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Lustige Blätter: schönstes buntes Witzblatt Deutschlands — 30.1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.19920#0003

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rfte 38 internebet ftcigen über’n 9tl;ein
Hub jertoilen fiel; in feinerem gtuge.

S>id)t am grauen Ufer innter’m Pfluge
©ei)t, bie ^feif’ im SItunb, ein ©äuerlein.
Stlt unb beiger, ©rau, mie SJtoos, umEleben
23art unb Sjaar bas Enocbige ©efiebt.

Stur bie guten, blauen Singen (eben,

©eutfd;, ftar! unb fcl;lid;t.

deinen 93IicE nad; Stabt unb giuf; unb

§inunel;

0n ben breiten Scbuben, Eotig fd;mer,
hinter feinem bürren g=liegcnfd;immel
Stapft er ber.

§ott unb Im!... ©ie fetten Sd;ollen

fchmärjen

©lanEcs ©ifen. §ott! Ser Sd;immel Eeud;t.
Staben fliehen, Erächjenb, aufgefd;eud;t.
SBetterbraune §änbe an ben Sterben*),
Sinter'm Stteffer, bas bie ©rbe fd;nitt,
©ebt ber 23auer feinen gleichen Schritt.

SBenbet jet;t an feines SlcEers ©renje,
Säfct ben Schimmel rul;’n. 3d; fprecb'

ihn an.

„3br beftellt bas QSlb fd;on, guter SItann,
Ginem Eünft'gcn fegensreid;en Serije?“ —
„3a.“ ©r grüßt unb Eiopft bem =Pfcrb bie

gianEen.

Slug’ oon STier unb §errn begegnen fich.
„Seht, er fürchtet, baß ich mit ihm janEc.
Slber, §err, er ift holt mürb, mie id;!"

T)er alte cöauer.

„§abt gt;r nur ben einen?" —

„©inen ©raunen
ijatt' ich noch. ©r fd;lug toobl mal unb ftieg,
Sech ein Eräftiger Kerl oon muntern

Saunen.“

„Unb roo i ft ber ©raune jeßt?" —

. „gm Krieg.“ —
„3br feib alt fd;on?“ —

„SUcbt mehr oon ben güngften.
Sccl; ich pflüg’ nod; Ecrjengrab ben Strid;.
Siebzig, 8jerr,marb id; oertoicb’ne spfingften.
llnb bas meiß ber^ans,brum eilt er fiel;.“—
„fians? SBer ift bas?“ —

„gft mein einiger gunge."
Unb ber Sllte lächelte unb fd;toieg.
Slugenleucbtenb bann mit froher Sunge:
„gebt §ufar, mein lieber §err, im Krieg!“—
„§abt gbr gute Stad;rid;t?" —

„Soll nicl;t fdneiben;
Schlafen foll er, Eommt er aus ber Schlacht!
Slnno fiobjig hoben toir’s gemacht;

Unb bie 3ungen toerben's and; fo treiben!
draußen ftürmen Eräftige ©efellcn,

$icr im Sanb bas Silier hinterm ©fing.
Sort bas gelb unb hier bas gelb beftellen,
So toill's ©ott, fo ift bas gut unb Elug.
Soll id; faul hier märten l;inter'm Saune,
Späl;enb nad; ben Gruppen unb bem

Sohn?

Stein: mein §ans, ber Kaifer unb ber

©raune,

Sieber £>err, bie fd;affen's fd;on!“

Sllfo fprach er. Unb ich fab bes Sllten
Seuchtenb Slug’ im Enod;igen ©eficht.
Seines Sehens tiefe Sorgenfalten
Strid; ihm läd;elnb glatt bie guoerficht.

„Schimmel, hott!“ ©>ie flachen Schollen

fielen

SinEs unb red;ts. „gebt Eommt ein neues

gahr.

SBo ber ©ater noch ber Pflüger mar,
Soll ber Sohn, miü’s ©ott, ben Sämann

fpielen.

Unb im §erbft — bie Senfe mit bem

Schmerte

©aufchenb —geht er burd; basgäebensfelb,
©>as bie grud;t in hohen Valuten fchmellt —
©anEbar, §err, ift unf’re beutfd;e ©rbe!“

Schmoren Schritt's fah id; ben bürren ©reis
$od> fich an ber ©flugfd;aar Sterben

lehnen;

gn ben SBinterhimmel, filbermeiß,

Sd;icn fein mud)t’ger Schatten fich 3U

bet;nen.

Unb bem alten Schimmel hinterbrein,
Schollen merfenb, menbenb unb begrabenb,
28ud;s er fern unb ferner in ben Slbenb —
Unb bie Stebel fpannen um ben Sthein.
Unb, mie Sd;o, trug mir’s ein ©eraune
©ief burch’s §erj mit feiner Stimme ©on:
„§err, mein §ans, ber Kaifer unb ber

©raune

Sd;affen’s fd;on!“

Rudolf Presber.

*) Sie £>anbt)at>cu ber 'Pflugjdiaar.

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No. i
 
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