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Lustige Blätter: schönstes buntes Witzblatt Deutschlands — 30.1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.19920#0815

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5$leine3 ©elb.

3ft noch jemanb ohne gahrfd>ein? fragte bic
Schaffnerin auf ber Slcftrifhen. garooll, tiierl
©er Zentner Stomacf war mit feiner grau ein-
geftiegen unb mollfe jafilen; Sttit einem 50 %%.-
©tüd, anbers f>atte er's nicht. Kann id; nid;t
machen, fagte bie ©d;affnerin, roenn ©ie feine
SZidel haben, müffen ©e mieber abfteigen.

©enfe ja jarnid; bran; tue icf fitje, ba fiße icf.
©ie »erben fdion rausgeben fönnen. 3d nehme
ooch ©riefmatfen.

©as mar ber Slnfang einer Söfung. 2lbcr
aud; bloß ber Slnfang. ©ie ©haffnerin bot
5»ci 20 pfg.-23riefmatfen, unb nun hätte
Stomad feinerfeits micber 10 spfg. jurücfjahlen
müffen. ©ie maren aber nid;t oorhanben.

©a tnelbctc fid; fein ©egenüber, ber ihm un-
befannte gahrgaft ©htoenneberger: icf formte

Sfmen mit einem Qticfel aushclfen, bloß, »ie
friege icf ben mieber? — SBirb fid) machen
Iaffon, fagte Stomad; finb ©ie Staucher? — 2ta-
tierlid), icf roocbe. — Sta, bann geben Sie mir
ben SZidel, icf gebe 3l;nen bafür eine gigarrc,
bie foftet aüerbings 25 ©fg., ba befäme ich nach
15 Spfg. oon 3l;nen rctuhr.

3s nid; mehr r>ort;anben, oerfeßte ©d;menne-
berger, aber oielleicbt oerftänbigen mir uns auf
’n anberes £aufcbgcfd;äft; haben ©ie fd;on bie
Bedungen r>on heute früh? — Stee. — 3l|t,
bann jebc icf 3l;nen ®oß unb Sägeblatt, macht
jufammen 20 pfg., bann friege icf nod; 5 ©fg.
oon 3huen.

3a mo folt icf bic l;crnehmen? miffen ©ie,
lieber gerr, eine SJlilljärbe is fhnell jefd;afft in
©cutfhlanb hcit3utage, aber 5 Pfennig?

Sta, mic meit finb mir nu? fragte bie Schaff-
nerin ungebutbig. ©einah fertig, erflärteStomad.
©ie haben ein halbes Sttarfftüd, icf habe jmei
greimarfen unb jmei ©iorgenjeitungen, ber
frcunblid;e gerr ba bat meinen gigarrn unb jibt
mir eenen Stiefel, nu finb mir halb im ©leihen.

gct>ien bloß noch 5 Pfennig, meinte
©d;mennebcrger.

Ober eene ©had;tel 6trcid>hi>4er, bet is
basfelbe, unb bie brauchen ©ie bod> nachher,
menn ©ie fid; mit meinem Staucbftengcl amü-
fieren mollen. 3h habe grabe fo 'ne ©d;acbtel
überflüffig, mollen ©ie fe als 8al;lung annef)-
men? — Sta jemiß boh, hfit bamit!

©as Problem mar gelöft. Stomacf unb grau
erhielten ihre gahrfheine unb burften mcitcr-
fal;ren. Stid;ts einfacher als biefes. m.

Sin fd;ötter Sag.

SJian bcfpöttclt in einer Slbenbgefell-
fd;aft bei Sttr. Slsquith ben Slbcrglauben.

„llnb boh iß mand;mal ein biß-
d;en roas bran,“ fagt ber gausßerr.
„So 311m ©eifpiel neulid; morgen:
©eitn 9lufmad;en flingt mir bas red;tc
Ohr. 3h frage meine grau, mas bas
mohl 511 bebeuten habe, ©u friegft
fieger nod> n>as gutes ju hören heute,
antmortet fie. — ©nb rid;tig, nad;her
beim grühftücf fommt eine Orbonnanj
00m SBar Office unb melbet, baß
bie Sclcgramme oon ben Ktiegsfd;au-
pläßen — ausgeblieben feien!"

