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Lustige Blätter: schönstes buntes Witzblatt Deutschlands — 32.1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.19918#0531

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©ro&madjf preffe.

{Die roac es Dcch? dicht immer klang's roie beut!
tDon Der Parteien dafj unD ßunft oetfchoben
Darb fie, roie oft! gejtbmäbt unD lange Beit,
ßalt's nicht als guter Con, fie febt gu loben;
„Die Deute, roelcbe ben (Beruf oerfeblt"

So-hieß es einft, bie ftets baneben fuhren,
Don benen roitb bet Ftefjbecuf erroäblt.

Die fchaffen bergehoch (Makulaturen!
Bngroifchen bat ficb mancherlei geroanDf,

Die (Einficht fügte ficb bem Bnteceffe,

DnD beute roitb oon oben anerkannt
Die tBroftmacbtftellung bet gefamten Preffe.

Don allebem roas in bet Beiten flucht
Sieb aufgebaut, Daf) es ben (Denfchen biene,

Bft fie in ihrer tiTlillionenroucbt
Die ungebeuerlicbfte Deiftmafcbine;

Sie gibt bie Richtung, orbnet fJDeg unb Plan
für bas roasCünbec benken, roas fie fühlen,
Durch DinDecniffe fprengt fie freie Dahn
Dach hoben, roeiten, unerkannten Bielen;
Selbff roo fie fehlt, roitb fDabcheif noch
entbeckt,

Sine tüchtige Kraft.

(Es ift fd)abe, bafe 3Ticbid)cr ntd)t
©olbat geworben ift. (Er bat fooiel
fCricgertfcbes, obgleich er spafenbaar •
fdmeiber ift.

3ur ©tufterung tarn er mit unterge»
fcbnalltem ©eoolocr forme einer elettrifcbcn
Oafcbenlampe am oberften Oadettlnopf.

„(Es ift der ©erficht wegen," fagte er
bebeutungsooll, „fetjn ©ie mal, genommen
werbe id) unbebingt. 2Babrfcbeinltcb
werben fie mich 311 ben fwrebpoften aus-
beben, id) höre nämlicb ausgegeidmet. 3a
unb was icb fagen wollte, ba habe ich
mir auf alle gälte ben ©etolper unb bie
Eaterne getauft. Sta unb 3ubaufe rum-
liegen läRt man folcfje gefährlichen ©ad)en
hoch nicht gern. 1>a. ift bie ©Mrtsfrau,
bie bat drei Binder, alles noch folcbe
bumme ©obren, machen ©te ficb ein ‘SStlb,
was ba paffieren tann!"

,,©ie meinen mit bem ©eoolper!"

„grcilich, freilieb!" (Er bob bas 3adcft
hoch unb tlopfte oorfiebtig auf bas 2ebcr-
fufteral. „Cfs foll ein gans febarfer fein.
®a foll man einen mit umfd)tefeen tonnen
wie . . . wie . . . na, icb fage 3bnen, ber
fällt einfach um!"

„2tber auf horebpoften barf man boeb
nicht fchtefeen. Oiebicber!"

„9la ja, aber es tann hoch mal
Dorfommen, nicht wahr. Stebmen ©te boeb
mal an, wenn icb ba nun fo flehe in
ftoeffinfterer 3tacbt unb borebe unb bord)C
unb bente an nichts, unb plötjlid), wie
aus ber (Erbe gewaebfen, ftebt ein Jant
oor mir . . ."

„®as ift ja allerbings eine unan-
genehme Sage!"

„Stiebt wahr? Sta, ba ntufe man boeb
febtefeen, ba bleibt einem boeb weiter nichts
übrig, wenn man nicht niebergefäbelt
werben will oon bem fierl wie ein ©rat-
bubn."

„Sticbts gegen su fagen, Xiebicber! 2lber
bie Eaterne, was wollen ©ie benn mit
ber?"

„28as id) bamit will? 9ta, bas ift
bod) febr einfach. ©letben wir blofe mal
bei bem galt, ben id) eben erwähnte. 2IIfo
ber Oanf ift ba, unb ich will meinen 9te-
ooloer rausfrtegen. Sta, ba mufe icb bod)
nun Eicht haben, bamit ich febe, wo ich ben
Steooloer anfaffe!" — ——

©ebabe, fd)abe, Oicbtcbcr ift endgültig
b. u. geworben! M—e.

Bhc funke übetfpeing! hie Bufallsgeile
Das enDlos Dlei, Das in Den Cettern fteckt,
ßleihagel roicD es gegen Docucteile.

IDie roac es Doch? teilt nicht Dec Rangier jetJt
Ruf eine oocmals übecfeh'ne Drücke?

Sagt ec es nicht, Daf) ec Die Pcehmacht fchätjt
Rls ffjclfecin im gcofjen Rugenblicke?

