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Lustige Blätter: schönstes buntes Witzblatt Deutschlands — 30.1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.19920#0057

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JVHrsvcrftändms.

©in Eleiner©ädermeifteraus©erlin J.D.
rnollte fid; ju einer ©erfammlung begeben,
in ber ju ben neuen ©adDorfchriften Stel-
lung genommen me eben follte. Sr geriet
inbes in einen oerfcf)rten Saal, mo gerabe
ein gournalift oor einem Kollegium oon
Jad>genoffen einen Vortrag über bie feinb-
liche Sluslanbspreffe tjielt. Der ©ebner
fud;te an bem 93eifpiel ber Sonboner Daih;
©ail bie Sid>t- unb Sd;attenfeiten eines mit
unbegrenjten Mitteln, im übrigen ffrupel-
los arbeitenben 3eitungsunternel;mens
barjulegen. Sr fprad; fehl' rafd;, unb
cs mar nid;t leid;t, feinen ©orten ju
folgen. Slls er baher geenbet f;atte, er-
hob fid> ber Eleine ©ädermeifter aus 93erlin
•J. D. unb fagte:

„©eine Herren! Det, mat ber £jerr
©orrebner anführte, mar ja allens janj
fd;een unb jut, aba über eens bin id hoch
nid; janj Har gemorben: Solln ma benn nu
eigentlich mit &et Deli-©ehl baden ober
nich?“ M-e.

Neue Sdorttmrhcn.

„©itte, Fräulein,“ fagte ein §err, ber
biefer Sage in eine DetiEatefshanblung trat,
„geben Sie mir einen KofaEenfäfe, ferner
etmas ©ioiani-Salat, ein ^funb Scf)inEen
ä la Nicolajemitfd; unb eine ©urft ä la
^rjempft!“

„„©itte, mein §err, mie meinen
Sie bas?“"

„Na aber, Jräulein, muß id/s benn
noch beutlicher fagen?

2Hfo id; möchte einen
Käfe, miffen Sie, ber
baoonläuft, ferner
etmas Ochfcnmaulfa-
lat, ein ^funb rol;en
Scbinl'en unb eine
©urft, bie fich gut
hält!“ M-e.

Der Referendar.

Neferenbar So-
unbfo, Sol;n eines
fniderigeti alten£>crrn,
mirb als ©rfaßreferoift
eingejogen, jebod;
nach einigen Sagen
Dom Regiment megen
eines Heinen Jel;lcrs
entlaffen.

Sie ^eimtelr paßt
bem ©ater fchlecht —
unb er fährt feinen
Sprößling an:

„Do m o r ft bu
enblid; am ©erbieneu
— unb nu b i ft b u
m i e b e r hier!“

Gin frontwechfel.

„Sllfo mas mollenSie eigentlid;?" Diefe
Jrage ftellte ber©räfeEt au ben „Directeur-
Gerant“ bes SoEalblattes, bas fid; im Sauf
ber Seit ju einer mähren Sanbplage für
jenes Departement in ©ittelfranErekh aus-
gemachfen hatte.

„„Sch beanfprud;e bas ©ntgcgenEotn-
men ber ©et)örbe,““ entgegnete ber freche
©ittjtelter.

„Su melchetn 8med?" fragte ber
epräfeEt freunblid;.

„„Säglich,““ erElärte ber Direfteur,
„„gebe id; mir bie ©ül;e, ben beutfd;en
5?aifer ju fchtnähen, bas erforbert 2ln-
ftrengung, fage ich gi;nen, fjerr opräfeEt,
unb biefe Nnftrengung mill belohnt
fein.““

„geh habe gimen bereits oerfd;iebene
©eträge aus unferer Kaffe aumeifen laffen,
mehr, als ich oerantmorten Eartn.“

„„Das genügt mir nicht, geh ocrlange
ein DeEret, monad; jeber ©emofmer bes
Departements bei Strafe angel;alten mer-
ben foll, mein ©latt ju abonnieren.““
„§err, Sie finb toll! id; benEe gar nicht
baran, fo ein DeEret ju erlaffen!“

„„gft bas gi;c letztes ©ort?““

„©ein allerlehtes."

,,„©ut. geh habe Sie gemarnt. Sie
oermeigeru mir bie llnterftüijung ber ©e-
hörbe, ich treffe meine ©egenmaßregeln:
©om morgigen Datum ab mirb mein
gournal in jebem Seitartifel ben beutfehen
Kaifer bemunbernl"“

Krttth aus zweiter Rand.

©ei einer Sruppenbefichtigung im
©eften mintte ber Kaifer einen mit bem
Kreuj gefd;müdten Krieger heran unb er-
freut ihn burd; einige gnäbige ©orte.

Diefer Solbat gehört jur Korporal-
fchaft bes Unteroffiziers Nagelfd;tuibt, ber
als ein ©ufter oon Strammheit gilt unb
and; im Jelbe bie Srabitionen ber §eimats-
Eaferne aufrechtcrl;alten möd;te.

Kaum ift ber Kriegsherr außer Seh*
meite, als fid; Nagelfd;mibt an ben ftral;len-
beti ©renabier menbet: „Na, Sie Eönnen
ja oon ©lüd fagen, bet ber Kaifer fo freinb-
lid; ju Sie jemefen is, unb bet er jarnid;
bemerEt hat, mie mangelhaft Sie heit mie-
ber mal rafiert finb!“ m.

Brief der Köchin Minna

an ihren Bräutigam Huguft.

Sieber Nuguft!

©as id; fchreibe brauchft bu bloß allein
ju lefen, ba id; es im füllen fchreibe. gd;
l;abe bie Jeber ergriffen um bir ju fd;reiben
mas id; aud; oon bir h°ffe-

§offenblid; bift bu nod; nicht tot menn
bu bem ©rief liefst. Die ©riefe bie id; oon
bid) Eriege, Eommen rneifjt Nachmittags au,
mas ich tnic ja bertEen Eann.

©eil bu nid;t ba bift gehe id; Sonntags
immer mit einem alten Sanbfturrmnann
fpajieren, mas id; auch oon bir hoffe.

gd; bin ©efunb unb munter blos ein
menig bider bin id; gemorben mor all ben
fd;red, ben id; um bid; habe, gd; bin
geftern gefallen, aber
mann blos oon ber
Steppe unb nid; fd>limm
mas id; aud; oon bir
hoffe.

2lm Sage gehe id;
3 mal nad; ber^oft um
nach ©riefe oon bir ju
fragen, id; fage immer
oon meinen ©räuti-
gann, ber ©eamte
meint aber er Eennt
meinen ©räutigann
nid;t. geht gel;e id;
immer 4 mal Ihn» mas
id; aud; oon bir hoffe.

Sieber Nuguft nun
mill id; aufhören unb
ben ©rief fd>ließen.
©ins muß id; bid;
nod; fchreiben, meine
Jrau hatt mir jum
erjtcn 5 ©arg juge-
legt mas id; auch oon
bir boffe.

ij>od>ad;tungsDoll
bein ©inna.

No. 4

II
 
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