Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Lustige Blätter: schönstes buntes Witzblatt Deutschlands — 32.1917

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.19918#0088

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Bdfcnblafen des Loyd George.

^Bie lange toirb Me 5reube bauern?

©n ©eifterftiinbcfyen.

2lls 8ac Slifolaus türjlid) eine fpiritifiijd;e Siljung abt;ielt, [lieg
plöl;lict; aue einet 3immere<fe .ein weiset 9febel auf, unb es begann
nad) bem Sieblingsparfüm einer ber bübfcbeften ©roßfüci.innert 511
riechen. 2luf eine befd;wi>renbe [Jrage erfuhr man, baf; f.d; Stufputin jw
einem <plauberfiünbd;en aus bem 9teid)e ber Schatten emgefunben hatte.

„Sage mir, lieber Jreunb,“ ftammelte ber 8ar, „wie bu im 3enjeits
angefommen bift t"

„SItit einem Sftagenfatarrf), 23äterd;en,“ lautete bie Stntwort.
„Ou muf;t bebenfen, baf; id; mehrere Soccer im 93aud; batte, bureb
bie ber eifige 2Binb jener 9tad;t ungetiinbert einbrang.“

„0o ijt es alfo wal;r, woran id> nod; immer jweifelte: 9ftan l;at
bict> ermorbet?“

„Seiber, 93ätercj>en, leibet! |)abe id; bir nid>t immer gejagt, bag,
id; einmal eines natürlid;en Siebes [terben würbe?“

„©ines natürlichen Siebes?“

„3a, benn nad) allem, was id) barüber Iporte, ijt es gan^ unnatür-
lich, baf; ein rufjijdper Höfling auf anbere SBcife als burd; ©rmcröung.
hierher l'ommt.“

„9Bie fül;lft bu bid) jei;t ba oben, lieber Stafputin?"

„Offen geftanben mies! SZicfdwalw, nad;bem man jahrelarg in
beiner 9täj>e war, fällt es einem ein bifjeben fd)wer, fid> plöijlidi an bie
Stbrneffungen 0011 Seuten wie Su*™ bem Sd)tedlicl;en unb “ipetet bem
©ref;en ju gewönnen.“

„211;, bu t>ajt gefelligen 93erfef)r mit biefen beiben?“

„©efetligen S3erfel>t? §mt 3iuan 6er 0d;rectlid;e l>at eine ipofaune
auf mir jerfddagen, unb fßeter ber ©rof;e meinte bei ber ©e!egenl;eit,
es gäbe nur ein SOefen, bas ein ebertfo großes 9?inbi>iet> fei wie id; ein
Salunte, — unb bas wäreft bu! Unter uns, 93äterd;en, wenn fo!d;e
Planieren hier jum gefelligen 93erfet>r gehören, bann wünfd>e id; mich
balbigjt in eine perfd;licf;bare SBolfe äurtidjujiehen.“

„®u wirft bie Söorte Meters bes ©rojjen mifjperftanben l;aben,
Staf putin 1“

„3n ber Sat, id) ijabe aud> barüber nad)gebad)t, ob er nid;t unter
bem fjatunfen oielleid;t bid; oerffanben haben tonnte. 2tef;men wir
blof; mal bie 6ad;e mit ber ljunbsgemeinen ©ehanblung ber tuffifc^crt
fjremboblfer, alfo bitte, hatte id; ba oielleid;t was mit ju tun?“

„Streiten wir nid;t, Stafputin! §at ‘pteter irgenbeiwas oon feinem
Seftament gejagt?“

„3a, er Ipat gefagt, es täte il)m leib, baf; er nid;t als 9?uf;lanbs poli-
tifd;es Siel ‘peting angegeben hätte, benn bann wäreft bu bei beiner
Steigung, rüctwärts ju marfd;ieren, wal;rfd;einlid) nad) Konftantinopel ge-
langt. Offenbar fei bas Seftamentoollftreden feine geeignete 23efd;äf-
tigung für bid;, unb bu follteft bid; lieber auf bie Kafteenäud;t legen.“
„Oer Fimmel oerjeif) mir, Stafputin, aber meine eblen 93orfat>ren
jd;einen mir ein bif;d;en tonfus. £>aft bu einmal mit ffiitte gefprod;en?“
„9ta, ber! 3ft es bir nod; nid;t aufgefallen, baf; Sir 23ucf)anan
mit einer 23eule im Kopf berumläuft?"

„3a, er meinte, es rüfwe »on einem ^enfterftügcl her, ben bet
SSinb aufgefd)lagen l;abe.“

„Hnfinnt 23on Sföitte rüt>rt e3 t)er! SBitte fifjt ben ganjen £ag
in ber 22tilcf)ftra§e unb fd)meif;t mit 9Heteorolitben nad; 23ud;anan.
©r meint, es fei ein Sfanbal, baf; man im §immel fein plräjifions-
gewel;r auftreiben fönnte, um biefen ©rjgauner wegjupu^en.“

„3a mein ©ott, f)at er benn immer nod; nicht einfeljen gelernt,
baf; bie Snglänber unfere heften 3eeunbe finb?“

„Kein ©ebanfe! Hnb bas Sdjönfte, er bat unfere feligen 22ton-
arcf)en alle auf feiner Seite. Stämlid), muf;t bu wiffen, ©buarb VII.
bat unfere Seute neulief) beim Kümmelblättcfjen bis aufs pjemb aus-
geplünbert. ltnb nun fcf)wören fie alle barauf, baf; ber King ©eorge
euch ba unten genau fo lädieren wirb.“

„2lber befter 9tafputin, ©nglanb gibt uns bod) forfwäfwenb ©elb!"
„So f)ats ©buarb f)ier oben aud) gemacht; er l;at bie anbern an-
fangs ein paar Stubel einftrcid;en laffen, unb bann f)«t er fie gerupft
wie bie 23ratf)äl;nbel.“

„2Benn id; blofe wiif^te, was id; tun foll, liebfter greunb!“

„Oas wei^ feiner, 23äterd;en. 28enn man fo oom §immel f)cr-
tmtergudt auf Stu^lanb, ba ift bas ein 23ilb wie ein roter Sarafan,
in bem bie SItotten finb. 3i»än fagte, bu follteft if)n gehörig ausllopfen,
aber Sllepanber II. meinte, fo wie er bie 2Kotten fenne, würben fie bid?
ausflopfen, unb Stolppin fügte l;inju: blofe feine Sd;läge auf ben
ßarafan, es fönnte in irgenbeiner Siafd;e Opnamit fteden. ®as befie
wär’s, wenn bu jemanb fänbeft, ber bir ein paar SKilliatben für ben
oerbammten Kittel gäbe, bann fönnteft bu mit bem Sümmcfen nad;
2lmerifa gefjen unb einen §anbe! mit atunition unb ^riebensnoten
anfangen. — So, Sätercben, unb nun muf; id; mid; empfehlen!"
„93leibe nod) ein wenig, 9fafputin!“

„2(usgefd)!offen! ©a ift bod; bie ©rofjfürftin ... bie ©ro^fürftin..
ad;, was fümmert bid; ber 2fame. 3a unb bie wünfd)t mich nodi für
eine |>albe Stunbe heute 2fbenb in ihrem 93ouboir ju materialifieren.
2llfo: Au revoir!“ — Unb wäbtenb eine neue ^arfümwoll’e aus ber
©de brang, jupfte fid) bie Stebelgeftalt eine Scf)machtlode in bie
Stirn unb perfd)wanb eilig. M—e.

No. 9

J
 
Annotationen