Ss klappt nietjf.

Slls ber rujfifd;e ©efanbte in ©u-
fareft oon einer Konferenj nach gaufe
fehrt, empfängt il;n ber ©iener mit
ber Stad;ricbt, baß mäl;renb feiner Slb-
mefenheit ein ©olfshaufe auf ber Straße
bemonjtriert habe.

„SBas mollten bic Seilte?“

„Sie fhrien: ©s lebe ber 3arl“
„Sd;ön! SBas nod;?“

„Stiebcr mit ©eutfd;tanb!"
„9tid;tig! ©nb meiter?“

„SBir forbern Stumäniens 2tnfcl;luß
an bie ©ntente!“

,,©s ift gut, gman! gaft bu bie
Seute gejäl;©?“

“3amohl, ©pjellenj, es maren brei-
unbfünfsig.“

„©u irrft, 3man, cs »erben jrnei-
hunbert gemefen fein.“

„Stein, ©pjellenj, es maren genau
breiunbfünfjig!“

©er ruffifd;e ©efanbte gel;t ein paar-
mal erregt im gimmet auf unb ab.
©ann begibt er fiel; an ben ©d;reib-
tifh unb feßt folgenbe ©erfügung auf:
„©eheim! ©ie 3af)lungen aus ben
tpropaganbafonbserfolgcn fünftig poft-
numeranbo!" M—e.

<2öeil)nad)fsfüllunc|.

Die ©affin bes ‘parifer Urlaubers: „O, mas roirb ber
gute ©affoit fid; freuen, roenn er nad;hcr, im Selb, fd;ießen roill
unb Defferfffnngeu in feinem ©eroehr finbef!“

Sprüdfe für bie $?üd)e!

©Jarfen im ©Seffer.

„Sld;, ich fpürc meine SBaben!"

©eufjt bes gaufes treue SJtutter,
„Stunbenlang mußt' id; oortn gaben
SBarten um bas ©iertel Sutter!“

SBär’ bas SBctter fclbft noch nüffer —
SJtutter mußt bid; nidit fo haben!
gaft es gier noch immer beffer
Slls bein Sttann im ©dnißengraben.

©er imßlid;e Sifh-
®ingefod;t, gebraten, frifcb,

©aljig, ölig unb geräuchert,

Siegt für unfern Sifd; ber gifd>,
goh in Sttaffen aufgefpeihert.
©nglanb ift ber „gerr im Sfteer“ —
©od; mir machen bie ©rfahrung:
©rabe aus bem ©teere her
Kommt ber garung uns als Stahrung.
Jeff-

©s bleiben ohne Raufen
©ie geirtöe rings bemüht,

©aß ©eutfd;lanb ja oon öraußen
Kein ©fiinblein gett bejieht.

®a finb mir anbre Seute!

SBir finb fulant unb nett:

SBie täglid; fliegt auch heute
©er geinb... oon uns— fein gett!

Speck.

„SJtit ©peef fängt man Sttäufc...“
©en ©prud; fennt ©nglanb fein,

®s fperrt uns [ehe ©d;leufe,

Saßt feinen ©peef herein.

SBir fühlen menig 93angen,

©as ©ing l;at feinen 8med!

©ie ©eutfd;en fann man fangen
Sticht mit noch <>hne ©pect!

Die KarfoffelpeKe.

©er Knollenfrüd;te ©d;alc,

©ie fammle forgfatn ein!

©ie bient bem ©d;»ein 311m Sttahle,
Bum Sttaf;l bient uns — bas ©htoein !
®en Stutjcn, ben bie Pell’ fd;afft,
gu förbern fei bereit!

Sttan lebt halt in „©efellfhaft
Stuf ©egenfeitigteit“. ©oefirtettcr.

t>

No. 51
 
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