupten,
in Lpolen fämpfen auf
ber beutfd;eit Gelte nur
Einher oon jman^ig
3al;rert unb ©reife oon
über picr^ig, bann haben
mir 31t befürchten, baß
ber ruffifd;e ©eneralftab
felber uns bementiert.“
,,©ut, LTlifter Gmiu-
belmud)! Geien mir
oorfid;tig. Sei; merbe
fd;reibeu: ,Lluf bcutfd;er
Geite fämpfen nur nod;
Einher oon smanjig
(l;öd;ftcns 5—10 3ab-
r e älter!) unb ganj alte
-Leute oon oierjig (höch-
stens 5—10 3af;re
jünger!). . . .‘ ©as

Dekoration.

,,Und heut abend, mein lieber Rerr Leutnant, wollen wir Xbr eifcrnes
Kreuz mit einem Gläschen Seht feiern."

,,,,“Verzeihung, Rerr Oberrt, Ich bin Antialkoholiker.""

,,]Na, dann nehmen wir einen leichten Burgunder."

*) 9lu3: „2Bir finb U>tv". Sßon ©uftnö §orf)ftetter, (ßoncorbin, ®eutfd)e 23cvlag3nnftalt, 33cvlin.)
No. 52

(Sonbüiiev Dtcbnftion.)

flingt oorjüglid) unb
lieft fid; glänjenb.“

„3a, VRifter Lug-
mouth. Unb glcid;-
jeitig ift es ctmas bei
uns überhaupt ned;
nid;t©agemef enes!“

„Löiefo?“

„Gs ift —
mal;r!“ g. h.

6in fcbwimgcrfall.

Vefanntlid; paffierte
©abriele b'Llnuunjio
unlängft basVRißgefd;icf,
auf einem Gpajicrgaitg
hinter ber franjöfifcheu
f^ront oerhaftet 311 mer-
ben. Llufgeforbert, fid; 311
legitimieren, mies ermit
ftol3em Lächeln einen
Settel oor, auf bem
unter bem ©Titel „La
chanson de Saucourt“
311 lefen mar: „Gicl;cba,
bas füße Sranfreicl;
nimmt haute ben twri-
3ontalen Körper bes
LJRannes als eitriges
27Raß,um fein erweitertes
©cfcl;id 311 meffen, unb
fiel;t fd;on im ©ampfc
bes 93lutes bie erften
Linien bes LSc'cns, bas
fiel; eben alsGol;n feiner
munberbaren Llngft unb
bes göttlichen Vcntbus
bil bet.“

©crGcrgeant, ber ben
©id;ter geftellthatte, las
benSjpmnus auf bas füße
fyranfreid; aufmerl’fam
unb fd;idte barauf einen
LIRann mit bcm Settel in
bas Quartier bes ©euc-
ralt’ommanbos. ©er
Golbat fam nach brei
Gtunben mieber.

„LIRut, mein Ljerr,“
rebete er ben oerbrieß-
licl; baftel;enben ©id;ter
an, „eben hat ein Gad;-
oerftänbiger ausgeführt,
bas auf 3hrem Sattel
märe am Gnbe gar
feine 33eleibigung!"

M-e.

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