{(Darum roobl geht ec nicht ans Reichstagshaus
DnD bringt Dort feine Dotfchaft gu Dehöce?
{Darum fucht ec Den Rugenblick ficb aus
ffüc Boucnaliften unD füc ReDakteuce?

Rcb! Die Ccibunen fjnD im Sommer fort,

Sie roeilen an Dec See, im DecggelänDe,

So oiele fcbroäcmen füc Dcholungsfpoct

S)ct ,2Rnfd){cuj.

SMe Dtcutralcn: „Dticfet fo £)°d)> Setr üöttdjaeli
Oticbctget Rängen! Dtiebriger hängen!“

33m Beitpunkt unerhörter CDeltenroenDe!

Die Preffe nur oecsicbtet auf Dispens,

Sie läfit fich's Ruhe unD Drholung koften.
Sie ift „Das Parlament in Permanens",
Das Dag unD Dacht oecbacct auf feinem Poften!

Sie ift Das Sprachtohc, roelches immer tönt,
Des gangen Dolks, unD feinen {Dillen künDet,
Sie ift Die Dcgel, roelcbe immer Dröhnt,

DnD Decen Refonangkraft nie oecfchroinDet;
Sie ift Der Bonus mit Dem Doppeitfeben
Das eingeftellt auf früher unD auf Später,
Sie ift in Sonnenfcbein unD Sturmesroehen
Bugleich Das CDettec unD Das {Barometer.

Des Dingelblattes roechfelnöe Defta’t
töeböct fo fchnell gu Den geroefenen Dingen,
Doch eroig roeht Dec grofie DlättecroalD,
Bn Deffen Raufeben {Deltgefchicke klingen;
Duc Dem gehört Der Bukunft ffüheerpreis,
Dur Der roirö mit Dem Dolke fcbaffenD
leben.

Der feinen DrunDakkocD gu hören roeif)
DnD alle (DeloDien, Die Drüber febroeben!

A. M

öm Kfubfeflel.

|>crr Eebmann ging an einer ©äderet
oorbei.

3m ©ebaufenffer ber ©ädere! ftanb
eine offene, grofee ©d>ad)tel ooll lieblicher
gonbants; rofa, weife, oiolett unb gartgelb
lachten bie freundlichen Eedcreten ben
©orübergebenben an — wie mitten in ben
Seiten bes bidften gtiebens.

§>err Eebmann febritt alfo bie drei
©tufen hinan, bie 31t bem ©äderlabcn cm-
porfübrten. „2Bas toften bie ©onbons?"
fragte er bie 3nbaberin bes Eabens.

„©0, fo? ... ©011 ben ©onbons

möchten ©ie heben? ... ©ehr febönes
©fetter beute . . . ©iel gliegcn bies
3abr . . . 2Bollen ©ie nicht ’n bifeeben
©lat) nehmen? . . . ©telleicbf ba in bem
fdfönen klubfeffel? . . ."

f>err Eebmann war ein wenig per-
bliifft. Ober, um ber ©fabrbeit näher 311
fommen: er war nicht „ein wenig", fonbern
über alle ©tafecn oerblüfft. ,,3d) will gon-
bunts oon 3bnen laufen!" erwiderte er 311-
recbtweifenb, „nicht mich mit 3bnen unter-
halten unb in Obrem Sdubfeffcl herum-
fifeen. 2Bas bat überhaupt ein Klubfeffcl
mitten in einem ©äderlaben 311 tun?"

„3a, miffen ©te, lieber §err," erllärte
die ©äderfrau, „bie ©onbons find nid)t
gan3 billig. ©id)er ift ficber. (Eb’ id) den
©reis nenn' lafe id) den Sunden immer
lieber erff in ben Slubfcffel fefeen." h.

Sparfamkeif.

©tan foll jefet mit dem ©riefpapicr
nicht fo pcrfcbwenbcrifd) umgeben. 3Jtid)
perbriefet es jedesmal, wenn id) einen
©rief befomme, ber nur auf ©eite 1 unb
* 2 befebrieben ift, unb an bem bie ©eiten

3 unb 4 als unnüfecr ©allaft dran-
bammeln.

3d) fprad) übet die ©ad>e mit bem
alten dlentier firattsmann, ber ein ©par-
gcnic (gu beutfd): ©erfragen) ift: „©lei-
nen ©ie nicht. Sperr Sfrausmann, cs wäre
an ber Seit, öafe man endlich bie „©c-
fpeftblättcr" bei den ©riefbogen gang
a b f d) a f f f e ?"

„?l c i n", fagte er fühl, ,,id) bin da-
für, bafe an jedem ©rief, den id) belomme,
ein dlefpeftblatt dran i ft!"

„2lber watu in benn, fferr Äraus-
mann?"

„(Ei — bamit icb's abtrennen
unb meine 21 n t w 0 r t darauf ab-
febiden tann!"

2

No. 34
 
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